Semih Karabacak aus Calw-Heumaden und der Imam der Hirsauer Moschee Mehmet Tas. Foto: Schuon

Fastenmonat Ramadan geht zu Ende. Auch der 18-jährige Semih hat 30 Tage weder gegessen noch getrunken.

Calw - Heute ist der letzte Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan. In dieser Zeit darf am Tag weder gegessen noch getrunken werden. Viele können sich das gerade in diesem Jahr nicht vorstellen. Doch für Semih Karabacak aus Heumaden ist es eine Sache der Ehre.

Seit der Fastenmonat am 9. Juli begonnen hat, hat Semih zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang weder einen Tropfen getrunken noch einen Bissen gegessen. Doch da ist er nicht der einzige. Seit 30 Tagen fasten Millionen gläubige Muslime auf der ganzen Welt.

Der Ramadan gehört neben dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Armengabe und der Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islam. Er ist sozusagen ein Grundpfeiler der Religion. »Deshalb ist Fasten für einen gläubigen Moslem Pflicht«, weiß Semih. In diesem Jahr wegen des extrem heißen Sommers eine Ausnahme zu machen, kommt für ihn nicht in Frage: »Für die, die in unserer Heimat, der Türkei, leben, sind die Temperaturen auch kein Grund, um nicht zu fasten. Und dort ist es noch heißer als hier.«

Viele seiner Verwandten leben noch in seiner alten Heimat. Während der Fastenzeit ist er in seinen Gedanken noch öfter bei ihnen als sonst. »Ich hoffe, dass es ihnen gut geht und auch sie die meiste Zeit zu Hause und im Schatten verbringen können«, erzählt der 18-Jährige. Denn in der prallen Hitze sei es dort unerträglich.

Das steht laut dem Imam der Hirsauer Moschee, Mehmet Tas, im Mittelpunkt des Ramadan: »In dieser Zeit rücken wir alle näher zusammen, helfen uns gegenseitig und essen nach Sonnenuntergang gemeinsam«, erzählt er auf Türkisch, Semih übersetzt. Das merke er auch daran, dass während der Fastenzeit mehr Leute in die Moschee kommen als sonst. »Wir beten länger und lesen mehr aus dem Koran als gewöhnlich«, berichtet er.

Doch nicht nur das. Der Imam nimmt sich auch viel Zeit, um mit seinen Brüdern und Schwestern zu reden und ihre Fragen zu beantworten. »Meine Tür steht immer offen«, sagt Tas.

Verzicht macht ruhiger und geduldiger


Auch das Fasten an sich hat Vorteile, so wird Semih dadurch ruhiger. Er verrät, wie er es bei über 30 Grad aushält nicht zu Essen und zu Trinken: »Ich schlafe und erhole mich sehr viel und versuche mich nicht viel zu bewegen.«

»Am schlimmsten sind die letzten zwei bis drei Minuten bevor die Sonne untergeht, und es endlich etwas zu Essen gibt«, erzählt er von den Momenten, in denen ihm das Fasten am schwersten fällt.

Am Donnerstag beginnt das »Ramazan Bayrami«, das Fest des Fastenbrechens, oft auch »Zuckerfest« genannt. »Dann treffen wir uns um 6.50 Uhr in der Moschee zum Gebet«, erzählt Tas. Im Anschluss küssen die Jüngeren zuerst die Hände und dann die Stirn der Älteren. »Das ist Tradition«, meint Semih.

Danach besuchen sie die Verwandten in der Gegend. »Und zwar alle«, freut sich der Schüler der Wimbergschule. Zuerst die, die in der Nähe wohnen, danach die, die weiter weg sind. Zum Essen wird dabei traditionell »Baklava« serviert, ein süßes Gebäck aus Blätterteig.

Info: Ramadan

Zeitraum

Der neunte Monat des islamischen Mondkalenders ist der Fastenmonat Ramadan. Dieser dauert 29 oder 30 Tage. In diesem Monat sollen dem Propheten Mohammed vor etwa 1400 Jahren die ersten Suren offenbart worden sein. Wegen des Mondkalenders verschiebt sich der Zeitraum des Ramadan jährlich um elf Tage. In diesem Jahr wurde vom 9. Juli bis zum 7. August gefastet.

Wortherkunft

Das arabische Wort »Ramadan« bedeutet »brennende Hitze«. Damit wird auf das Hitzegefühl hingedeutet, das vom Durst erzeugt wird.

Verzicht

Von der Morgendämmerung müssen Muslime auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr verzichten. Außerdem dürfen sie nicht sündigen.

Fastenpflicht

Jeder gesunde Moslem ab der Geschlechtsreife ist zum Fasten verpflichtet

Ausnahmen

Vom Fasten ausgenommen sind: Kinder, alte und kranke Menschen, schwangere und stillende Mütter, schwerst Arbeitende und Reisende.