Bürgermeister Christoph Schaack (von links), Norik Oelsner, Touristikleiterin Rahel Schilling und Tobias Weißenmayer von den Baumhaustechnikern am Eyachtal-Baumhaus unweit des Mannenbaches. Foto: Gegenheimer

Das Baumhaus im Eyachtal, vergangenen Sommer erbaut im Rahmen eines Ferienprojektes des Bundes für Baumhaustechniker, wird seit seiner Öffnung im Frühsommer sehr gut gebucht, sagt Sozialpädagoge Tobias Weißenmayer.

Dobel - Auch die Bewertungen der Gäste seien bestens. Weißenmayers gemeinnütziger Verein hat Bildung, Forschung, Natur, Sport und Jugend als Anliegen.

Sanft schwingt das Baumhaus aus heimischer Weißtanne in drei Metern Höhe in der Brise. Verankert ist es über eine Kettenaufhängung an drei mächtigen Fichten, zwischen deren Ästen und den Blättern der umstehenden Laubbäume es sich versteckt. Begehbar von unten über eine Metallleiter samt Klappluke, hängt es wenige Meter oberhalb des Wanderweges. Wenn Sonnenstrahlen darauf fallen, blitzten die Polycarbonatscheiben auf wie ein geschliffener Edelstein. 30 Meter unterhalb rauscht der Mannenbach. "Ansonsten wird es hier nachts komplett still", beschreibt Weißenmayer Dobels Bürgermeister Christoph Schaack und Touristikleiterin Rahel Schilling die Atmosphäre im Wald, wenige 100 Meter oberhalb der Eyachmühle.

Norik Oelsner, 14-jähriger Enkel von Restaurantbetreiberin Gabriele Späth, ist ebenfalls dabei: Er schaut als Servicepartner regelmäßig nach dem Rechten am Baumhaus. Auch wenn es über das Winterhalbjahr geschlossen ist. "Ein Gastronomiebetrieb mit Servicepartnerschaft in der Nähe hat sich für unsere bisherigen Baumhäuser bewährt", erklärt Weißenmayer, "als Anlaufstelle bei unerwarteten Ereignissen ebenso wie um dort etwas essen zu können".

Feuer verboten

Die eigene Mahlzeitenzubereitung im Wald ist eingeschränkt durch das strenge Verbot von Feuer, das die Baumhaustechniker gerade in diesem Sommer den Gästen noch einmal eindrücklich ans Herz legen wollen: "Wir überlegen, ein zwingend anzuschauendes Video in unseren Buchungsablauf aufzunehmen".

Buchung und Übernachtung erfolgen komplett kontaktlos: online über die Homepage, auf der alles Wissenswerte erklärt wird. Über einen Tastencode ist vor Ort der Zugang zum Baumhaus möglich, Handy-Ladestation mittels Solartechnik inklusive. Die Komposttoilette steht ein Stück oberhalb des hängenden Hauses. Stolz zeigt Weisenmayer hier das System mit Rollcontainer, der in regelmäßigen Abständen getauscht wird: "Schließlich gibt es kein fließendes Wasser hier – außer dem Mannenbach." Das Baumhaus sei, wie seine Kollegen im Großraum Calw, eher als Eine-Nacht-Domizil gedacht und weniger als Daueraufenthalt. Gerade Familien aus der nahen und weiteren Region würden das Baumhaus für ein Abenteuerwochenende gerne buchen, so Weißenmayer: "Die relative Nähe zu Karlsruhe und die attraktive Lage mitten im Wald mit Wandermöglichkeiten drum herum lassen es die letzten Wochen fast ausgebucht sein." Wichtig ist dem Pädagogen dabei die CO-Neutralität des Angebotes, die Möglichkeit für die Gäste, Natur unmittelbar zu erleben bei weitgehender Schonung von Ressourcen und mit einem Mindestmaß an Personal.

"Die Natur trägt uns"

Das sehen auch Dobels Bürgermeister Schaack und Touristikleiterin Schilling so. Weitere Projekte nicht ausgeschlossen: "Das passt zu Dobel und unserer Idee vom sanften Tourismus." Einschließlich dessen, was das Baumhaus, so Weißenmayers Feststellung, symbolisiert: "Die Natur trägt uns." Im wahren Wortsinn.

Info: Maximal sechs Teilnehmer

System: Der Bund für Baumhaustechniker erstellt – nach forstrechtlicher Genehmigung durch den Waldbesitzer – ein Baumhaus aus einem modularen Bausatz. Der Waldbesitzer, hier der Staatsforst, erhält aus dem Betrieb laufend bis zu zehn Prozent des Umsatzes.

Einen weiteren Anteil erhält der Servicepartner. Finanziert wird jedes Baumhaus durch Investoren – dies können Privatleute, Vereine oder Kommunen sein. Sie erhalten später laufend ebenfalls einen Anteil aus dem Umsatz. Leader-Förderung ist für die Erstellung möglich. Die Baumhaustechniker selbst lassen das Baumhaus jährlich vom TÜV warten. Dabei werden die Lastbäume, das Haus selbst und auch die Aufhängung überprüft.

Die Baumpflege in unmittelbarer Umgebung, die aus Sicherheitsgründen erforderlich ist, übernehmen Mitglieder des Vereins. Dieser behält einen größeren Anteil des Umsatzes – mindestens 40 Prozent – selbst. Bisher, so Weißenmayer, ergibt das keinen Gewinn, sondern gerade die Kostendeckung.

Konditionen: Baumhausübernachtungen sind buchbar über www.baumhausbuchen.de. Die Kosten belaufen sich aktuell auf Euro 89 pro Nacht für maximal sechs Teilnehmer. Buchbar etwa von April bis September. Heizung oder Dusche gibt es nicht.

Weiterer Plan der Baumhaustechniker um den Vereinsvorsitzenden Weißenmayer ist die Schaffung eines ganzen Baumhaus-Wander-Pfades, bei dem in einem Netz von Baumhäusern Tagesetappen von Baumhaus zu Baumhaus erwandert werden können – jeweils mit Übernachtung unter Baumkronen.