Adriano Mateus da Silva (4te Welt Nano), Paul Götte (PaXaN), Jan Beckmann (Caez-O36) (von links) haben die Plattform "Challengazz" gegründet. Ihr Studio ist in einer Garage.Foto: Dillmann Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: "Challengazz" bietet Online-Plattform und will nach Corona Live-Konzerte veranstalten / Drei kreative Köpfe

Von Jennifer Dillmann

Eine neue Plattform namens "Challengazz" bietet Rappern eine Bühne – vorerst online, doch sobald wieder möglich auch mit Live-Konzerten. Die kreativen Köpfe hinter dem Konzept sind die Balinger Paul Götte (PaXaN), Adriano Mateus da Silva (4te Welt Nano) und Jan Beckmann (Caez-O36).

Balingen. Von außen betrachtet zeigt sich eine gewöhnliche Garage. Der Blick ins Innere eröffnet eine ganz eigene Welt. Vor einer grünen Wand finden sich Beleuchtung, Kamera und im Zentrum des Raums das Wichtigste: das Mikrofon. Daneben steht der Computer mit all dem technischen Zubehör, das es für gute Musikproduktion braucht. Das dritte Grundelement ist eine Sofagruppe, die den Austausch ermöglicht. Das Studio von "Challengazz" ist improvisiert und enthält gerade dadurch die persönliche Note der Künstler. Sie kreieren sich ihre eigene Bühne und teilen diese nun mit den Stimmen des HipHops, für die bisher kein Platz war. Sie kooperierten aus dem Zollernalbkreis bereits mit Kosta, Guerra, Yooung Silva, Kimbo, CHZ336, Rig Inkz, Dizzepticon (Sigmaringen) und Apex.

Götte und da Silva lernten sich im Jahr 2016 beim Kampfsport kennen und entdeckten schnell ihr gemeinsames Interesse am HipHop. Bis dato hatte jeder sein eigenes kleines Heimstudio und rappte für sich. Beide reizte eine neue Challenge, auf Deutsch: Herausforderung, wovon sich auch ihr Titel "Challengazz" ableiten lässt.

Die Grundidee war folgende: Jeder Künstler bestimmt für den anderen ein Rapgenre, sodass es jede Woche zwei Stile, zwei Musikvideos und vor allem zwei Tracks gab. Zehn Wochen lang teilten PaXaN und 4te Welt Nano ihr Projekt zunächst auf ihren privaten Accounts. "Unser Ziel war nicht, viele Leute zu erreichen, sondern neue Sachen auszuprobieren", erinnert sich Götte. Danach ging da Silva ins Ausland und sie legten eine Pause ein.

Im Jahr 2018 eröffneten sie ihren Challengazz-Account auf Instagram und starteten in die zweite Runde. Jede Woche wurde ein anderes Rapgenre vorgestellt, welches das Publikum zuvor per Story bestimmt hatte. An disem Punkt stieg auch Caez-O36 ein, der für die Beats sorgte. In diesem Stadium luden sie bereits andere Künstler ein, um an der Challenge teilzunehmen.

Inzwischen haben sich die Gründer in ihr eigenes Format zurückgezogen und bieten anderen die Möglichkeit, frei zu zeigen, was sie können. Dabei kümmert sich nach wie vor Beckmann um den Beat, Götte um die Videoaufnahmen mit Bluescreen-Technik und da Silva um die Tonaufnahme sowie den Schnitt. "Hier gibt es viele kleine Finger, aber noch keine Faust", erklärt da Silva: "Das, was uns allen fehlt, ist der Support, den es in den Großstädten gibt. Dank Hotspots können Rapper erst bekannt werden, und wir haben entschieden, diesen Grundboden zu schaffen. Musik ist nämlich dazu da, um sie zu teilen."

4te Welt Nano hat in der HipHop-Welt sein Zuhause gefunden und schätzt dabei, dass sie ihm einen individuellen Ausdruck ermöglicht. Seinen allerersten Track schrieb er mit elf Jahren für seine erste Liebe. Seinen größten Erfolg erzielte er bisher bei einem Kontest von Raptags Universal, bei dem er zu den besten fünf Teilnehmern gehörte. PaXaN schrieb, bis er 23 Jahre alt war vor allem russische Texte. "In der Musik habe ich Erlebnisse nochmal erzählt und vieles neu verarbeitet", berichtet er über seine Entwicklung: "Ich habe mich selbst aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt."

Nicht nur er selbst habe sich mit der Zeit verändert, sondern die Szene generell. "Inzwischen hat jeder Zugang und der HipHop ist im Mainstream gelandet", bemerkt er, "Das ermöglicht wertvolle Neuinterpretationen, wobei andererseits die Tiefgründigkeit unter der Schnelllebigkeit häufig leidet."

Caez-O36 ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen und hörte sich gerne Rapsongs an. "Irgendwann hat Musik hören nicht mehr gereicht", erinnert er sich: "Ich wollte meine eigenen Visionen einbringen. Anfangs ließ ich mich von Vorhandenem inspirieren, aus dem sich dann komplett eigene Kreationen entwickelt haben." Mit 13 Jahren fing er mit Hilfe eines Programms an, einzelne Musikbausteine zusammenzuschneiden. Über die Jahre lernte er, alle Aspekte individuell zu bestimmen und berichtet begeistert: "Mit synthetischen Sounds sind einem Künstler keine Grenzen gesetzt. Man kann komponieren und das volle Spektrum an Instrumenten nutzen."

In der Vergangenheit organisierten Challengazz bereits zwei Veranstaltungen, die im Jahr 2019 jeweils im Hechinger Boxenstopp und im Balinger Sonnenkeller stattfanden. Dies soll irgendwann fortgeführt werden, wobei sie sich coronabedingt vorerst mit ihrer Online-Präsenz zufriedengeben müssen. Challengazz ist im Übrigen nicht nur auf den Zollernalbkreis beschränkt. Sie heißen jeden willkommen, der als Rapper tätig ist und eine Bühne sucht. Auch junge Talente sind gefragt, die ihren Ausdruck im HipHop suchen.