Begeistertes Staunen: Maria die Gauklertochter schart etliche Zuschauer um sich. Ihre Jonglier-Künste mit dem Diabolo lockert sie zwischendurch mit Geschichten auf. Foto: Sigwart

16. Auflage bei Kaiserwetter und mit buntem Programm. Jede Menge gute Laune und Unterhaltung geboten.  

Bräunlingen - Der 16. Straßenmusiksonntag lockte vor allem am gestrigen Sonntag mit Kaiserwetter Tausende in die mittelalterliche Stadt.

So kunterbunt wie am Straßenmusiksonntag erlebt man Bräunlingen eigentlich nie. Musikgruppen, Gaukler, Händler, Gastronomen und Vereine, sie alle verwandeln die Zähringerstadt an diesem Wochenende in ein pulsierendes Etwas aus Musik, guter Laune und ganz viel Stimmung...

Teller fliegen ins Publikum

 Der Straßenmusiksonntag begann am Samstagabend mit den Kleinkunstpreisträgern Gogol und Mäx. Trotz sinkender Temperaturen und vereinzelten Regenschauern lockten sie die Besucher zahlreich zu sich an die Hauptbühne vor dem Bräunlinger Rathaus. Nicht ohne Grund: Sie waren einfach gut und zogen das Publikum immer weiter in ihren Bann. Gogol, der strenge Konzertmusiker, und der gutmütig-schusselige Mäx konkurrierten um die musikalische Vorherrschaft. Plötzlich tauchte ein Teller auf der Bühne auf, der beinahe zu Bruch ging. Kurze Zeit später zieht Mäx stapelweise neues Porzellan aus einer Kiste, er schwankt, stolpert, wirft sie zu Gogol. Es geht hin und her, und plötzlich: Fliegen die Teller durch die Luft in Richtung des Publikums. Ein Aufschrei. Verletzte? Nein. Aufatmen. Es sind lediglich Papierteller, der Effekt dafür ein sehr realer.

Von wegen konservativ

 Schaute ein Besucher auf den Auftrittsplan der verschiedenen Künstler in den Bräunlinger Straßen und Gassen, dann ging er womöglich davon aus, dass eine Stadtmusik ein ganz klassisches Programm bietet. Verschiedene Musikstücke, eine Polka, ein paar Märsche. Wie man es von vielen Konzerten eben kennt. Die Gäste aus Bräunlingens Partnerstadt Bannewitz belehrten die Besucher des Straßenmusiksonntags da jedoch eines Besseren. Sie sorgten in der Dekan-Metz-Straße für Unterhaltung. Und da konnte es schon mal Musik geben, die sehr psychedelisch klang, ein Free-Jazz nach Bannewitzer Art, mit Violine, Trompete, Schlagzeug und Essstäbchen, dass sie Saiten der Gitarre zum Klingen bringt. Frisch und herrlich anders.

Ein Lied für das Festival

 Lieder wurden am Sonntag in der Innenstadt viele gesungen, von Gauklern, Musikanten, Blues-Gitarristen, Liedermachern. Aber die meisten davon handelten von irgendwelchen Begebenheiten, die die jeweiligen Künstler erlebt haben und von denen sie dem Publikum in Bräunlingen berichteten. Nicht so Walter Scheuble aus Aasen, besser bekannt als Dä Barde vu dä Baar. Er hat dieses Jahr ein ganz eigenes Lied für den Straßenmusiksonntag gedichtet.

Beim offiziellen Empfang zum Festauftakt am Samstagabend sorgte er damit im Rathaus für Stimmung. Und der ganze Ratssaal sang mit: "Z'Briilingä isch Suntig, dä letzte im Auguscht, jeder packt siin Krempel, de Musikant die Luscht. Klänge und Gerüche fülled iisri Luft, heut könnt ihr sie genießen, morge ischs verpufft."

Die Fraktionen tanzen mit

 Die Gäste aus Bannewitz sind regelmäßiger Gast in Bräunlingen und sie hinterlassen jedes Mal aufs Neue ordentlich Eindruck. So auch 2018. Beim Empfang im Rathaus sorgen sie für den musikalischen Rahmen. Da wird dann der Schneewalzer benutzt, um daraus ein Stimmungslied für den Straßenmusiksonntag zu machen. Zur Melodie von "Kommt ein Vogel geflogen" soll ein weiteres folgen. Dazu fordert Elisabeth Scholz vom Bannewitzer Musikverein Vertreter der Gemeidneratsfraktionen auf, nach vorne zu kommen. Es findet sich auch je ein Stellvertreter, nur von der SPD ist niemand da. Gut, dass die Stadtmusik Murten auch dabei ist, aus ihren Reihen findet sich rasch eine Vertreterin für die Sozialdemokraten, stilecht, im roten Hemd.

Ein Geschenk für Jürgen Guse

 Elisabeth Scholz vom Bannewitzer Musikverein freut sich, dass auch Alt-Bürgermeister Jürgen Guse immer noch mit Eifer beim Festival dabei ist, dort sogar auftritt. Da sie bei seiner Verabschiedung nicht sein konnte, überreicht sie ihm nachträglich ein Geschenk. "Meistens sind es ja die Frauen, die unter den zum Rentner gewordenen Männern zu leiden haben", sagt Scholz und zückt ein Buch mit dem Titel "Es ist nur eine Phase".