Sagenhafte Heimat: Bei der Teufelsmühle fand ein fast unbesiegbarer Hauptmann im 17. Jahrhundert doch den Tod

Baiersbronn-Obertal. Mit einem Bericht über die Teufelsmühle in Obertal beteiligt sich Karl Gaiser an unserer Leserserie "Sagenhafte Heimat". Auf halber Strecke des geologischen Lehrpfads von Obertal zum Ruhestein kommt man an der Teufelsmühle vorbei. Das Wasser der Rotmurg stürzt dort in einen Gumpen, eine Vertiefung im Flussbett. Das Wasser darin dreht sich wie eine Mühle, daher der Name Teufelsmühle.

So geheimnisvoll der Ort ist, so geschichtsträchtig ist er auch. Am 21. Juli 1678 wurde das obere Murgtal von einer Schwadron kaiserlicher Dragoner überfallen. Es waren wilde, bis an die Zähne bewaffnete Männer. Ihre langen, roten Mäntel gaben ihnen den Namen Rotmäntel. Nachdem sie zuvor Baden verwüstet hatten, überfielen sie die "Vier Höfe beim Kreuz" in Obertal und plünderten sie. Danach zogen sie weiter talabwärts Richtung Tannenfels. Dort trafen sie auf den mittlerweile alarmierten "Baiersbronner Haufen", und es kam zu einem heftigen Scharmützel.

Die Wut der versammelten Bauern entlud sich dermaßen, dass die Dragoner flüchteten. Bei ihrem Rückzug verwechselten sie den Weg und gerieten statt in das Rechtmurg- ins Rotmurgtal, wo sie von den Bürgern eingekesselt wurden. Es entbrannte ein furchtbarer Kampf. 23 Soldaten starben und mehr als zwölf Reiter wurden erschossen. Die Baiersbronner hatten keine Verluste zu beklagen, mussten sich aber anschließend vor Gericht verantworten.

Der Sage nach fand dieses Gemetzel an der Teufelsmühle statt. Übrig blieb als einziger Hauptmann Slutzky, der Rittmeister der Dragoner. An diesem prallten alle Kugeln wirkungslos ab. Auch gegen Waffenhiebe war er gefeit. Den Baiersbronnern gelang es schließlich, Slutzky gefangen zu nehmen. Sie versuchten, ihn zu töten, aber sie konnten ihm einfach nichts anhaben. Daraufhin warfen sie ihn bei der Teufelsmühle in die Murg und beschwerten ihn mit schweren Steinen.

Drei Tage lang ließ man den Räuberhauptmann so im Wasser liegen. Er stöhnte vor Schmerzen, starb aber nicht. Er bot den Leuten ungeheure Summen, wenn sie ihn wieder losließen. Aber da kannte er die Obertaler schlecht. Als er sah, dass niemand sein Flehen erhörte, wollte er so nicht länger weiterleben und verriet den Bauern, wie man ihn töten könne.

In seiner linken Hand, unterhalb des Daumens, seien drei geweihte Hostien eingelegt. Die solle man herausschneiden, dass er sterben könne. Dies tat man, und als die Hostien herausgeschnitten waren, verblutete Slutzky. Die Murg floss drei Tage lang blutrot und hat seither immer eine rötliche Farbe behalten. Daher gab man ihr den Namen Rote Murg.

Nach dem Tod des Hauptmanns war das Gemetzel im Rotmurgtal noch nicht vorbei. So fanden Waldarbeiter etwas abseits vom Weg einen verwundeten Soldaten, dessen Tötung ähnliche Probleme bereitete, wie die des Hauptmanns, schließlich aber doch gelang.

Der Geologische Lehrpfad, 2002 von der Interessengemeinschaft Obertal-Buhlbach erstellt, führt von Obertal bis zum Ruhestein. Entlang der Rotmurg überwindet er 325 Höhenmeter auf einer Länge von sieben Kilometern. An 36 Stationen kann man sich über Geologie, Geografie und Geschichte des Tals informieren. Der Erlebnispfad kann in beide Richtungen begangen werden. Auch eine Hin- oder Rückfahrt mit Auto oder Bus ist möglich. Unweit der Teufelsmühle an der Mitte des Pfads lädt eine Hütte mit Kinderspielplatz zum Rasten ein.