Nick Frank ist für ein freiwilliges soziales Jahr bei der VHS Rottweil. Foto: Nädele

Das Abi liegt hinter Nick Frank, auf den Rottweiler warten die Job- oder Studienwahl. Doch zunächst einmal macht er ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ).

Rottweil - Der junge Rottweiler macht keinen Hehl daraus: Er war sich schlichtweg nicht sicher, was er nach dem Abitur am Leibniz-Gymnasium machen wollte.

Ein Studium – so viel ist klar – soll es sein. Aber wo und welches? "Nach so viel Corona-Zeit fehlt etwas die Orientierung", schmunzelt Nick Frank und lässt im gleichen Atemzug keinen Zweifel daran, dass er sich mit seiner Entscheidung wohl fühlt.

Statt direkt an einer Uni weiter zu lernen, macht er nun ein Jahr lang praktische Erfahrungen: als FSJler bei der VHS Rottweil.

Die erste Wahl

Eigentlich wäre das städtische Kulturamt die erste Wahl des 18-Jährigen gewesen, doch dessen Stelle wird in diesem Jahr nicht besetzt. Fachbereichsleiter Marco Schaffert habe ihn deshalb auf die erstmalige Möglichkeit bei der VHS aufmerksam gemacht, erzählt Nick Frank. Nach dem gegenseitigen Kennenlernen von Frank und VHS-Leiterin Anja Rudolf waren die Weichen gestellt.

Seit September bei der VHS

Seit September ist der Rottweiler nun FSJler bei der VHS. "Es ist sehr abwechslungsreich", sagt Nick Frank über die ersten Erfahrungen als Mitglied des Teams der VHS. Man lerne viele neuen Leute kennen und mache immer wieder ganz anderes.

Überhaupt schätzt er sich glücklich, dass ihm die Kollegen viel zutrauen und er in die Arbeit gut eingebunden wird. Das Plan, in Neues reinschnuppern zu können und ausgiebig Erfahrungen sammeln zu können, geht auf. Kursräume buchen, Teilnehmeranmeldungen bearbeiten – auch solche typischen Aufgaben in der Organisation gehören dazu.

Angestaubt und grau

Von der Meinung, die VHS könnte eine etwas angestaubte, eher graue Bildungseinrichtung sein, hat sich Nick Frank schnell verabschiedet. "Ein so vielfältiges und großes Angebot hätte ich nicht erwartet", zieht er die Augenbrauen anerkennend hoch. Gleichwohl weiß er, dass viele seiner Altersgenossen genau so über die VHS denken.

Eines seiner Ziele für sein FSJ-Jahr ist deshalb, das Bild von der VHS moderner zu machen, junge Leute dafür zu interessieren und sie auf das breite Angebot aufmerksam zu machen. Dazu gehört auch, zu vermitteln, dass die VHS Rottweil immer offen für Impulse von außen ist. Nick Frank bringt sich deshalb im Moment beim Instagram-Account der Einrichtung ein, um Jüngere gezielter und in ihrer Sprache anzusprechen.

Projekt mit Flüchtlingen

Das eigentliche Groß-Projekt für das FSJ von Nick Frank nimmt vornehmlich die vielen ukrainischen Flüchtlinge in den Fokus. Über die Deutsch-Kurse kann er Kontakt aufnehmen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Ihr Können, ihr berufliches Wissen, ihre Interessen könnten in das Angebot der VHS einfließen – und dann möglicherweise diese Konzept auch auf andere Flüchtlinge ausgeweitet werden.

Das konzeptionelle, selbstständige Arbeiten kann sich der 18-Jährige auch für seine spätere berufliche Zukunft gut vorstellen. Neu ist es ihm nicht. Bereits mit 16 Jahren – mit einer Ausnahmegenehmigung – hat er ein erstes Gewerbe angemeldet und sich mit Webdesign und Reselling das Taschengeld aufgebessert. Das FSJ ist für Nick Frank da kein Abschweifen oder keine Auszeit auf dem weiteren Lebensweg. Es gehört zum Reifeprozess, ganz bewusst.