Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Hanselmann und Vorstandsvorsitzende Anita Burkhardt verdeutlichen anhand von auf die Leinwand projizierten Zahlen im Sportheim Neuweiler die Überlegungen zur Finanzierung des Seniorenzentrums. Foto: Hans Schabert

Die Generalversammlung der Bürgergenossenschaft Neuweiler hat ein neues Bauvorhaben und ein Finanzierungskonzept beschlossen, das erhöhte Baukosten sowie ausfallende Fördermittel ausgleichen soll.

„Es läuft alles gegen uns, aber wir lassen den Kopf nicht hängen.“ Mit diesen Worten unterstrich die Vorstandsvorsitzende der Bürgergenossenschaft Neuweiler (BüGeno), Anita Burkhardt, im Sportheim in Neuweiler die feste Absicht der Verwirklichung eines sozialen Zentrums für Senioren Ecke Wildbader Weg/Rathausgasse. Mit Nachdruck soll das Projekt trotz notwendig gewordener Umplanungen, davongelaufener Baukosten und Ausfall von staatlichen Fördermitteln weiterverfolgt werden.

Eigentlich sollte 2022 mit der Baumaßnahme begonnen werden. Geplant sind eine Wohngruppe für Senioren mit zwölf Plätzen, neue Räume für den im Gewerbegebiet in Neuweiler seit sieben Jahren angesiedelten Tagestreff „Herbstrose“ sowie drei bis vier Wohnungen.

Erste Probleme Gestartet wurde mit dem geplanten Teilabbruch des ursprünglich einbezogenen Hauses Wildbader Weg 10. Da traf man auf die ersten Probleme: Aus nicht vorhersehbaren, statischen Gründen ließ sich das Gebäude nicht halten. Zusammen suchte und fand man mit Fritz Kempf vom Architekturbüro Dorner und Partner eine ganz neue Lösung.

Kostensteigerung Dann der Krieg in der Ukraine und Corona: Folge waren bekanntlich Lieferengpässe für Baumaterialien und steigende, teils kaum noch zu kalkulierende Materialkosten. Eine neue Planung des besonders auch auf dem Sektor für Senioreneinrichtungen erfahrenen Architektenbüros erbrachte eine Kostenschätzung, die bei fünf Millionen Euro für das Vorhaben lag. Eine abgespeckte Version, die manches ein wenig verkleinerte und für die Wohngruppe jeweils für zwei Zimmer ein Bad und WC anstelle einer einzelnen Nasszelle für jeden Wohnraum vorsieht, reduzierte die zu erwartenden Kosten auf 4,53 Millionen Euro.

Fördermittel-Schwund Nach dem Regierungswechsel in Berlin wurden nicht nur den „Häuslesbauern“ günstige Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gestrichen, es entfielen auch 400 000 Euro für das geplante Vorhaben.

Für einen Zuschuss der Landesbank aus Mitteln des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) wurde der verbindliche Baubeginn auf Mitte dieses Jahres verlängert. Jetzt muss man befürchten, dass dadurch weitere 600 000 Euro ausfallen. Denn ohne gesicherte Finanzierung werden über den laufenden weiteren Abbruch des alten Gebäudes hinaus keine Maßnahmen eingeleitet.

Finanzkonzept Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Hanselmann unterstrich, Baustart sei selbstverständlich erst, wenn die Finanzierung des ursprünglich auf 3,6 Millionen veranschlagten Projekts gesichert sei.

Das Konzept dafür sieht vor, die im Obergeschoss entstehenden Wohnungen zu veräußern. Dies würde mit einem Finanzierungsanteil von rund 800 000 Euro zu Buche schlagen. Dann hofft die Vorstandsvorsitzende Burkhardt mit ihren Mitstreitern aus Aufsichtsrat und Vorstand zusammen auf weitere Mitglieder und Zeichner von Anteilen, die das Vorhaben mittragen.

176 Miteigentümer, die 551 Anteile zu je 1000 Euro voll einbezahlt haben, stehen bislang hinter der BüGeno. Man hofft auch auf Firmen oder „Anleger“, die zur Bereitstellung von Privatdarlehen gewonnen werden können, um nicht (zu) teuer gewordene Bankdarlehen aufnehmen zu müssen. Durch die entstandene Situation müssen die Genossen damit rechnen, dass erst im zehnten Genossenschaftsjahr eine Dividende bezahlt werden kann.

Natürlich soll weiterhin versucht werden, doch noch an Zuschussmittel zu kommen. Beim Bau mit einheimischen Handwerkern soll, um Fachplanungskosten zu sparen, soweit möglich auf deren Know-how gebaut werden. So hofft man die Mehrkosten und den Ausfall bisher erwarteter Zuschüsse ausgleichen zu können.

Beschlüsse Aus den Reihen der anwesenden rund 70 Mitglieder wurden einige Fragen zu Miete und Finanzierung gestellt, die beantwortet wurden.

Mit einstimmigen Beschlüssen stimmte die Generalversammlung den neuen Plänen, den Überlegungen zur Finanzierung durch Teilverkauf und der mit Letzterem verbundenen notwendigen Satzungsänderung zu.

Der Jahresabschluss war zuvor genehmigt worden. Das Vertrauen der Mitglieder kam in der einstimmig erteilten Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat zum Ausdruck.

Die neuen Baupläne

Als Fachfrau aus den Reihen des Aufsichtsrats der BüGeno stellte Rose Klink die neuen, noch behördlich zu genehmigenden Baupläne zusammen mit Fritz Kempf vom Architektenbüro Dorner und Partner vor. „Der neue Entwurf hat uns sofort überzeugt“, unterstrich Klink zu dem in kurzer Zeit neu durchgeplanten und genauso rasch abgespeckten Projekt. Jetzt soll ein dreiteiliger Neubau mit ebenem Hauptzugang vom Wildbader Weg her erstellt werden. Ein zur Rathausgasse hin geschlossener Innenhof beherbergt später einen geschützten Garten an dessen Rand die alte Linde mit dem früher angedachten „Lindenplatz“ als Begegnungszone anschließt. Der im vierten Stock entstehende Bereich mit Eigentumswohnungen kann in der Feinplanung für den barrierefreien Baukomplex noch den Wünschen und Bedürfnissen der Erwerber angepasst werden.