Lebendig und anschaulich – auch dank eindrucksvoller Fotos – erzählte Andreas Seltmann in der VR-Bank Heuberg-Winterlingen von seiner Auszeit mit seinem Sohn in Neuseeland und was er daraus gelernt hat. Foto: Eyrich

30 Tage mit seinem Sohn Tim alleine in Neuseeland – und ein Delfin – haben das Leben von Andreas Seltmann verändert: zum Positiven. In der VR Bank hat er erzählt, was er dabei gelernt hat, und wunderschöne Bilder gezeigt.

Winterlingen - "Ab morgen brauche ich nicht mehr zu Schule!" Für Andreas Seltmann kam die Ankündigung seines Sohnes Tim, damals 17, an einem Montagabend am Vespertisch wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Auf dem Weg zur Fachhochschulreife sollte sein Sohn am Schulsystem gescheitert sein? Der Denzlinger, der in Frohnstetten aufgewachsen ist, erzählte in der VR Bank Heuberg-Winterlingen vom Besuch bei der Rektorin, von der Erkenntnis, dass sein Sohn mit seiner Mittleren Reife eine Lehrstelle antreten würde, und der "Zauberin" im Ausbildungsbetrieb, die Tim "als Mensch" eingestellt hatte, ihm aber mitgab, dass er "fit wie von der Schule" zur Ausbildung antreten solle.

Seine Zeit als Beschützer ist vorbei

Zwischen Excel-Kurs und Ferienjob aber blieben Tim 30 Tage Zeit – für Sohn und Vater die Chance auf eine gemeinsame Auszeit am Ende der Welt, über die Seltmann das bemerkenswerte Buch "NeuseeSohnland" geschrieben hat. Aus dem er am Donnerstagabend gar nicht las, sondern erzählte und zuweilen wunderschöne Bilder mit perfekt passender Musik zeigte.

Zum Beispiel vom wolkenfreien Mount Cook, Neuseelands höchstem Berg, wo Seltmann gemerkt hat, dass seine Zeit als Beschützer vorbei ist und die 3700 Kilometer lange Reise mit dem Camper über Süd- und Nordinsel nur funktioniert, wenn Vater und Sohn sich "auf Augenhöhe" begegnen. Oder von Tims 18. Geburtstag im "Fjordland" und dem Kuchen, den der Kellern ihm unter dem Applaus aller Gäste brachte, die sogleich für Tim sangen. Was hat Seltmann daraus gelernt? "Es gibt Menschen, von denen Du noch gar nicht weißt, dass sie Deine Freunde sind!" Ein "Magic Moment" sei das gewesen.

Plötzlich mittendrin in Mittelerde

Und dann natürlich das besondere Erlebnis Mittelerde: "Herr der Ringe" – Seltmann ist ein Fan von J.R.R. Tolkiens Mega-Seller – ist großteils in Neuseeland gedreht worden. "Da stehst Du auf einmal mittendrin!", freute sich der Autor. Dass sein Sohn ihm vertraut hat, auf schwierigem Gelände abseits der Straße 309 zu fahren, hat den Vater gestärkt – und der Delfin, der ihn mit einem Auge angeschaut hat, als sie auf einem Schiff fuhren, hat sein Leben verändert: "Was machst Du wirklich hier?" Diese Frage stellte sich der damalige Marketingleiter eines Mittelständlers – und beschloss, den Schritt in die Selbstständigkeit als Businessmoderator, Berater und Dozent zu wagen.

In der Geschichte steckt mehr als ein Erlebnisbericht

Die Idee, ein Buch zu schreiben, kam Seltmann hingegen erst zu Hause. Weil er merkte, dass in der Geschichte mehr steckt als ein Reise- und ein Erlebnisbericht: "Es ist auch ein gesellschaftliches Thema", weiß der Vater, denn "unsere Jungs", die von "tollen Müttern, Erzieherinnen und Lehrerinnen" umgeben seien, bräuchten ihre Väter, um sie zu Männern zu machen.

Der erste Samstag im Juli ist reserviert

"Von da an hast Du mich als Mann behandelt", sagt Tim Seltmann heute noch zu seinem Vater, wenn sie sich an ihre 30 Tage Auszeit erinnern. Seither gehört der erste Samstag im Juli nur den beiden – für gemeinsame Qualitätszeit. Dass auch seine Tochter "ihren" Tag mit Papa bekommt: selbstredend. Sein Rat an alle Väter: "Wenn Du da bist, sei da!" Untertitel: Handy und andere Ablenker aus!

Wie aus einem Jux etwas Gutes entsteht

Mit einem Thera-Band zeigte Seltmann, dass es eines gesunden Wechsels zwischen Spannung und Entspannung in diesem Verhältnis bedürfe – und dann löste er noch das Rätsel, was es mit dem BH-Zaun auf einem seiner Fotos auf sich hat: Drei Neuseeländerinnen hätten dort die ersten BHs aufgehängt, aus Jux. "Dann kamen immer mehr dazu, und inzwischen hat die Brustkrebs-Stiftung dort ein Spendenkässle aufgestellt." So sei aus einem Spaß etwas richtig Gutes entstanden.