Schautafeln im Gerichtssaal sollen das Gedächtnis der Zeugen im Mühlengeist-Prozess auffrischen. Foto: Badura

Wie erlebten Rettungskräfte den »Mühlengeist«-Pächter in der Brandnacht?

Balingen/Hechingen - Wie erlebten Rettungskräfte den »Mühlengeist«-Pächter in der Brandnacht? Darum ging es am Mittwoch vor dem Landgericht Hechingen ein weiteres Mal.

Befragt wurde auch DRK-Bereitschaftsleiter Jens Stingel, der am 2. August 2010 frühzeitig vor Ort war. Insgesamt waren sich die Zeugen einig, der vor Gericht stehende Gastronom habe auf sie einen aufgelösten Eindruck gemacht. Nachdem er einige Zeit dem Inferno zuschaute, habe er sich heftig erbrochen. Auf eigenen Beinen zum DRK-Fahrzeug zu gehen, wo er versorgt werden sollte, sei er nicht in der Lage gewesen, man habe ihn mit einer Trage transportieren müssen.

Nach einiger Zeit sei es ihm besser gegangen, so dass man ihn der Obhut seines Bruders sowie seiner Lebensgefährtin übergeben konnte. Die hätten ihrerseits verstört gewirkt.
Andere Opfer eines Brandes, so die Fachleute, würden für gewöhnlich weniger heftig reagieren als der Wirt. Sonderlich verdächtig sei ihnen dessen Verhalten aber nicht erschienen, schließlich sei es der zweite Brand innerhalb eines Jahres gewesen.

Am Nachmittag kam der Angeklagte selbst zu Wort. Er sollte einer Gutachterin schildern, was er in seiner Untersuchungshaft einem Zellengenossen über sich und den Brand erzählt hatte. Dieser behauptet nämlich, der Wirt habe ihm gestanden, das Feuer gelegt zu haben. Heute soll dieser Belastungszeuge auftreten.

Notorischer Betrüger

Für das Gericht gilt es mit Hilfe der Gutachterin herauszufinden, inwieweit man dessen Aussagen trauen kann. Der Mann sei ein notorischer Betrüger, zum anderen psychisch labil, heißt es. Nicht zuletzt soll er bekannt dafür sein, dass er Mithäftlinge anschwärzt.

Einen günstigen Eindruck hinterließ aber auch der Angeklagte nicht. Er erzählte weitschweifig und wenig lebensnah. Auch unterschieden sich die Berichte einmal mehr von dem, was er früher bei der Polizei und gegenüber dem Gericht dargelegt hatte.

Seine Theorie lautet indessen, dass ihn der Ex-Haftkumpan mit raffiniert fabrizierten Geschichten »in die Tunke legen« wolle, zu denen er ihm in der Langeweile der Gefängniszelle auch noch unvorsichtigerweise das Material geliefert habe.