Kritisiert wird in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats die Bebauung entlang der Villinger Straße in Richtung Eschach. Dort laufen aktuell verschiedene Bauvorhaben. Foto: Albert Bantle

Einen regelrechten Proteststurm ernteten Bürgermeister Martin Ragg und der Gemeinderat in Sachen Wohn- und Gewerbebebauung entlang der Villinger Straße.

Niedereschach - Alles nur dem Landratsamt zuzuschieben, das hierfür zuständig sei, wie Ragg immer wieder betont und keinerlei eigene Initiative zu ergreifen, das könne nicht Sache einer Bürgervertretung sein, so die übereinstimmende Meinung in den Einsprüchen und Beschwerden in der Frageviertelstunde vor einem großen Zuhörerkreis.

Wolfgang Schleicher wandte sich gegen ein Bauvorhaben auf seinem Nachbargrundstück, wobei er betonte, nicht gegen das Baugesuch an sich, sondern gegen die Dimension Widerspruch einzulegen. Davon ausgehend, dass dort wie bisher üblich gebaut werde, habe er im März eine Photovoltaikanlage bestellt.

Photovoltaikanlage bekommt im Winter keine Sonne

Wie das Baugesuch jetzt aussieht, sei das geplante Gebäude über vier Meter höher als sein Haus. Dann hätte er von Mitte Oktober bis Mitte Februar keine direkte Sonne mehr auf dem Dach. Als zweiten Aspekt nannte Schleicher das Oberflächenwasser, das in den großen unbebauten Flächen bisher versickern konnte, und jetzt zusätzlich in der Kanalisation aufgenommen werden müsse. Seine Bitte an die benachbarte Familie lautete, doch so zu bauen, wie dort bisher üblich in den vorgegebenen Baugrenzen. "Es kann doch nicht sein, dass ein Haus uns die Sonne wegnimmt, und wir bezüglich Wärme- und Stromgewinnung dann plötzlich im Schatten stehen."

Hochwasserrisiko bei der Tankstelle

Richtig zur Sache ging es jedoch bei der momentanen Bebauung der Villinger Straße und speziell beim Baugesuch der Tankstelle Modler. Als direkte Nachbarn auf der gegenüberliegenden Bachseite beschwerten sich Sandra und Marc Häfner, dass ihnen untersagt wurde, in diesem Gewässerbereich irgendetwas zu bauen. Und nun komme genau in diesen Bereich nach der Planung Auto-Waschstraße, Hundewaschsalon, Werkstatt, Shop-Erweiterung und Stellplätze, alles in unmittelbarer Bachnähe mit Hochwasserrisiko.

Schon morgens um 8 Uhr laute Musik

Dazu komme die inzwischen unerträgliche Verkehrssituation, die Betrunkenen, die täglich an Modlers Bierecke lärmen und dessen Schrottplatz in unmittelbarer Wassernähe. "Warum nimmt die Gemeinde keinen Einfluss darauf, dass schon morgens um 8 Uhr Betrunkene rumsitzen und das Radio gröhlt", lautete die Frage. Morgens mal gemütlich auf Balkon dem Balkon zu sitzen, sei unmöglich geworden. Ein weiterer Anwohner wies darauf hin, dass nach mehreren Tagen Regen Wasser in seinen Keller laufe. Da hätte er es sich gewünscht, dass im Zuge des Gutachtens zur Hochwasser- und Starkregensituation auch die Bürger befragt würden, die bereits mehrere Jahre dort wohnen. "Wir haben hier ein Hochwasserproblem, und durch die Katastrophe im Ahrtal sind wir alle noch mehr aufgeschreckt", fasste Sandra Häfner die Situation zusammen.

Bebauungsplan oder Veränderungssperre erwünscht

Hans-Joachim Angenendt, ebenfalls unmittelbarer Anlieger, meinte: "Was ich mir wünschen würde wäre, dass die Gemeinde oder der Gemeinderat die entsprechenden Vorlagen macht. Man könnte einen Innenbebauungsplan vorlegen, man könnte eine Veränderungssperre erlassen, so "dass Sie den Hut aufhaben". "Wenn Sie schauen, was da vorne beim Ärztehaus für ein Riesenblock hingestellt wurde, das ist eine Schande, das passt nirgends hin. Es muss doch für den Gemeinderat hier frustrierend sein, hier zu sitzen, zu diskutieren und die Zeit zu verbringen vor dem Hintergrund: Das Landratsamt entscheidet ohnehin, wir hier können eh nichts machen", so Angenendt.