Die Showinsel auf dem Neckarfest war ein begehrter Anlaufpunkt für Musikliebhaber. (Archivfoto) Foto: Baum

Neckarfest mit Pannen – wenn auch erst im Nachgang, wie bei der Neckarfest-Bilanz im Rottenburger Gemeinderat deutlich wurde.

Rottenburg - Vordergründig war das Neckarfest ein voller Erfolg – es gab einen Besucherrekord, ein erstklassiges Programm mit Neuerungen und vielen Highlights – und viele der veranstaltenden Vereine konnten ihre Kassen füllen.

Ausgerechnet aber für die veranstaltende WTG war das diesjährige Neckarfest ein totales Fiasko. Denn statt dem eingeplanten Defizit von 90.000 Euro fehlten am Ende 280.000 Euro in der Kasse – mit einem derartigen satten Minusbetrag hatte niemand gerechnet. Der Gemeinderat bewilligte daher in seiner jüngsten Sitzung die notwendigen Mehrausgaben für die WTG.

Neckarfestbändel war ein totaler Flop

Der Grund für den Fehlbetrag war ausgerechnet das Neckarfestbändel, dessen Verkauf ein totaler Flop war. Die stellvertretende WTG-Betriebsleiterin Susann Bauer führte die Hintergründe näher aus. So sollte das Neckarfestabzeichen dazu beitragen, dass unterm Strich das Kulturprogramm refinanziert werden konnte – was aber nicht gelang.

Denn es wurden 30.000 Abzeichen von der Rottenburger Firma "Schnittenliebe" hergestellt, aber nur 4402 davon wurden letztlich verkauft. Die Folge war, dass das Abzeichen in Form eines Floßes nicht einmal seine Herstellungskosten, sondern unterm Strich 32.000 Euro Defizit einspielte.

Presse sei schuld am Neckarfest-Fiasko

Da das Neckarfestbändel aber keine Jahreszahl enthält, kann der Restbestand im kommenden Jahr wiederverwendet und soll dann verkauft werden. Die Stadtverwaltung macht für den desaströsen Festabzeichenverkauf "negative Presse" im Vorfeld des Neckarfestes verantwortlich – daher sei die Akzeptanz in der Bevölkerung bereits vor dem Fest nicht vorhanden gewesen.

Umso schwieriger habe sich dann auch der Festabzeichenverkauf gestaltet. So musste die WTG pro verkauftem Abzeichen an die Verkäufer eine Provision bezahlen und auch darüber hinaus noch einen Stundenlohn berappen.

Proteste der Bürger

Oberbürgermeister Stephan Neher erklärte, man sei aufgrund der Proteste aus der Bevölkerung gegen das "Eintrittsgeld" zurückgerudert und habe dann die Festbändel auf dem Neckarfest "nur sehr dezent" verkauft. Stadtrat Alfons Heberle meinte dazu, man habe die Verkäufer im Festgedränge fast schon "suchen müssen". Neher hofft, dass das Verständnis in der Bevölkerung für die Sinnhaftigkeit des Festabzeichens gewachsen sei – und man wage im kommenden Jahr einen zweiten Versuch.

Jörg Bischof (Grüne) sprach sich für ein verbindliches Festabzeichen für Erwachsene aus – dies sei angesichts des guten Kulturprogramms angemessen, dieses habe schließlich auch seinen Preis. Joachim Herbst (Grüne) bezeichnete die Kritik am Festbändel als "kleinkariert", er forderte daher, man müsse den Zweck des Abzeichens "positiver kommunizieren". Stadträtin Marlene Fischer (Linke) hinterfragte die Notwendigkeit des historischen Floßzuges auf dem Neckar und die Flöße, die am Freitag und Samstag der Bewirtung dienten. Fischer: "Bringen die Flöße wirklich so viel mehr?"

Programm ist kulturell

Neher brach daraufhin eine Lanze für das anspruchsvolle Kultur- und Rahmenprogramm des Neckarfestes. Das Neckarfest bestehe eben nicht nur aus Essen und Trinken "wie sonst bei Hocketsen", sondern es habe auch und gerade einen kulturellen Anspruch. Dies mit dem historischen Floßzug, einem umfangreichen Bühnenprogramm und vielen Vereinsaktivitäten und -Engagement. In den Kosten des historischen Floßzuges sei auch das Honorar für das Theater Hammerschmiede enthalten gewesen. Daher sei das Neckarfest auch eine gute Unterstützung für die Rottenburger Kulturlandschaft, betonte Neher.

Das umfangreiche Kulturprogramm wurde nicht zuletzt von den Vereinen gestemmt – so gab es eine Neuerung bei den Standgebühren, die dies forcierte. Vereine, die nur Essen und Getränke anboten, mussten acht Euro pro Meter bezahlen – wer etwas Kulturelles zum Programm beitrug, bezahlte für den Standmeter drei Euro.

Auch die Drohnenshow ein Flop

Ein Flop war leider nicht zuletzt die Drohnenshow, die es statt des gewohnten Feuerwerks gab. Der eigentlich mit der Drohenshow beauftragte Unternehmer musste aufgrund eines Trauerfalls absagen und hatte einen Subunternehmer beauftragt. Doch dieser ließ die Drohnen nicht über dem Neckar fliegen, sondern über dem Wohngebiet Siebenlinden.

In der Folge mussten kurzfristig die Technischen Betriebe und die Polizei ausrücken und die Anwohner sowie die Flohmarkthändler warnen. Da auch der optische Eindruck der Drohnenshow enttäuschend gewesen sei, drückte die WTG das Honorar für die Drohnenshow um die Hälfte. Im kommenden Jahr übrigens soll das Minus beim Neckarfest halbiert werden, es soll dann 150.000 Euro betragen.