Alexander Stauß würde einen erheblichen Teil der von ihm landwirtschaftlich genutzten Flächen verlieren, falls das neue Gewerbegebiet eingerichtet wird. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Landwirt Alexander Stauß kritisiert den Entwurf zum Gewerbegebiet zwischen B27 und L391

Das interkommunale Gewerbegebiet ist im Gespräch, und es regt sich Kritik: Von Alexander Stauß, der den größten Teil der vorgesehenen Fläche landwirtschaftlich nutzt. Er sagt: "Der Betrieb ist mein Leben, das will ich nicht aufgeben."

Bisingen. "Ohne Flächen gibt es keine Landwirtschaft", sagt Alexander Stauß vom Riedhof zum interkommunalen Gewerbegebiet. Er bewirtschaftet bislang gut zwei Drittel der Fläche, auf der sich künftig Industrie ansiedeln soll. Wenige Hektar der Felder zwischen B27 und L391 befinden sich in seinem Besitz, den größten Teil hat er gepachtet. Und falls das Gewerbegebiet tatsächlich vom Gemeinderat beschlossen und realisiert wird, werde er die Felder, die ihm gehören "auf keinen Fall" verkaufen.

Dafür hat er gute Gründe. Auf dem Areal an der B27 baut er bislang Brotweizen, Hafer, Futtergerste und Silomais an. Von dort sollte das Futter für die Tiere geerntet werden, die er in einem neuen Stall unterbringt: Die Bauarbeiten dazu beginnen gerade, der Kran steht auf dem Hof. Einen hohen Betrag wolle er investieren. Außerdem hatte er vor, die Milchviehhaltung auszuweiten. Wenn er die Felder in einem Umfang von etwa 25 Hektar durch das neue Industriegebiet verliert, wäre der Betrieb in "jetziger Form" nicht weiterzuführen. Diese Entwicklung "war in meinen Planungen nicht vorgesehen", erklärt Stauß. Wie es weitergeht, falls das interkommunale Gewerbegebiet eingerichtet wird? Stauß: "Das weiß ich auch noch nicht."

Bereits bei der Ost-Erweiterung des Industriegebiets Nord ist der Aderlass, den der Landwirt verkraften muss, enorm: Von den insgesamt 6,5 Hektar, um die das bestehende Gewerbegebiet erweitert werden soll, bewirtschaftet er ebenfalls zwei Drittel – die er auch verliert, falls die Gemeinde als neue Eigentümerin seinen Pachtvertrag kündigt.

Und nun könnten – falls dieses Projekt realisiert wird – weitere Flächen hinzukommen, die für das interkommunale Gewerbegebiet benötigt werden. Es sei keine einfache Aufgabe, Flächen in dieser Größenordnung woanders wieder zu finden. Im Gespräch stellt er auch die Frage, wo er das Futter für die zusätzlichen Tiere hernehmen soll? "Vom Ausland importieren?", fragt er kritisch. Deshalb sagt der 32-Jährige: "Nicht nur als betroffener Landwirt, sondern auch als junger Bisinger war ich geschockt über die Pläne zum interkommunalen Industriegebiet."

Bei solchen Ausmaßen, "scheint Augenmaß und Vernunft in manchen Rathaussesseln abhandengekommen zu sein". Und weiter: "Wo sollen künftige Bisinger Generationen ihren Platz zur Gestaltung von Industrieflächen bekommen, wenn eine derart riesige Fläche, mit freundlicher Unterstützung Balingens, schon jetzt verbraucht wird?"

Zum Glück sei der Regionalplan ist derzeit noch nicht in Stein gemeißelt, derzeit ist noch alles offen. Stauß: "Auch wenn in Balingen jetzt schon Fläche knapp ist, warum sollen wir unsere Flächen dafür opfern, um dann in wenigen Jahren in derselben Situation zu sein?"

Fairer Ausgleich?

Und weiter: "Wo liegt der faire Ausgleich wenn in Bisingen eine riesige Kulturlandschaft zerstört wird, und in Balingen dafür Ausgleichsfläche geschützt wird? Wohl kaum darin, dass wir Bisinger auch noch einen ordentlichen Anteil an Gewerbesteuereinnahmen nach Balingen überweisen dürfen."

Wo künftig Nahrungsmittel produziert werden sollen, wenn die "wenigen wertvollen Äcker" im Zollernalbkreis verloren gehen, will er wissen. Einen Ausweg sieht er im Bisinger Gemeinderat: "Es bleibt zu hoffen, dass sich der Bisinger Gemeinderat mehr Gedanken zu diesem Thema macht als mancher Rathauschef", sagt Stauß.

Das interkommunale Gewerbegebiet soll auf einer Fläche von 38,5 Hektar zwischen der Bundesstraße und der Verbindungsstraße nach Grosselfingen entstehen. Das Projekt befindet sich ganz am Anfang. Noch ist es im Bisinger Gemeinderat nicht besprochen worden. Das Gremium könnte das Gewerbegebiet auch ablehnen. Aufgekommen ist das Thema, weil die Stadt Balingen keine Flächen mehr für Gewerbe vorweisen kann. Zahlreiche Fragen sind ungeklärt. Unter anderem, wo die Ausgleichsflächen ausgewiesen werden und welche Gemeinde wie viele Steuern erhält.