Erwin Feucht geht für die Grünen im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen ins Rennen bei der Bundestagswahl. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: Grünen-Kandidat strebt – anknüpfend an die Landtagswahl – im September ein gutes Ergebnis an

Zollernalbkreis. Der Kandidat trägt ein grünes Poloshirt, der Kaffee wird passend in einer grünen Tasse serviert. Erwin Feucht sitzt an einem Schreibtisch im Autohaus Weinmann in Schömberg. Harald Weinmann informiert ihn über die Elektro-Mobilität, ein Thema, das Feucht, wie er sagt, schon lange umtreibt, und das angesichts der Diesel-Krise und der immer stärker werdenden Belastung durch Schadstoffe – beispielsweise in Stuttgart – immer mehr an Bedeutung gewinnt.

"Wir verzeichnen eine steigende Nachfrage nach E-Autos", sagt Harald Weinmann, regelmäßig veranstalte er dazu Infotage, die mit dazu beitragen sollen, Vorbehalte abzubauen. Die Reichweiten der Wagen? Würden immer größer und seien für den täglich-üblichen Gebrauch absolut ausreichend. Die Ladezeiten der Batterie? Würden immer kürzer, sagt Weinmann, die Technologie entwickele sich rasant weiter. Die Kosten? Für die Anschaffung überschaubar, für die Unterhaltung sowieso. Die Öko-Bilanz? Sei trotz der aufwändigen Batterieherstellung innerhalb von drei Jahren ausgeglichen.

Er sei, sagt Harald Weinmann, ein klarer Befürworter der E-Technik bei Autos, auch wenn er derzeit kaum Geld damit verdienen könne. Und er ist sicher: Auf lange Sicht werden E-Autos die Wagen mit Verbrennungsmotoren ablösen. Damit spricht er Erwin Feucht ganz und gar aus dem Herzen.

Mobilität ist eines der Kernthemen von Feucht, für die Grünen der Bundestagswahlkandidat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen. Die Umstellung auf E-Autos ist seiner Meinung nach umweltpolitisch geboten – "es ist machbar, wenn man es nur will". Zugleich betont er, dass E-Antriebe nicht die alleinige Lösung seien, dass es – gerade im ländlichen Raum – weiterer Bausteine bedürfe, die von der Bundespolitik stärker gefördert werden sollten: Bus und Bahn beispielswiese, aber auch Car-Sharing.

Der 58-Jährige ist politisch ein alter Hase, den Grünen gehört er seit mittlerweile 30 Jahren an, ist langjähriges Mitglied des Balinger Gemeinderats. Im vergangenen Jahr machte Feucht bei der Landtagswahl von sich reden: Im Wahlkreis Balingen unterlag er Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), die später zur baden-württembergischen Wirtschaftsministerin berufen wurde, um 311 Stimmen oder 0,4 Prozent. Dieses Ergebnis sei für ihn Ansporn gewesen, als Kandidat bei der Bundestagswahl ins Rennen zu gehen.

Bei den Wählern punkten will Feucht außer mit dem Thema Mobilität auch mit seinen Ansätzen zur Landwirtschaft und Ernährung. Geht es nach Feucht und den Grünen, so würde die Bio-Landwirtschaft stärker als bisher unterstützt. Rund 90 Prozent der staatlichen Förderung gingen bisher an konventionelle Betriebe, das müsse sich ändern, sagt Feucht – um den Landwirten einen Umstieg zu ermöglichen. "Gegen die Erzeuger bekommen wir den nicht hin", sagt er. Dabei sei er notwendiger denn je: Ziel müsse es sein, dass Verbraucher gute Produkte erhalten, dass Bauern davon leben könnten – und dass die Landwirtschaft umweltverträglicher werde. Feucht: "Wir brauchen mehr Achtung vor der Schöpfung."

Die öffentliche Hand sieht er dabei in der Pflicht, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dies beispielsweise dadurch, dass überall dort, wo mit öffentlichem Geld Lebensmittel bezahlt werden – in Schul- und Kindergartenmensen, an Universitäten oder auch bei der Bundeswehr – darauf gepocht werde, dass diese aus nachhaltigem Anbau stammen, regional produziert oder aber fair gehandelt wurden. Ebenso fordert Feucht eine vereinfachte Kennzeichnung von Lebensmitteln im Handel: Es müsse Verbrauchern auf den ersten Blick erkennbar sein, ob Waren ökologisch-bio hergestellt seien oder aus Massentierhaltung stammen.

Ein weiteres, für Feucht wichtiges Thema: Energie. Er plädiert dafür, den bereits beschlossenen Atomausstieg endlich konsequent umzusetzen. Bis heute habe die Bundesregierung "keinen vernünftigen Plan" vorgelegt, wie das geschehen könne. Feucht spricht sich insbesondere dafür aus, Energie – ob mit Sonne, Wind oder Wasser – verstärkt dezentral zu produzieren; die tausenden Stadtwerke bundesweit könnten dabei eine tragende Rolle einnehmen. Dadurch bliebe auch die Wertschöpfung vor Ort – und nicht bei wenigen Großkonzernen konzentriert.

Er sei kein Utopist, sagt Feucht: So knapp wie im vergangenen Jahr werde es zwischen CDU und Grünen im September im Wahlkreis wohl nicht zugehen. Aber er sei sicher, dass CDU-Kandidat Thomas Bareiß wohl nicht mehr so ein gutes Ergebnis wie 2013 – 60,7 Prozent der Erst- und 52,8 Prozent der Zweitstimmen – einfahren werde. Er selbst, so Feucht weiter, wolle das Ergebnis für sich und seine Partei – 2013 erhielten Kandidat Hartmut Wauer und die Grünen 8,3 Prozent der Erst- und 8,4 Prozent der Zweitstimmen – ausbauen.