Thomas Haßler bot am Samstag eine Stadtführung für die Geflüchtete aus der Ukraine an – das Interesse war groß. Foto: Siegmeier

Geschichten und Geschichte aus Rottweils Historie weiß der Stadtführer Thomas Haßler reichlich zu erzählen. Am Samstag hat er seine erste Führung für Flüchtlinge aus der Ukraine angeboten. Das Interesse war groß.

Rottweil - Mehr als 250 Menschen aus der Ukraine sind derzeit in Rottweil, entweder im Spital, oder auch privat unterbracht. Rottweil ist für sie fremd. Über die Stadt wissen die meisten nichts, aber auch in der Stadt fällt vielen Menschen die Orientierung oft schwer.

"Warum dann nicht eine Stadtführung für diese Leute anbieten? Nicht nur mit Schmankerln und Eckdaten aus der Historie, sondern auch mit vielen ganz praktischen Alltagsinformation, wo was zu finden ist, wo es was gibt und mehr?!"

Die Idee dazu hatte Ines Haßler, die Frau des Stadtführers Thomas Haßler, der gleich begeistert war. Er rief bei der Stadtverwaltung an, wo er quasi offene Türen einrannte. "Darüber habe ich mich sehr gefreut", erzählt er. Der ukrainischen Sprache ist er zwar nicht mächtig, aber wie es der Zufall so will, hatte er bei Viktoria Schmidt, der persönlichen Referentin von Oberbürgermeister Broß, wegen seines Anliegens angefragt, und Schmidt spricht fließend ukrainisch. "Ich fand die Idee klasse und habe mich gleich bereiterklärt, zu dolmetschen", sagt sie.

Interesse ist groß

Sie nahm Kontakt mit den Geflüchteten auf, und auch hier war das Interesse groß. 15 Personen nahmen an der Führung am Samstag teil, weitere Führungen sollen folgen. "Für die Führungen nehme ich kein Honorar, die sind kostenlos. Das ist mein Beitrag zur Ukrainehilfe", sagt Haßler, der die Gäste am Spital in Empfang nahm und hier gleich von der bewegten Geschichte des Gebäudes erzählte. Immer wieder kamen Rückfragen aus dem Kreis der Teilnehmer, die sich sehr interessiert zeigten.

Tell auch in der Ukraine bestens bekannt

Am Marktbrunnen erzählte der Stadtführer vom Ewigen Bund mit der Schweiz, rezitierte den Rütlischwur aus Wilhelm Tell von Friedrich Schiller, und musste schnell feststellen, dass der Tell auch in der Ukraine bestens bekannt ist. Weiter ging es zum Bockshof und in die Heilig-Kreuz-Kirche zur Maria von der Augenwende. Auch diese Geschichte beeindruckte. Und Haßler wünschte den Ukrainern mit Blick auf die Situation in der Heimat ein "großes Wunder".

Weiter ging es durch die Stadt, und Thomas Haßler zeigte den Teilnehmern die Eiscafés, die sie allerdings schon bestens kannten und erzählte ihnen, wo es die besten Brezeln, Kuchen und einiges mehr gibt. Eine Stadtführung also ganz nah am Alltag, die für große Begeisterung sorgte.