Diesel getriebene Züge wie auf der Kulturbahn sind auch auf der Hermann-Hesse-Bahn vorgesehen. Foto: Archiv: Bernklau

Hesse-Bahn: Grenzwerte werden im Calwer Stadtgebiet nicht überschritten. Landratsamt will im Herbst informieren.

Calw/Ostelsheim - "Lärm ist ein hochsensibles Thema. Das ist uns sehr wohl bewusst", sagt Michael Stierle. Das sei eine hochsensible Angelegenheit, weiß der Abteilungsleiter S-Bahn und ÖPNV im Landratsamt.

Das sei der Grund gewesen, weshalb die Behörde für den gesamten Verlauf der geplanten Hermann-Hesse Bahn ein schalltechnische Untersuchung habe anfertigen lassen. Auf Anordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe können die Einzeldaten, die an den 463 Emissionspunkten gemessen werden, aus Gründen des Datenschutzes nicht veröffentlicht werden. Allerdings kann sich jeder Immobilienbesitzer beim Landratsamt seine individuellen Werte abrufen.

Die Messungen sind durchgeführt worden, obwohl es dazu keine Verpflichtung gegeben hat. Denn, so Stierle: Weil die Strecke nie offiziell stillgelegt worden ist, gibt es kein Planfeststellungsverfahren und damit keine Anhörung der Anwohner. Ausnahme sei Ostelsheim, wo ein zweites Gleis und ein Tunnel erstellt werden und damit Neubaumaßnahmen durchgeführt werden. Zudem gibt es für neue Haltepunkte wie in Heumaden das schlankere Plangenehmigungsverfahren.

Wie Stierle sagt, werden im Calwer Stadtgebiet nur an einem Messpunkt die Grenzwerte von 59 Dezibel dB/A am Tag und 49 dB/A in der Nacht minimal überschritten. Alle anderen Werte liegen darunter.

Gemessen wurde unter Berücksichtigung des noch bis zum 1. Januar 2105 geltenden Schienenbonus. Da sei, so verweist der Nahverkehrsexperte auf die Komplexität einer solchen Schallschutzuntersuchung, nur einer von 80 Faktoren, die dort Eingang finden. Bei diesem Bonus gehe man davon aus, dass Schienenverkehr als weniger belastend empfunden wird als Straßenverkehr. So liegen die Grenzwerte um fünf dB/A höher. Stierle geht davon aus, dass auch ohne Schienenbonus die Grenzwerte nicht überall und wenn, dann nicht wesentlich überschritten werden.

Das wiederum spiele im Calwer Stadtgebiet keine Rolle. Denn die Messungen, ob mit oder ohne Bonus, seien nun mal nicht von Relevanz. Das wären sie nur, wenn es ein Planfeststellungs- oder genehmigungsverfahren gäbe.

Demzufolge stehen die Chancen für Lärmschutzmaßnahmen, wie sie Anwohner am Unteren Welzberg fordern, schlecht. Zumal es keine Zuschüsse geben wird, so Stierle.

Bei den Messungen ist davon ausgegangen worden, dass Diesel getriebene Züge wie auf der Kulturbahn auch auf der Hesse-Bahn fahren werden. Die Emissionswerte seien nur geringfügig höher als beim Elektrobetrieb.

Auch der Hinweis von Werner Wicke, vorerst Sprecher der bislang noch lockeren Interessengemeinschaft von Anliegern am Unteren Welzberg und in Heumaden, auf die Lärmschutzwände entlang der S60 verfangen bei Stierle nicht so recht. Die Züge, die dort verkehren, seien mit rund 70 Metern etwa drei Mal so lang wie auf der Hesse-Bahn. Und auch Güterverkehr rollt zwischen Renningen und Böblingen. Das werde auf der Hesse-Bahn nicht der Fall sein.

Das Landratsamt ist bereit, den Anliegern alle Informationen zur Verfügung zu stellen. Eine Einbeziehung in Planungen für den Schallschutz kann es, so Stierle, nicht geben, weil es eben auch den Schallschutz aller Voraussicht nach nicht geben wird.

Darüber hinaus will das Landratsamt im Laufe des Herbsts umfassend informieren. Geplant ist zum Auftakt eine zentrale Veranstaltung im Landratsamt. Danach folgen weitere in Calw, Althengstett und Ostelsheim.