Joshua Kimmich jubelt mit der Meisterschale auf dem Rathaus-Balkon. Foto: dpa/Sven Hoppe

Zwei Bayern-München-Fans aus Bösingen geben Einblick in ihre Gefühlswelt nach einem außergewöhnlichen Saisonfinale mit Sieg und Entlassung.

Die Gefühle von Bayern-München-Fans, als es – kaum zu glauben – doch noch zur elften Meisterschaft in Serie gereicht hat, sind mehrschichtig.

Peter Schuster, seit fünf Monaten Bürgermeister von Bösingen und seit 50 Jahren Fan von Bayern München, vergleicht das Saisonfinale mit der Dramatik anno 2001. Während damals das entscheidende Tor für Bayern in der vierten Minute der Nachspielzeit gefallen ist (Patrik Anderssons Freistoß im Sechzehner), schoss es dieses Mal Jamal Musiala „bereits“ in der 89. Minute. „Ich habe mich sehr gefreut“, sagt Schuster.

Doch als Fan mit Verstand und Herz und ehemaliger Spieler zeigt er Verständnis für die unterlegenen Dortmunder. „Die BVB-Spieler haben mir sehr leid getan.“

Ganz und gar nicht als glücklich findet Peter Schuster, dass bereits kurz nach dem Schlusspfiff das Sportliche in den Hintergrund getreten ist. Als bekannt wurde, dass den Führungskräften des Vereins, Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić, gekündigt wurde. Seine Kritik an die Verantwortlichen: Da mag es „geschicktere“ Zeitpunkte geben.

„Nicht damit gerechnet“

Zwangsläufig mehr Gedanken hat sich Andreas Kammerer, seit 2001 Vorsitzender des Bayern-München-Fanclubs Bösingen, gemacht. Mit der Meisterschaft habe er nach den Auftritten in der Rückrunde eigentlich nicht gerechnet. Auch das Spiel in Köln lief mit einer guten ersten Halbzeit und einer zweiten, die wenig Begeisterung geweckt hat, ähnlich wie so viele 90 Minuten in diesem Jahr.

Doch Andreas Kammerer ist das zu forsche Tun beim BVB unter der Woche aufgestoßen, als bereits die Meisterfeier mit allem Drumherum in Dortmund geplant wurde.

Mit Bayerns 2:1 kam es dann doch noch zu einem guten Ende für die Münchener. Dass bei den Bayern jedoch vieles im Argen liege, ahnt Andreas Kammerer. Er berichtet von fehlender Kommunikation der Geschäftsstelle mit den Fanclubs.

Warten auf eine Antwort

Habe es früher immer Antworten auf Anfragen, Wünsche oder Kritik gegeben, wartet er immer noch auf ein Schreiben im Zusammenhang mit dem Champions-League-Heimspiel gegen PSG, als er und andere nach dem Verlassen der Südkurve wegen eines dringenden Bedürfnisses nicht mehr zurückgelassen wurden.

Von einer schlechten Stimmung bei den Mitarbeitern habe er gehört – wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Führungsstil von Oliver Kahn und seinen Beratern.

Als Fußball- und Bayern-Fan mit Leib und Seele und seinen Erlebnissen vor Ort anno 1999 in Barcelona (Niederlage in letzter Sekunde gegen Manchester United), 2001 in Hamburg (besagte Meisterschaft), 2001 in Mailand (Champions-League-Sieg gegen Valencia) und 2012 in München (Niederlage im „Finale dahoam“ gegen Chelsea im Elfmeterschießen) kennt er beide Seiten der Medaille.