Das Gasthaus Adler in Thanheim schließt. Nun möchte der Ortschaftsrat mit einem Fragebogen herausfinden: Würden die Einwohner eine Bürgerwirtschaft finanziell und ideel unterstützen? Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Rundschreiben geht alle Thanheimer Haushalte / Kann der Schwanen in Nehren Vorbild sein?

Was wäre eine Gemeinde ohne Gaststätte? Eine Frage, die in Thanheim immer drängender wird. Schon in wenigen Wochen wird die letzte geöffnete Wirtschaft, der Adler, schließen. Für die Alternative dazu setzt sich der Ortschaftsrat ein.

Bisingen-Thanheim. Wie geht es weiter, wenn das Gasthaus Adler schließt? Eine Thema, mit der sich der Ortschaftsrat von Thanheim bereits in seiner Oktober-Sitzung befasst hat. Das Gremium hat inzwischen einen Fragebogen und eine Mitteilung ausgearbeitet, die an alle Haushalte geht. Darin heißt es unter anderem: "Die klassischen Dorfgaststätten tragen nicht nur zum ländlichen Charme bei, sie sind auch ein wichtiger sozialer Ort, ein Treffpunkt für Kommunikation und das Miteinander, ein Ort örtlicher Identität. Ihr Verschwinden ist ein Verlust für die Lebensqualität des ländlichen Raums."

Es gehe dabei nicht nur um Essen und Trinken, sondern um einen "Kulturverlust". Eine Studie des bayerischen Wirtschaftsministeriums bezeichne das Wirtshaus "nicht nur als Knotenpunkt im dörflichen Geschehen", sondern auch als "veritable kulturelle Institution, vergleichbar mit der Pfarrkirche".

Mit dem Fragebogen will das Gremium herausfinden, ob und inwieweit die Thanheimer bereit wären, bei einer Bürgergaststätte mitzuwirken. Dabei schließen sich Einwohner in einem Verein oder einer Genossenschaft zusammen, um eine Wirtschaft in Eigenregie zu betreiben.

Wie Ortsvorsteher Rudolf Buckenmaier auf Nachfrage erklärt hat, soll Mitte Dezember ein Vor-Ort-Termin im Gasthaus Schwanen in Nehren stattfinden. Dort gibt es bereits eine Genossenschaft, die eine Gaststätte betreibt – und das ziemlich erfolgreich. Ob das auch ein Modell für Thanheim sein könnte, möchten die Teilnehmer des Termins ausloten.

Im Schreiben an alle Haushalte steht dazu: "Ein wichtiger Aspekt des Bürgergaststätten-Konzeptes ist die ideelle und finanzielle Beteiligung der Bürger. Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde sollen gewissermaßen Miteigentümer der Bürgergaststätte werden, indem sie zum Beispiel Anteilsscheine zeichnen oder Mitglied in einem neu zu gründenden Förderverein werden." Wie hoch die "finanzielle Beteiligung" sein wird, darüber konnte Buckenmaier auf Nachfrage noch keine Auskunft geben: "Wir sind noch in den Kinderschuhen."

"Wir warten ab wie die Resonanz wird", sagt Buckenmaier auf Nachfrage. "Je mehr Antworten, desto repräsentativer ist die Meinung der Bürger", heißt es im Schreiben an alle Haushalte.

Und das ist aktuell nicht der einzige Unsicherheitsfaktor: Wenn ein Investor den Adler kauft, der das Gebäude als Rendite-Objekt vermarkten will, wird es dort auch auf Dauer keine Gaststätte mehr sein. Buckenmaier sagt dazu, dass es "Mittel und Wege" gebe und hat auf das leer stehende ehemalige Rössle verwiesen. Ein Glückstreffer wäre es jedoch, wenn ein Gastronom das Gebäude erwirbt. Dann könnte der Adler weiterbetrieben werden wie gehabt.

Aus Altersgründen wollen die bisherigen Betreiber die Gastronomie aufgeben. Das Gebäude soll verkauft werden.

 Die Umfrage: Die Bürger können den Fragebogen des Ortschaftsrats bis kommenden Montag, 25. November, in den Briefkasten des Thanheimer Rathauses werfen oder einem Ortschaftsrat übergeben.

 Der Schwanen: Im September 2016 stand Nehren vor dem gleichen Problem wie Thanheim: Die letzte Gaststätte im Ort hat geschlossen. Darauf hat sich eine Genossenschaft gegründet, an der die Bürger von Nehren sich finanziell beteiligten. Die Gaststätte war so erfolgreich, dass dort Fremdenzimmer eingerichtet und Service-Personal angestellt wurde.