Bei Bayer dürfte es zu einem erheblichen Personalabbau in Deutschland kommen. Foto: picture alliance / dpa/Jens Wolf

Seit gut einem Dreivierteljahr ist Bill Anderson bei der Traditionsfirma Bayer im Amt, der US-Amerikaner soll die Leverkusener wieder auf Erfolgskurs bringen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, den nicht alle Beschäftigten bis zum Ende mitgehen werden.

Der Umbau des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer unter dem neuen Chef Bill Anderson wird wie erwartet vielen Mitarbeitern ihren Job kosten. Im Zuge der geplanten Verschlankung der Verwaltung und der angestrebten Beschleunigung von Entscheidungsprozessen dürfte es zu einem erheblichen Personalabbau in Deutschland kommen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Leverkusen mit. In diesem Zuge hätten sich der Konzernvorstand und die Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat auf Grundsätze für die Zukunft des Dax-Konzerns verständigt.

Dabei sind ab Ende 2026 auch betriebsbedingte Kündigungen möglich - diese Beschäftigungssicherung gilt bisher nur bis Ende 2025, sie wurde nun verlängert. Mit Abfindungen und Unterstützungsmaßnahmen will Bayer aber schneller zum Ziel kommen. „Der Stellenabbau soll in den kommenden Monaten zügig umgesetzt werden und spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein“, hieß es weiter. Bayer beschäftigt in Deutschland derzeit rund 22 200 Mitarbeiter. Wie viele genau betroffen sein werden, ist ebenso unklar wie die Kosteneinsparung - diese Effekte sollen erst nach internen Analysen festgelegt werden. Weltweit hat der Konzern 101 000 Beschäftigte - auch im Ausland soll die Sinnhaftigkeit von Managementfunktionen durchleuchtet werden.

Radikaler Kulturwandel bereits angekündigt

Der Schritt kommt nicht überraschend. Anderson hatte bereits angekündigt, Bayer einem radikalen Kulturwandel zu unterziehen, der vielen Managern den Job kosten dürfte. „Zwischen mir und unseren Kunden gibt es immer noch zwölf Ebenen“, hatte er November gesagt. „Das ist einfach zu viel. (...) In Zukunft wird praktisch jeder im Unternehmen in kleinen, selbstverwalteten Teams arbeiten, die sich auf einen Kunden oder ein Produkt konzentrieren - so wie es ein Kleinunternehmer tun würde.“ Alles, was nicht zum Erreichen der Mission beitrage, werde verschwinden.

Bayer steht aktuell unter Druck. Im Pharmageschäft fehlen neue Kassenschlager, bei den langjährigen Gewinnbringern wie dem Augenpräparat Eylea und dem Gerinnungshemmer Xarelto laufen die Patente nach und nach aus. Das Agrargeschäft leidet unter schwachen Preisen für den Unkrautvernichter Glyphosat und Milliardenkosten für die US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Mittel. Der Aktienkurs ist im Keller. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Aufspaltung des Konzerns nicht mehr ausgeschlossen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Bayer Stellen zur Disposition stellt. 2020 hatten die Leverkusener ein Programm eingeleitet, mit dem jährlich mehr als 1,5 Milliarden Euro eingespart werden sollten. „In der angespannten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens reichen die bereits laufenden Programme und Maßnahmen jedoch nicht aus, weshalb wir schweren Herzens weiteren Einschnitten zugestimmt haben“, sagt Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Bayer AG. Es sei immerhin gelungen, „den bevorstehenden Stellenabbau im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten so sozialverträglich wie möglich zu gestalten“.