Bach meets Electro: Ungeahnte Hör-Erlebnisse boten in einem Benefizkonzert in der Heilig-Geist-Kirche der rockende Pianist Fernando Lepe Arias, die Organistin Vera Klaiber und der Meister des Electro-Sounds, Christian Zimmermann (von links). Foto: Tahir Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ein Klassiker ganz fetzig: Drei junge Musiker begeistern mit Benefizkonzert in Balingen

Balingen. In gedämpftes Licht getaucht – mal rötlich, mal bläulich – war die Balinger Heilig-Geist-Kirche am Sonntagabend. Vielerlei elektronisches Instrumentarium, Keyboard, Synthesizer, bot sich im Chorraum den Augen der zahlreichen Zuhörer.

"Bach meets Electro": Mit dem Benefizkonzert unter diesem Motto werde das Spektrum an musikalischen Ereignissen in der Heilig-Geist-Kirche um eine neue Facette bereichert, kündigte Hans-Josef Baum vom Orgelförderverein an. Drei junge Musiker, allesamt ausgebildete Musikpädagogen, gestalteten den Abend: Fernando Lepe Arias am elektronischen Klavier, der Meister des Electro-Sounds, Christian Zimmermann, und die Organistin Vera Klaiber.

Die Wahl von Kompositionen des großen Bach erkläre sich daraus, dass dessen exakte Gliederung der Musikstücke ihnen viel Freiraum für Improvisationen lasse, erläuterte Christian Zimmermann. Und als Meister der Improvisation erweisen sich die Drei sogleich im ersten Stück: dem Präludium c-Moll aus Bachs "Wohltemperiertem Klavier".

Die Musiker im Chorraum erzeugten elektronische Klangwellen, in die die Orgel die originalen Töne der Komposition einfließen ließ. Als Taktgeber fungierten rhythmisch pointierte Percussion-Sounds. Fernando Lepe Arias und Christian Zimmermann nahmen das Bach-Thema auf. Alle Drei improvisierten auf dieser Basis, entfernten sich zunehmend freier von ihrer Vorlage.

Mit einem Orgel-Solo, dem "Trio c-Moll", ließ die Kirchenmusikerin Vera Klaiber sodann den originalen Bach erklingen. In zwei weiteren Präludien schmiegte sich die Orgel ein in den Klangfluss, den die elektronischen Instrumente erzeugten. Fernando Lepe Arias gestaltete einen hinreißenden Klavier-Sound – erst tastend, suchend, dann kraftvoll-dynamisch. Christian Zimmermann erzeugte ein Rauschen, ein Klopfen auf Membranen, das an den menschlichen Herzschlag erinnerte.

Die drei Musiker – konzentriert auf ihre Instrumente und hingegeben an ihr Spiel, im Rhythmus sich wiegend – kommunizierten stets miteinander, durch einen kurzen Blick, auch in Richtung Orgel-Empore, durch ein flüchtiges Lächeln. Ein weiteres Orgel-Solo, virtuos dargeboten von Vera Klaiber, führte zurück zu Bach im Original. Es ließ erkennen: Der alte Bach ist fetzig – er lotet die Grenzen aus, bricht selbst aus der fest gefügten Form aus.

Dann ließen alle Drei eine fein ziselierte, schwebende "Air" des großen Meisters hören. Zuletzt erklang die "Fantasia g-Moll" mit einem mächtig brausenden Orgel-Einspiel, temporeich aufgegriffen von den elektronischen Instrumenten. Der große Bach hätte seine helle Freude an dieser Darbietung und der Improvisationskunst der jungen Musiker gehabt.

Für den begeisterten Beifall der Zuhörer bedankten sich Fernando Lepe Arias und Christian Zimmermann mit einer beschwingten, jazzigen Zugabe, in der sie ihre Musizierfreude noch einmal in vollen Zügen ausleben konnten.