Eifrige und genaue Zähler waren am Sonntagabend gefragt (von links): Tatjana Weiger, Joachim Schnell, Josef Ungermann, Karl Wolf und Jürgen Moser. Foto: Dunja Kuster

Obernheim hat einen neuen Bürgermeister gewählt – aber noch keinen bekommen: Weder Manfred Schavier noch Alexander Hofer haben am Sonntag die absolute Mehrheit der Stimmen erreicht. 21,8 Prozent hat Johannes Huber geholt, der gar nicht kandidierte.

In einer WhatsApp-Gruppe war am Samstag der Aufruf viral gegangen, andere Personen als die beiden Bürgermeister-Kandidaten Manfred Schavier und Alexander Hofer zu wählen. Und als sich abzeichnete, dass Johannes Huber für etliche die erste Wahl war, trat der stellvertretende Bürgermeister erst einmal zurück: von seinem Vorsitz im Gemeindewahlausschuss.

Schavier und Hofer liegen fast gleichauf

So war es Ulrike Bayer, ebenfalls Bürgermeister-Stellvertreterin, die knapp zwei Stunden nach Schließung des Wahllokals das vorläufige Endergebnis verkündete: Von 1233 Wahlberechtigten hatten 734 – 59,5 Prozent – ihre Stimme abgegeben, darunter 671 gültige. 255 Stimmen – 38 Prozent – entfielen auf Manfred Schavier, 250 Stimmen – 37,3 Prozent – auf Alexander Hofer, und 146 Stimmen – 21,8 Prozent – auf Johannes Huber. Sechs Stimmen hatte Frank Nann erhalten, vier Markus Haas, zwei Sabine Mayer und je eine Adolf Weber, Sonja Leibinger, Michael Bayer, Bruno Moser und Jürgen Dreher.

Der Gewählte muss eindeutig identifizierbar sein

Ein Teil der Stimmen für Huber, den seine Wähler aktiv auf den Zettel schreiben mussten, war ungültig, weil sie zu wenige Angaben enthielten, um ihn eindeutig als den Tierarzt in der Obernheimer Panoramastraße zu identifizieren. Bei einem Teil der Stimmen für Huber muss noch geprüft werden, ob sie gezählt werden können – was davon abhängt, ob es noch einen zweiten „Dr. Johannes Huber, Obernheim“ gibt – und zwar im gleichnamigen Teilort einer Verbandsgemeinde in Rheinland-Pfalz. Oder einen zweiten „Dr. Johannes Huber, Tierarzt“ – und so weiter.

Der Gemeindewahlausschuss muss nach Prüfung der Fakten darüber abstimmen, welche der 29 Stimmen ohne eindeutige Identifizierung gezählt werden dürfen.

Foto: Kuster

An der Tatsache, dass am 26. März erneut gewählt werden muss, ändert das freilich ebenso wenig wie an der Enttäuschung der beiden Bewerber: „Es war ein fairer Wahlkampf, und die Stimmen für Johannes Huber waren jene, die einer von uns gebraucht hätte“, kommentierte Hofer. Schavier stimmte ihm zu: „Es war uns wichtig, respektvoll und wertschätzend miteinander umzugehen. Mich würde jetzt das Wahlprogramm von Herrn Huber interessieren.“ Für beide sei die Situation schwierig, denn ein Bürgermeister brauche eine Mehrheit, die hinter ihm stehe, so Schavier. Wahlkampf wollen weder er noch Hofer in den nächsten zwei Wochen machen: „Wir waren jetzt sechs Wochen lang hier vorstellig.“

Für den Gemeindewahlausschuss geht die Arbeit weiter

Weiter geht die Arbeit indes für den Gemeindewahlausschuss – und Johannes Huber, der auch nicht recht wusste, wie es weitergeht: „Wir müssen jetzt erst einmal Gespräche führen.“

Lyra und Harmonie wollten dem Sieger spielen

Altbürgermeister Josef Ungermann wollte ganz sicher gehen, was erlaubt ist, und telefonierte.

Die führten die Bürgermeister der Umland-Gemeinden, zahlreiche Bürger und die Musizierenden vom Musikverein Lyra und dem Männergesangverein Harmonie, die einem Sieger ein Ständchen spielen wollten.

Der Männergesangverein Harmonie ließ sich das Singen nicht nehmen. Foto: Kuster

Vor allem aber die Mitglieder des Gemeindewahlausschusses, Hauptamtsleiterin Tatjana Weiger, Ulrike Bayer und alle, die beim Zählen halfen, darunter Altbürgermeister Josef Ungermann und Karl Wolf, Leiter der Hauptverwaltung im Landratsamt, die lieber einmal mehr zählten, um ganz sicher zu gehen.

Der Musikverein „Lyra“ spielte trotzdem ein Ständchen. Foto: Kuster