Bürgermeister Michael Schmitt und Kommandant der Gesamtfeuerwehr, Sascha Eichkorn (links), legen zum Gedenken an die Brandkatastrophe einen Kranz nieder. Foto: Appel Foto: Schwarzwälder Bote

Ortsbrand: Klengen versinkt in Schutt und Asche / Großer Zusammenhalt der Bürger / Region hilft

Vor 125 Jahren stand Klengen in Flammen. An dieses verheerende Unglück gedachten jetzt viele Bürger in der Klengener Kirche.

Brigachtal. Es ist wahrscheinlich der Albtraum eines jeden Bürgers, wenn das eigene Dach über dem Kopf in Flammen steht und sämtliches Hab und Gut vor den Augen verbrennt, ohne dass man etwas tun kann. Im Ortsteil Klengen ist dies vor 125 Jahren traurige Realität geworden. Grund genug, an diesen schlimmen Brand von 1893 und die daraus entstandenen Folgen zu gedenken.

Pfarrer Dominik Feigenbutz gestaltete die Gedenkfeier in der Klengener Kirche. Er erinnerte die zahlreichen Besucher an das Unglück. Gerade die Kraft des Feuers sei Basis für zahlreiche Mythen.

Nach der Feier ging es vor die Kirche. Josef Vogt und Johanna Elsäßer sprachen über Details des Brandes. Bürgermeister Michael Schmitt, der Kommandant Gesamtfeuerwehr, Sascha Eichkorn, legten am Ende der Gedenkfeier einen Kranz nieder.

Das Villinger Volksblättle und die Brigachtaler Nachrichten berichteten damals über das Unglück. Michael Schmitt stellte auch dar, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt und sehr viele Hilfe erfahren durften. Ein eigens gegründetes Komitee aus Villingen brachte Lebensmittel nach Klengen. Sieben Fuhrwerke kamen aus Donaueschingen und versorgten die Bürger mit Kleidung, Betten und Nahrungsmitteln.

In Kirchdorf im Gasthaus "Löwen" wurde eigens für die Kinder eine Notschule eingerichtet. Über ein Jahr wurden diese dort unterrichtet. Fabrikarbeiter spendeten für die Opfer. Es wurden Benefizkonzerte von Musik- und Gesangsvereinen aus der Gegend veranstaltet. Nachdem viele Bürger mithalfen, konnte bereits nach nicht mal zwei Jahren das Dorfgeschehen wieder relativ normal ablaufen.

Vor dem großen Brand war Klengen ein wohlhabender Ort. Das Schicksal schlug dann zu: "Am Mittwoch, 26. April 1893, gegen 11.30 Uhr ertönt der Feuerruf. Zwei vierjährige Kinder spielten hinter dem Haus von Franz Käfer. Sie machten ein Feuerle unter einem Streuhaufen. Im nächsten Augenblick schlugen die Flammen an dem mit Schindeln bedecken Ökonomiegebäude empor." So beschreibt die Klengener Chronik den Auslöser des Brandes.

Gerade mal vier Häuser von insgesamt 72 konnten gerettet werden. 450 von 657 Einwohner wurden obdachlos. Die meisten verloren alles, konnten gerade die Kleidung retten, die sie am Leib trugen.

Viele Menschen wurden verletzt. Es gab keine Toten. Blitzschnell griffen die gefräßigen Flammen an dem Haus empor und ebenso rasch griff das Feuer auf andere Häuser über.

Die Klengener Feuerwehr war rasch zur Stelle, aber machtlos. Denn während sich die Feuerwehrleute gegen die entfesselten Flammen wehrten, sprang das Feuer von Giebel zu Giebel.

Den Feuerwehren, die mit großer Aufopferung arbeiteten – anwesend waren etwa zwölf bis 15 – gelang es, den Großbrand um zwei Uhr einzudämmen.

Die entstandene Hitze war so fürchterlich, dass selbst die Brunnenstöcke verbrannten. Viele Tiere konnten sich auch nicht retten. Ein Rind, 30 Schweine und viel Geflügel sowie Hunde und Katzen fielen den Flammen zum Opfer.

Insgesamt entstand ein Schaden von rund zehn Millionen Euro, meinte Vogt. Damals entsprach das rund 1,6 Millionen Mark.

Das Bild von Klengen habe sich durch den Brand verändert, erklärte Bürgermeister Schmitt. Dies begründete Johanna Elsäßer damit, dass die Straßenzüge begradigt und verbreitert wurden. Die Geschädigten hatten damals nur eins im Kopf, den Ort schnell wieder aufzubauen und wieder mit Leben zu erfüllen. Bereits einen Tag nach der Katastrophe begannen die Klengener wieder mit dem Aufbau des Ortes. "Männer, Frauen, Senioren und die Kinder griffen zur Schaufel, zu Pickel und Brecheisen", so Vogt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht wurden Trümmer weggeräumt und Mauern, die einsturzgefährdet waren, weggesprengt, so Elsäßer. Als in den Trümmern noch Kleinigkeiten gefunden wurden, die dem Feuer nicht zum Opfer gefallen waren, haben sich die Bürger gefreut. Aber sie weinten auch über ihre verlorenen Habseligkeiten.