Baugebiet: Der Palmhof wird ein zu Hause auch für Algen

Bräunlingen (guy). Wer der Meinung ist, Sitzungen des Gemeinderates seien langweilig, beherrscht von endlosen Debatten in bürokratischer Sprache abgehaltene Veranstaltungen – der irrt gewaltig. Nicht nur gibt es dabei Neues über die jeweilige Gemeinde zu erfahren, mitunter wird es auch regelrecht unterhaltsam und sogar äußerst lehrreich. Oder wissen Sie, was Euglena ist?

Dafür dürfte sicher eine Erklärung notwendig sein. In Bräunlingen diskutierten die Räte zuletzt über den vorhabensbezogenen Bebauungsplan des Palmhofes mit seiner Biogasanlage. Auf dem Gelände ist dabei auch Platz für Gewächshäuser vorgesehen. Was genau dort dann angepflanzt werden soll, steht noch nicht endgültig fest. Gemüse eventuell, aber möglicherweise auch Algen, die eigentlich eher im Ozean zu Hause sind. Algen? Ja, wirklich: Algen.

Was will man denn in Bräunlingen mit Algen machen? Das fragt auch CDU-Stadtrat Thomas Held. Der zuständige Planer Arnold Niehage kennt entsprechende Anlagen, weiter im Norden, in denen Algen kultiviert werden. Das sind sogenannte Euglena.

"Die werden mit hohem Effizienzgrad gezüchtet, schließlich geerntet, getrocknet, zermahlen und entsprechend aufbereitet", erklärt er. Und dann? "Dann werden daraus Wirkstoffe gewonnen, die in der Chemotherapie benutzt werden, um Krebs zu bekämpfen", so Niehage. Hoppla.

Wer noch daran dachte, hier eine Beilage für einen etwas salzigen Salat zu finden, hat sich wohl getäuscht.

Mit dem fertigen Produkt aus der Alge können dann in der Vermarktung hohe Preise erzielt werden: "Der Bedarf besteht", sagt der Planer. Nahrung für die Algen gebe es über die Biogasanlage. Nicht schlecht. Was jedoch gebraucht werde: Viel Licht, innen und außen. Wieder was gelernt beim Besuch der Bräunlinger Gemeinderatssitzung.