Zu einer Benefizveranstaltung zugunsten der Erika-Reinhardt-Stiftung, die Familien mit Kindern mit Speiseröhrenfehlbildung hilft, lud der Rotary Club Freudenstadt ein. Dabei hielt Franz Josef Radermacher einen Vortrag über die Weltbevölkerungsentwicklung.
Die Erfindung von Ackerbau und Viehzucht (8000 vor Christus) führte dazu, dass Bevölkerungswachstum überhaupt erst möglich war, wie Radermacher zu Beginn seines Vortrags erläuterte. Bis dahin gab es nur 20 Millionen Menschen auf der gesamten Welt. Denn mehr Jäger und Sammler konnte die Welt damals nicht ernähren, „deshalb mussten wir die Zivilisation erfinden“.
Im Jahr 0 gab es dann schon 200 Millionen Menschen, nicht zuletzt dank des Römischen Reichs. „Das war quasi fast schon die EU, es gab Straßen, eine Währung und ein Rechtssystem“, erläuterte Radermacher. Durch den technischen Fortschritt stieg die Weltbevölkerungsentwicklung bis heute (acht Milliarden Menschen weltweit) dramatisch an.
Wenn Reiche den Ärmeren substanziell helfen würden, ließe sich Hunger besiegen
Obwohl immer wieder vor Überbevölkerung gewarnt wird, sieht Radermacher hoffnungsvoll in die Zukunft: „Wir können im Prinzip problemlos zehn Milliarden Menschen ernähren, technisch gesehen sogar 20 Milliarden. Es liegt einzig an der Einkommensverteilung.“
Weiter meinte der Leiter des „Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n“, dass sich der Hunger in der Welt einfach bekämpfen ließe, wenn die Reichen den Ärmeren substanziell helfen würden. Und: „Wäre die ganze Welt eine Demokratie, dann würde keiner verhungern.“ Doch auch hier gäbe es eine Krux, denn die Reichen, die von Demokratie reden, wollten sie nicht für die ganze Welt, da sie dann ihren Vorteil verlieren würden.
Radermacher führte weiter aus, dass Arme mehr Kinder hätten, weshalb nur durch die Überwindung der Armut auch das Wachstum der Weltbevölkerung bei zehn Milliarden ein Ende finden könne – „ansonsten werden es 20 Milliarden“.
Dafür müsse man sich die nächsten Jahrzehnte auf den Ingenieursfortschritt konzentrieren, um den Wohlstand für alle zu sichern. Denn derzeit fehle noch die Technologie um klimaneutral Wohlstand zu erhalten. Deshalb plädiert Radermacher für „ein System auf zwei Beinen“, bei dem das eine Bein zwar klimaneutral, dafür aber volatil ist, und das andere immer verfügbar, dafür aber schädlich für die Umwelt.
Ressourcenverbrauch von Wohlstandsproduktion entkoppeln
In der anschließenden Fragerunde erklärte Radermacher, auf die Frage ob Nuklearenergie unverzichtbar als Brückenlösung sei, dass weder Uran, noch Wasserstoff das zweite Bein darstellen könne, denn es gebe davon nicht genug auf der Welt, fossile Brennstoffe hingegen schon.
Er führte auf die Frage, wie Wohlstand zu schaffen sei, aus, dass es weder mit Kommunismus noch mit einer Zwei-Klassen-Gesellschaft möglich sei. Es müsse gelingen, Ressourcenverbrauch von Wohlstandsproduktion zu entkoppeln, hier stehe die Welt derzeit bei 50 Prozent. Seine Lösung ist eine Art weltweiter Länder-Finanz-Ausgleich: „Wenn wir uns vernünftig organisieren, wenn Reiche die Differenz für Arme zahlen, dann können wir alle mehr haben. Aber der Gute und der Reiche zu sein, ohne etwas abzugeben – das funktioniert nicht!“
Spende an Stiftung
Übergabe
Der Rotary Club Freudenstadt übergab, vertreten durch dessen Präsidenten Oliver Jäger, im Rahmen der Benefizveranstaltung in der Kreissparkasse Freudenstadt einen symbolischen Scheck mit der Summe 10 000 Euro an die Erika-Reinhardt-Stiftung, der vom Stiftungsvorsitzenden Franz-Josef Kretz und seiner Stellvertreterin Gertrud Trepte entgegengenommen wurde.