Bisingen - Das Parkplatzproblem ist ein Thema, das auch den künftigen Gemeinderat beschäftigen wird: Zwar ist das Parken an vielen Stellen zeitlich beschränkt, doch offenbar halten sich daran nicht alle. Bringt eine Knöllchen-Patrouille die Lösung?

Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Vor-Ort-Termin auf dem Parkplatz Im Eibach. Ein Lastwagen absolviert gerade einen Slalom: Der Fahrer bugsiert den tonnenschweren Müllwagen durch die Straße – und leistet zentimetergenaue Kleinstarbeit, vorbei an den der Straße entlang geparkten Autos. Eine Situation wie auf Bestellung. Während der Lastwagen mit viel Lärm vorbeiknattert, deutet Klaus Ertl mit dem Finger auf den Straßenrand: "Da steht morgens alles voll." In der Sitzung vom vergangenen Dienstag hat der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler genau das zum Thema gemacht, und schon jetzt zeichnet sich ab, dass auch der neu besetzte Gemeinderat sich damit auseinandersetzen wird.

"Hier vollzieht sich jeden Morgen ein Parkchaos", führt er auf Nachfrage aus. Ertl weiter: "Die Parkplätze reichen dann für die Patienten, die zum nahegelegenen Ärztehaus müssen, nicht mehr aus. Die Folge ist, dass kreuz und quer behindernd geparkt wird." Gehbehinderte Menschen "finden keinen Parkplatz und drehen Runde um Runde". Jede Menge Dauer- und Langzeitparker blockierten die Stellplätze. Deshalb bringt Ertl eine Zwei-Stunden-Regelung mit Parkscheibe und Kontrollen ins Gespräch.

Solche Kontrollen kann er sich ebenso für die Längsparkplätze entlang der Hauptstraße vorstellen. Erlaubt ist das Parken dort für maximal zwei Stunden, doch Langzeitparker versperrten den Platz für die Kunden. Ertl: "Es kann nicht sein, dass wir die Geschäftsinhaber hier allein lassen. Sie brauchen unsere Unterstützung. Leerstände haben wir schon genug."

Tatsächlich besteht auch in der Hauptstraße Verbesserungsbedarf. Das zeigt eine Umfrage unter den dort ansässigen Einzelhändlern. Die Verkäuferin in einer Bäckerei ärgert sich am späten Vormittag etwa: "Dieses Auto steht schon seit heute Morgen da." Eine weitere Bäckerei in der Heidelbergstraße behilft sich mit der Drohung, Autos nötigenfalls abzuschleppen. "Seither ist es besser geworden", sagt die Verkäuferin hinter der Theke auf Nachfrage. Und wer kennt sie nicht, die Staus, die entstehen, wenn jemand sich seitwärts in eine Lücke zwängt, während die wartenden Autofahrer nur noch genervt sind.

Guido Petran, Vorsitzender des HGV Bisingen, erkennt die Problematik und warnt auf Nachfrage vor Strafzetteln: Die Parkscheibenregelung sei zwar sinnvoll, aber – so seine Befürchtung – der Ärger über Knöllchen könnte sich auf die Geschäfte übertragen. Man wolle die Kunden ja nicht vergraulen. Bisher besteht zwar eine Parkscheibenregelung, diese wird aber nicht durchgesetzt.

Für Johannes Ertelt, Inhaber der gleichnamigen Apotheke, kann der Einzelhandel nicht auf Parkplätze verzichten: "Die Konkurrenz und der Druck für den klassischen Einzelhandel durch Ketten und Onlinehandel ist groß. Daher sind Kundenparkplätze ein wichtiger Standortfaktor."

