Bei der Führerscheinstelle im Calwer Landratsamt läuft derzeit so manches schief. Foto: Bernklau

Die Zustände in der Führerscheinstelle im Landratsamt sind schlecht . Behörde räumt Probleme ein und gelobt Besserung.

Calw - Falsch ausgefüllte Anträge, falsch ausgestellte Führerscheine, ewige Wartezeiten – in der Führerscheinstelle im Calwer Landratsamt läuft seit Monaten so manches schief. Die Fahrlehrer im Kreis sind sauer und gehen auf die Barrikaden. Und das Landratsamt gelobt Besserung.

Einst war die Führerscheinstelle Calw Pionier in Deutschland. Dort wurde erstmals die Online-Bearbeitung von Führerscheinanträgen angeboten. Zu der Zeit dauerte die Bearbeitung im Idealfall einen Tag. Derzeit kann es sein, dass Anträge bis zu sechs Wochen brauchen, bis sie bearbeitet sind. Lange haben sich die Fahrlehrer im Kreis die Zustände angeschaut. Jetzt haben sie genug und schlagen Alarm: "Früher stand diese Stelle für die Zukunft, inzwischen ist sie wieder in der Steinzeit angelangt", ärgert sich Fahrschulinhaber Ralf Vierboom aus Calw-Altburg, gleichzeitig Vorsitzender des Fahrlehrerverbands im Kreis Calw.

"Vor 27 Jahren, als ich als Fahrlehrer anfing und im Landratsamt alles noch von Hand erledigt werden musste, war es noch besser als heute." Vierboom berichtet von ewigen Wartezeiten, fehlerhaft ausgefüllten Akten – da stehen plötzlich ganz andere Führerscheinklassen in den Unterlagen als eigentlich geprüft werden sollen – und von Prüfungen, die nicht abgenommen werden können, weil das Landratsamt nicht die nötigen Unterlagen beibringt. Ausdrücklich in Schutz nimmt der Fahrlehrer die Mitarbeiter der Führerscheinstelle: "Den Mitarbeitern kann ich nichts vorwerfen", sagt Vierboom. Sein Kollege Norbert Ziegler berichtet, dass die Beschäftigten dort "bis zur Erschöpfung" arbeiten.


Für die Fahrlehrer liegt die Verantwortung für diese Situation eindeutig bei der Führung des Landratsamtes. Man habe Stellen abgebaut und gute Leute auf andere Stellen versetzt, sagt Ziegler. Früher hätten vier Mitarbeiter die Führerscheine bearbeitet, inzwischen sei es nur noch einer – "und das in Zeiten, in denen die Arbeit mehr wird", ergänzt Ralf Vierboom. Nicht nur dass durch Versetzungen überhaupt keine Kontinuität in der Führerscheinstelle herrsche, auch hätten die neuen Mitarbeiter oder die Aushilfen keine Grundkenntnisse, würden nicht eingelernt, alleine gelassen und seien komplett überlastet. Ralf Vierboom berichtet beispielsweise von einer "Vertretung der Vertretung", die angesichts der Arbeitsüberlastung in der Führerscheinstelle mit den Tränen kämpfte und nur »ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll« sagen konnte. "Das ist doch kein Zustand", ärgert sich Norbert Ziegler, der die Situation nicht auf sich beruhen lassen will. Inzwischen habe man den Fahrlehrerverband und den TÜV eingeschaltet. Ralf Vierboom hat darüber hinaus vor, sich an das Regierungspräsidium zu wenden, um die Zustände im Landratsamt zu ändern.

Dort gibt man sich indes schuldbewusst. "Die Servicequalität entspricht nicht dem Niveau, was wir wollen, zumal wir uns ja als Dienstleistungs-Behörde sehen", bekennt Thiemo Stock, Pressesprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage unserer Zeitung. Er räumt ein, dass die Vorwürfe der Fahrlehrer "nicht von der Hand zu weisen" seien. "Wir bedauern diese Entwicklung und entschuldigen uns dafür«, sagt Stock, der ebenfalls die Mitarbeiter ausdrücklich von jeder Mitschuld freispricht: »Die machen einen guten Job. Man kann ihnen nichts vorwerfen." Die Fehler seien schlicht durch das sehr hohe Arbeitsaufkommen entstanden. Es sei tatsächlich so, dass es in der Führerscheinstelle an Personal mangle: "Mehr Personal wäre nötig."

"Wir tun alles, um die Situation zu verbessern."

Es werde sich dort einiges ändern, verspricht der Pressesprecher. So werde man eine zusätzliche Kraft für die Führerschein-Stelle einstellen. Doch die könne erst im Dezember anfangen. Bis dahin werde man vermehrt Personal aus der Zulassungsstelle zu den Führerscheinen abordnen, um dadurch die Service-Qualität zu verbessern. Allerdings werde es ein paar Wochen dauern, um die Rückstände, die in der Vergangenheit aufgelaufen sind, wieder abzuarbeiten. "Wir tun alles, um die Situation zu verbessern", verspricht Stock, der allerdings einen Vorwurf der Fahrlehrer so nicht stehen lassen will. "Wir sparen nicht am Personal", sagt er. In der Abteilung würden heute nicht weniger Kollegen arbeiten als noch vor zwei Jahren.