Markus Bross ist in verschiedenen Bart-Klassen bereits fünfmal Weltmeister geworden. Foto: Rahmann

Von patriarchalem Statussymbol über Rebellion bis hin zum Make-Up des Mannes – Markus Bross hat verschiedene Bedeutungswandel des Bartes miterlebt. Und trägt sein Gesichtshaar immer noch stolz trotz gelegentlicher Probleme beim Honigbrotessen.

„Der Bart war ein Zeichen von Stärke, Kraft und Männlichkeit“ in früheren Zeiten, heißt es in einem Faltblatt des Schwäbischen Bart- und Schnauzerclubs Schömberg zum Wandel der Bedeutung des Gesichtshaars: „In der heutigen Zeit ist der Bart für den Mann ein Schönheitssymbol und kann dem Make-up einer Frau gleichgestellt werden.“

In Zeiten, in denen traditionell männliche Werte öffentlich häufig in der Kritik stehen, ändern sich auch die Regularien der Bart-Weltmeisterschaften. So gebe es beim globalen Messen der schönsten Bärte mittlerweile auch eine Wettbewerbsklasse nur für Frauen, sagt Markus Bross, Gründer des Schömberger Bartclubs.

Während viele Frauen ihre Damenbärte wegrasieren, präsentieren andere ihn auf solchen Meisterschaften stolz. Es seien aber auch künstliche Bärte für diese Klasse zugelassen. Bross selbst dagegen ist ein Vertreter davon, Bartclubs exklusiv für Männer zu halten, sagt er. Aber auch im Schömberger Club sei einmal eine Frau „mit zehn Zentimeter Ziegenbart“ gewesen. Zudem wird das Amt des Schriftführers und Kassierers im Club jeweils weiblich besetzt.

Fünfmal Weltmeister

Bross selbst ist bereits fünfmal Weltmeister in verschiedenen Kategorien geworden – denn für jede Bart-Variante gebe es einen eigenen Titel zu holen. Man könne schließlich „einen Vollbart nicht mit einem Schnauzer vergleichen“, betont Bross. Und allein der Schnauzbart ist wiederum in verschiedene Wettbewerbsklassen untergliedert: der „Dali“-Bart, der „Kaiser“-Bart, chinesischer, englischer und ungarischer Stil sind nur einige der Varianten. Insgesamt gebe es mittlerweile 28 Kategorien. Bei der Bewertung zählen die Art des Wuchses, aber auch das gesamte Auftreten mit dem passenden Outfit, führt Bross fort.

Bei der Weltmeisterschaft vor sechs Wochen im bayrischen Burghausen mit rund 300 Teilnehmern aus 28 Nationen aller fünf Kontinente ist Bross soeben wieder einmal Vize-Weltmeister geworden.

Am überraschendsten war sicherlich seine allererste gewonnene Weltmeisterschaft im Jahr 1990 in Höfen an der Enz. „Ich war damals zur Kur dort“, sagt Bross, als er relativ spontan teilnahm. Damals wurde er „auf Anhieb Weltmeister“ in der Klasse des „Vollbart Naturale“. In dieser Klasse dürfe man nur einen Föhn als Hilfsmittel benutzen und müsse das Styling auch ganz alleine in die Hand nehmen. Nach seinem überraschenden WM-Titel gründete er den Schömberger Bartclub, bei dem bereits am ersten Abend 27 Mitglieder beitraten und der einer von ungefähr zehn Vereinen im Verband Deutscher Bartclubs sei.

„Einfach mal wachsen lassen“

Seinen ersten Bart habe Bross bereits im Alter von 16 Jahren in der Lehrzeit getragen, „musste ihn aber wieder abnehmen, weil der Chef was dagegen hatte“. Ein Bart sei damals als eine Art rebellisches Zeichen gedeutet worden: „Fidel Castro, hat man damals gesagt.“ Nach dem Ende der Lehre ließ er seinen Bart wieder wachsen und trägt ihn seitdem durchgängig: „Mal kürzer, mal länger und in verschiedenen Formen.“

Sein Styling-Tipp für Interessierte ist: „Einfach mal wachsen lassen.“ Bross habe zwar öfters den Impuls gehabt, den Bart abzuschneiden, denn insbesondere der Oberlippenbart mache „immer mal wieder Probleme beim Honigbrot essen“. Übers Herz gebracht hat er es jedoch nie.