Das Landratsamt ruft die Bürger dazu auf, für den Notfall eines "Blackouts" – also eines langanhaltenden Stromausfalls – Vorsorge zu treffen. Foto: von Dittfurth

Der Kreis sieht sich für einen "Blackout" gut gerüstet. Im Ernstfall seien der Betrieb kritischer Infrastruktur und die Handlungsfähigkeit der Verwaltung gesichert. Trotzdem ruft die Kreisverwaltung die Ortenauer dazu auf, selbst vorzusorgen.

Ortenau - Das Licht geht aus, Radio und Fernseher werden still, Aufzüge bleiben stehen, Telefone geben den Geist auf, Geldautomaten und Supermarktkassen funktionieren nicht mehr, Ampeln fallen aus und Züge fahren nicht mehr – ein "Blackout" legt die Stromversorgung für einen längeren Zeitraum großflächig lahm. Hilfe von außen könnte die Ortenau dann nicht erwarten, wären in so einem Fall doch auch umliegende Kreise betroffen. Es ist ein Szenario, das seit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise zunehmend ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt ist. Kreisverwaltung und Klinikum sehen sich für den Katastrophenfall gut aufgestellt. Gemeinsam informierten sie bei einer Pressekonferenz über ihre Notfallpläne.

Amtsleiter schätzt "Blackout" als "äußerst unwahrscheinlich" ein

Urs Kramer, Leiter des Amts für Brand und Katastrophenschutz, bezeichnete einen "Blackout" im Ortenaukreis als "äußerst unwahrscheinlich". Dabei stützte er sich auf die Prognosen von Bundesnetzagentur und Netzbetreibern. Ein sogenannter Brownout – eine lokal begrenzte und angekündigte Stromabschaltung zur Stabilisierung des Netzes – habe eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, auch wenn er sie ebenfalls als "gering" einschätze.

"Durch unsere eigene Notstromversorgung ist ein Notbetrieb der Verwaltung als Teil der kritischen Infrastruktur im Rahmen der Stabsarbeit gewährleistet", so Kramer weiter. Die Kreisverwaltung – dann im reduzierten Notbetrieb – sei so auch bei einem Stromausfall "handlungsfähig". Gleiches gelte für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Allerdings könne der Katastrophenschutz nicht überall gleichzeitig sein, so Kramer. "Wir können nur punktuell und im Einzelfall Hilfe leisten." Grundsätzlich müsse jeder erstmal einige Zeit für sich selber sorgen – und sich auf den Ernstfall vorbereiten (siehe Info).

Jeder soll Verantwortung für sich selbst übernehmen

Etwas brachialer formulierte es Kreisbrandmeister Bernhard Frei: "Die Bürger müssen von der Vollkasko-Mentalität wegkommen." Jeder müsse für sich selbst Verantwortung übernehmen. Ein Ast auf der Straße könne auch von den Autofahrern selbst weggeräumt, eine brennende Mülltonne mit der Gießkanne gelöscht werden. Die rund 5800 ehrenamtlichen Wehrleute in der Ortenau würden im Fall eines "Blackouts" die Feuerwachen besetzen und seien auch auf den Straßen Ansprechpartner für Notfälle.

Reinhard Kirr, Dezernent für Sicherheit, Ordnung und Gesundheit, betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Kommunen und Hilfsorganisationen: "Es ist gut, dass Gemeinden aktuell schon Notfalltreffpunkte eingerichtet haben oder welche planen. Diese Notfalltreffpunkte sollen bei einem großflächigen, länger andauernden Stromausfall an zentralen Anlaufpunkten einer Gemeinde errichtet werden und der Bevölkerung Informationen, Kommunikationsmöglichkeiten sowie eine gewisse Notversorgung bieten."

Klinikum verfügt über große Kraftstoff-Reserven

Auch das Ortenau-Klinikum sehe sich für den Ernstfall "gut aufgestellt", erklärte Rainer Stapf, Geschäftsbereichsleiter Bau und Technik. "Die Notversorgung der Bevölkerung ist im Ernstfall gewährleistet." Sogenannte Netzersatzanlagen erlaubten bei Stromausfällen den Betrieb kritischer Technologien. Die Notstromaggregate könnten sowohl mit Gas als auch mit Öl betrieben werden – sie lieferten ausreichend Strom für 30 bis 40 Prozent des Klinikums.

Mindestens drei Tage könnte das Klinikum ohne Kraftstoffnachschub Strom selbst produzieren. Operationssäle, Notaufnahmen und Intensivstationen könnten unterbrechungsfrei mit Strom versorgt werden. Die Anlagen würden jährlich einem Stresstest unterzogen, betont Stapf. Aktuell schalte das Klinikum einmal pro Woche zu Testzwecken auf Öl um. Zum Heizen habe das Klinikum rund 300.000 Liter eingelagert, rund einen Monat könne das Klinikum so durchhalten.

Darauf sollten Bürger achten:

Der Kreis hat auf der Website www.ortenaukreise.de/stromausfall einen Flyer mit den wichtigsten Informationen rund um Stromausfälle veröffentlicht. Er enthält unter anderem auch Checklisten zur eigenen Vorsorgeplanung für einen längerfristigen Stromausfall oder "Blackout". Mehr Infos bietet auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz auf bbk.bund.de.