Cathrin Di Stefano und Roswitha Benesch geben das Reformhaus in die Hände von Joachim Escher. Foto: Buck

Eine Ära geht zu Ende in der Lederstraße. Nach mehr als 20 Jahren neuer Inhaber.

Calw - Das Reformhaus und der Name Benesch waren in Calw über Jahrzehnte miteinander verbunden. Bis jetzt. Nach 20 Jahren hört Roswitha Benesch auf und übergibt das Reformhaus in neue Hände.

1999 habe man angefangen, 2005 folgte dann der Umzug in die Lederstraße, blickt Benesch zurück. Die größte Herausforderung in all den Jahren? Nach kurzer Überlegung sind sich Benesch und Tochter Cathrin Di Stefano, die ebenfalls im Geschäft tätig ist, einig: Ganz aktuell die Corona-Krise. "Die Zeit von März bis jetzt war schon hart", blickt Benesch zurück, die jetzt froh ist, einen Nachfolger gefunden zu haben.

Tochter übernimmt Geschäft nicht

Wieso nicht einfach die Tochter weitermacht? Die Antwort liegt auf der Hand, oder besser gesagt im Bauch. Cathrin Di Stefano erwartet nämlich das dritte Kind, hätte mit Familie und Reformhaus zu viel um die Ohren gehabt. "Das wäre schwierig geworden", ist Di Stefano realistisch. Daher auch der Entschluss, das Reformhaus abzugeben. "Das war schon eine schwere Entscheidung, wir haben ja alles aufgebaut", ist Roswitha Benesch durchaus etwas wehmütig, fügt aber an: "Es war die richtige Entscheidung." Zum einen ist sie inzwischen im Rentenalter, zum anderen spielen familiäre Gründe eine Rolle.

Die Entscheidung sei ihr aber leichter gefallen in dem Wissen, dass das Reformhaus nun in guten Händen sei. Auch die Mitarbeiter werden übernommen. Die neuen Hände gehören zu Joachim Escher. Der 61-Jährige betreibt 34 Reformhäuser im Südwesten – von Pirmasens, wo die Firmenzentrale beheimatet ist, über Waiblingen bis nach Mannheim. Der Mix mache es aus, erläutert Escher.

"Der Standort Calw passt sehr gut. Wir sind zwar auch in Großstädten vertreten, aber die Mittelzentren mit intaktem Einzelhandel machen es aus", so Escher. Gerade die Mischung sei wichtig in Krisenzeiten.

Insgesamt sieht der studierte Pharmazeut die Reformhäuser generell als "krisenfest". Gerade jetzt in einer globalen Pandemie spüre man, dass das Thema Gesundheit neuen Schwung bekomme. Und da passe eben das "qualitativ hochwertige" Angebot eines Reformhauses dazu.

Man strebe gemeinsam einen fliegenden Wechsel zum 1. Oktober an. Tags zuvor, ein Mittwoch, mache man am Abend noch gemeinsam Inventur – an diesem Tag ist das Reformhaus für Kunden auch geschlossen. Danach ist die Übergabe vollbracht.

Mehr Lebensmittel

Viel umgemodelt wird im Calwer Reformhaus nicht. "Ein paar energetische Dinge im Laden, LED-Beleuchtung, ein neues Schild über dem Eingang", solche Sachen würden umgesetzt, meint Escher.

Das Sortiment werde um mehr Lebensmittel ergänzt. Ansonsten hätten Benesch und ihr Team das Reformhaus "sehr gut geführt" über die Jahre. "Es ist wichtig, dass es mit dem Reformhaus jetzt weitergeht. Auch für die Kunden", sagt Benesch abschließend. Ihre Tochter und das Team bleiben der Calwer Stammkundschaft bis zum Jahresende erhalten. Zeit genug also, um sich nach 20 Jahren langsam aus dem aktiven Geschäft zu verabschieden.