Ein Vollzugsdienst der Gemeinde wäre frühestens im Jahr 2020 realisierbar

Wie Bürgermeister Roman Waizenegger auf Anfrage mitteilt, werde die Verwaltung den Vorschlag Ertls prüfen, aufbereiten und dem Gemeinderat "noch dieses Jahr" zur Diskussion vorlegen. Und weiter: "Für einen Gemeindevollzugsdienst, wie von den Freien Wählern gewünscht, haben wir aktuell keine Stelle im Haushalt eingestellt." Das Vorhaben sei frühestens nächstes Jahr realisierbar. Ein Gemeindevollzugsdienst wäre nichts Neues: Im Jahr 2000 sei der bis dahin bestehende Dienst im Einvernehmen mit dem Gemeinderat abgeschafft worden.

Wie Waizenegger weiter mitteilt, befindet sich eine Fläche von gut 1000 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zum Ortskern im Besitz der Gemeinde. (Die Fläche entstand nach dem Kauf der Gebäude in der Hauptstraße 3 und 5, die Hauptstraße 7 befindet sich schon im Besitz der Gemeinde.) 20 bis 25 Parkplätze ließen sich darauf einrichten, wenn die Gebäude abgerissen werden. Waizenegger: "Das Gebäude Hauptstraße 7 wird zur Zeit als Asyl- und Obdachlosenunterkunft genutzt. Die Nutzung als Parkfläche wird dort sicherlich einmal in Zukunft umgesetzt, gerade vor dem Hintergrund, den Marktplatz autofrei zu bekommen." Man könne sich an dieser Stelle auch ein mehrgeschossiges Parkhaus vorstellen. Für den Parkplatz Im Eibach gibt es Gedankenspiele, die ein "einfaches Parkdeck" (als Stahlkonstruktion) vorsehen.

Auch HGV-Vorsitzender Guido Petran sieht zusätzliche Parkplätze als Lösung – und merkt an: "Manche Leute sind nur glücklich, wenn sie direkt vor der Tür parken können."

 Ein Gerücht?

Geht es um Parkplätze in Bisingen kursiert derzeit das Gerücht, dass Wohnungen mit Parkplatz gekauft werden und die neuen Eigentümer den Autostellplatz danach wieder verkaufen, um Geld zu sparen. Sie stellten ihr eigenes Auto auf einen öffentlichen Parkplatz. Recherchen des Schwarzwälder Boten bestätigen dieses Gerücht nicht. Ein Immobilienexperte der Volksbank Hohenzollern-Balingen (die auch in Bisingen aktiv ist), teilt jedoch mit, dass bei vielen Projekten Wohnungen und Stellplätze für Autos getrennt voneinander gekauft werden können.

 Konstituierende Sitzung

Der Gemeinderat trifft sich am heutigen Dienstag, 16. Juli, um 19 Uhr im großen Saal der Hohenzollernhalle zur konstituierenden Sitzung (erste Sitzung des neu besetzten Gremiums nach der Kommunalwahl). Ausscheidende Mitglieder werden dabei verabschiedet und geehrt und die neuen Räte verpflichtet. Auch die Ortsvorsteher werden bei dieser Sitzung gewählt.

Kommentar: Einfach gehen

Ganz schön wenig Plätze: Wer in Bisingen parken will, muss an manchen Tagen und zu bestimmten Zeiten lange suchen. Da drehen viele suchend ihre Runden mit dem heiligen Blechle, und beim Längs-Einparken stauen sich die Autos dann zurück bis zum Kreisverkehr. Welch Freude. Hauptsache noch näher an den Eingang gefahren. Man hat den Eindruck, dass manche am liebsten direkt in den Laden hineinfahren und den Einkauf durch die heruntergelassene Scheibe erledigen wollten.

Ja, es könnten mehr Parkplätze in Bisingen sein. Doch Bequemlichkeit löst die aktuelle Situation nicht. Wenn jemand nicht auf Rollator, Stock oder Rollstuhl angewiesen ist: Was spricht dagegen, ein paar Meter zu Fuß zurückzulegen? Auch in der Bahnhofstraße gibt es zentral gelegene Parkplätze. Zum Marktplatz sind es von dort aus nur wenige Gehminuten.