In der Calwer Schullandschaft ist das Thema Gemeinschaftsschule noch nicht so richtig angekommen. Foto: Hölle

"Grüner Stammtisch" hat drei Experten zu Gast. Versachlichung der Debatte als notwendig angesehen.

Calw - Drei Experten zum Thema Gemeinschaftsschulen (GMS) hatte der Ortsverband der Grünen in Calw zu seinem jüngsten "Grünen Stammtisch" eingeladen: Winfried Bös vom Philologenverband, Antje Kopp von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Bruno Metzger als Schulleiter der Gemeinschaftsschule Grafenau-Döffingen. Am Ende war man sich einig, dass eine Versachlichung der Debatte nötig ist, um neben den unterschiedlichen Ansichten die gemeinsamen Interessen zu betonen.

Ab September 2014 gibt es mit Neubulach, Althengstett und Grafenau-Döffingen drei Gemeinschaftsschulen als neue Schulform in der Calwer Umgebung. Dennoch scheint es so, als ob das Thema noch nicht richtig angekommen sei in der Bevölkerung, dem Gemeinderat und der Verwaltung in Calw. Wobei Schulleiter Metzger davor warnte, aus finanziellen Gründen oder um den Schulstandort zu halten, eine GMS zu beantragen. Alle müssten beim Aufbau mitziehen: Die Stadt als Schulträger, die Lehrer als Lernbegleiter und die Eltern und Schüler als Lernwillige, heißt es in einer Pressemitteilung

Antje Kopp berichtete als Klassenlehrerin an der GMS Döffingen von der Wichtigkeit der 14-tägigen Coaching-Gespräche zwischen Lehrern und Schülern. Sie als Mentorin könne dem Schüler auf wertschätzende Weise seinen Lernfortschritt individueller zurückmelden als durch Ziffernnoten am Schuljahresende. Gemeinschaftsschulen seien nicht nur Ganztagesschulen, sondern erforderten ein neues pädagogisch-didaktisches Konzept. Hausaufgaben würde es keine mehr geben, dafür mehr Lernzeit für die Schüler, die in elf Stunden ihren individuellen Wochenplan bearbeiten würden. Dazu würden sich die Fachlehrer absprechen und den einzelnen Schüler im Blick haben, so Kopp. Der Erfolg der Schüler erlaube es auch dem Lehrer, Kraft aus der anstrengenderen Arbeit zu ziehen.

Winfried Bös berichtete aus seiner Perspektive des Gymnasiallehrers. Absprachen zwischen den Kollegen und Aufbereitung des Unterrichts in verschiedene Schwierigkeitsstufen bedeuteten nicht nur eine Mehrbelastung für die Lehrer, sondern seien im Alltag nur schwer zu leisten. Bös warnte davor, die GMS als Allheilmittel zu propagieren und damit die Lehrer an den anderen Schularten zu verunsichern.

Bruno Metzger wandte sich gegen Stimmen in der GEW, die das Gymnasium abschaffen wollen. Und er lobte zum Schluss die Landesregierung für die Entscheidung, die Grundschulempfehlung nur noch als Empfehlung anzusehen.

Dadurch überlasse die Politik den Eltern das Grundrecht, über die Zukunft ihrer Kinder zu entscheiden. Eine wertschätzende und auf den einzelnen Schüler zugeschnittene Förderung müsse das Ziel aller Schulen sein.