Zugverspätungen bis zu zehn Minuten: Gerade benötigen die Züge der Südwestdeutschen Landesverkehrs-Aktiengesellschaft (SWEG) im Kinzigtal oftmals länger, als in den Fahrplänen für die Strecken vorgesehen ist. Foto: Kauffmann

Wut und Spott über Situation. "Auf Bahnstrecke schaukeln sich Verspätungen auf".

Bisingen - Verspätungswahnsinn am Bisinger Bahnhof: Kein einziger Zug kommt pünktlich. Lange müssen die Fahrgäste in der morgendlichen Kälte ausharren. Sie reagieren teils mit Wut, aber auch mit Spott - wir haben uns am Bahnsteig umgehört.

Morgens am Bahnsteig in Bisingen tönt die Stimme aus dem Lautsprecher: "Information zu Hzl 86229 nach Sigmaringen, Abfahrt 8 Uhr, heute zirka 15 Minuten später." Ein Raunen geht durch die Wartenden am Bahnsteig: "Erst waren es zehn Minuten, dann 15", klagt ein Wartender, ein anderer poltert: "Das kann doch nicht sein."

Seit Wochen ist das Alltag am Bahnhof in Bisingen. "Die Krönung wäre, wenn der Schaffner jetzt noch den Fahrschein kontrollieren würde", sagt Reiner Schmidt mit beißendem Spott, während endlich die Lichter eines Triebwagens in der Ferne schimmern.

Durchschnittlich kommt die Bahn elf Minuten zu spät

Der Schwarzwälder Bote hat beim Betreiber der Schienen, DB-Netze, nachgefragt: Wie viele Minuten können die Fahrgäste später an den Bahnhof kommen? Man führe keine Statistik, wiegelt ein Pressesprecher ab. Unsere Zeitung war vor Ort: Am Donnerstag zwischen sieben und zwölf Uhr sind die Züge in beide Richtungen durchschnittlich jeweils etwa 11 Minuten zu spät gekommen. Am längsten haben die Bisinger auf eine Verbindung nach Sigmaringen gewartet: Der Zug ist 17 Minuten zu spät gekommen (siehe Grafik).

Auf die Verspätungen angesprochen, meint die Reisende Jennifer Dzeladinov: "Das ist total nervig. Das kann doch nicht sein." Und Marc Höllster echauffiert sich: "Ich bin schon auf den Bus umgestiegen. Jedes Jahr zahlt man mehr fürs Ticket, und die Züge kommen immer später." "Wir wollten schon einen Beschwerdebrief an die HzL schicken", berichtet Sarah Holloch, Höllster wirft ein: "Du glaubst ja selbst nicht, dass die das interessiert."

"Auf der Bahnstrecke schaukeln sich die Verspätungen auf"

Der Schwarzwälder Bote hat bei der SWEG nachgehakt: Pressesprecher Christoph Meichsner macht für die Verspätungen nicht ausschließlich die Hitzeschäden im Gleisbett verantwortlich. Erschwerend hinzu komme die Eingleisigkeit der Strecke zwischen Sigmaringen und Tübingen. "Auf der Bahnstrecke schaukeln sich die Verspätungen auf." Was die Gleise anbelangt, verweist der auf DB-Netze. Von dort heißt es: "Ab November läuft der Verkehr auch in Bisingen wieder normal." Bis dahin brauchen die Bisinger Geduld.

"Erst heißt es, der Zug kommt fünf Minuten später, dann sind es zehn, dann 20 Minuten. Das regt einfach auf, wenn man Termine hat", ärgert sich Marcel Glasbrenner, der, von Balingen kommend, gerade ausgestiegen ist.

Derweil stehen viele Fahrgäste am Crêpes-Stand für einen Kaffee Schlange, mit dem sie die Wartezeit überbrücken wollen. Alex König steht bei Gleis eins vor dem Bahnhofsgebäude: "Ich habe die Hoffnung, wenn es jetzt noch kälter wird, dass die Züge wieder pünktlich fahren", sagt sie gelassen und blickt geduldig auf die Gleise, während der Herbstwind wirbelt.