Barbara Hammann-Reister und Wolfgang Plappert stoßen vor einem Bild der Büste von Königin Katharina mit einem Gläschen Rotenberger Trollinger auf einen gelungen Vortrag an. Fotos: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vortrag zum 200. Todestag Katharinas im voll besetzten Vortragsraum der Volkshochschule

Mit einem randvollen Vortragsraum, die vorhandenen Sitzplätze reichten keineswegs aus, hatten die beiden Referenten Barbara Hammann-Reister und Wolfgang Plappert nicht gerechnet. Ihr Vortrag über die württembergische Königin Katharina zog Besucher nicht nur aus Bad Wildbad an.

Bad Wildbad. Die frühere württembergische Königin Katharina, ihr 200. Todestag jährte sich im Januar, so scheint es, hat nach zwei Jahrhunderten immer noch eine große Anziehungskraft. Dazu kam, dass die beiden Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Oberes Enztal in einem sogenannten Dialogvortrag, untermalt mit Bildern historischer Gebäude und Persönlichkeiten, nicht nur das Leben von Königin Katharina (1788-1819) vorstellten. Auch das Umfeld der in Württemberg lebenden Menschen jener Zeit brachten sie den interessierten Zuhörern nahe.

Es stimmt also heute noch, was der Pfarrer, Gymnasialprofessor und vor allem Schriftsteller Gustav Schwab (1792-1850) über die württembergische Königin formulierte: "Katharinas Leben ist nicht spurlos verschwunden, es dauert fort in seinen Saaten." Auch wenn in Bad Wildbad nur noch der vor einigen Jahren errichtete Katharinenbrunnen an sie erinnert, der sich vor dem früheren Katharinenstift (1871-1968) nahe dem heutigen Rathaus befindet.

Sehr geschickt leiteten Hammann-Reister und Plappert ihren knapp eine Stunde währenden Vortrag mit einem Bild der Grabkapelle des württembergischen Königspaares Katharina und Wilhelm I. auf dem Württemberg bei Stuttgart ein, um damit die Verbindung zwischen Württemberg und Russland darzustellen.

Die Großfürstin von Russland, Katharina Pawlowna Romanowa, wurde am 21. Mai 1788 in Zarskoje Selo (seit 1937 Puschkin) 25 Kilometer südlich von St. Petersburg geboren, als sechstes von insgesamt zehn Kindern des Großfürsten und späteren Zaren Paul I. und dessen Gemahlin Maria Feodorowna, gebürtige Herzogin Sophie Dorothee von Württemberg.

Man sieht, schon damals bestanden eheliche Verbindungen zwischen dem damals unbedeutenden Königreich Württemberg und dem riesigen Zarenreich Russland.

Ihre Kindheit verbrachte Katharina im Schloss Gotschina und in Pawlosk mit einer sehr liebevollen Mutter und als Lieblingskind ihres Vaters, woran sich eine durchaus strenge, jedoch vielseitige Erziehung und Schulzeit anschloss. Katharinas Wesen wurde allgemein als eitel, stolz, halsstarrig, ungeduldig, hochfahrend und von brennendem Ehrgeiz beschrieben. 1809 heiratete sie ihren Vetter Prinz Georg von Oldenburg, mit dem sie zwei Söhne hatte. Ihr zweiter Sohn Peter war später ein regelmäßiger Besucher von Wildbad. Die heutige Uhlandstraße trug bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts den Namen Prinz-Peter-von-Oldenburg-Straße.

Nach dem Tode ihres Ehemanns 1812 verfiel die Großfürstin in einen Starrkrampf (Katatonie), eine psychomotorische Erkrankung, eine Art Schizophrenie. Nach ihrer Übersiedlung nach St. Petersburg blieb ihre Gesundheit schwankend, und auch eine dreijährige Reise durch Westeuropa änderte nichts an ihrem Gesundheitszustand. Dagegen eröffneten sich ihr bei diesen Reisen eine Fülle neuer Anschauungen, denn sie strebte stets danach, möglichst viel zu sehen und alles Wissenswerte und Schöne aufzunehmen.

1814 traf sie in London auch ihren Cousin, den württembergischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der sich ihr gegenüber äußerte: "Sie werden stets das Idol meines Lebens sein!"

Nach der Scheidung des Prinzen Friedrich Wilhelm von seiner ersten Gattin Charlotte von Bayern (päpstliche Begründung: Die Ehe wurde nicht vollzogen), gab Katharina ihm beim Fürstentreffen in Frankfurt das Ja-Wort, dem 1816 in St. Petersburg die Vermählung folgte. Am 13. April 1816 wurde das Kronprinzenpaar mit großem Jubel in Stuttgart empfangen, obwohl mancher Württemberger sich fragte, ob das Königreich sich solche eine reiche Königin leisten könne. Katharina jedoch pflegte einen einfachen Lebensstil mit für die damalige Zeit wenig Personal. Im Oktober 1816 starb der erste württembergische König Friedrich, den Katharina bis zuletzt gepflegt hatte. An seinem Todestag entband Katharina ihre erste Tochter Maria Friederike Charlotte und wurde Königin, während Prinz Friedrich Wilhelm seinen königlichen Namen in König Wilhelm änderte, um sich von seinem wenig geliebten Vater abzusetzen.

Schulden in Millionenhöhe

Friedrich hinterließ Schulden in Millionenhöhe, dazu kam das Hungerjahr 1816, das Jahr ohne Sommer, mit Kälte, Unwettern und Missernten, sodass die Bevölkerung hungernd und bettelnd durch das Land zog oder auswanderte.

Noch im Kindbett, so die beiden Vortragenden, gründete Katharina den Wohltätigkeitsverein, mit dem Ziel, Lebensmittel, Kleidung und Heizmaterial für die notleidende Bevölkerung zu organisieren. Dabei wurden nicht nur Staatsbeiträge, sondern auch Spenden (Getreide und Hilfsgüter aus Russland) sowie Gelder aus Katharinas Privatschatulle verwendet.

In der Folge gründete Katharina Suppenanstalten, Näh-, Strick- und Spinnschulen, sodass sie als Engel und Gönnerin der Bevölkerung gerühmt wurde. 1817 wurde das erste Landwirtschaftliche Hauptfest gefeiert, an dem immerhin 30 000 Württemberger teilnahmen. Übrigens: Das Fest wandelte sich später zum heute noch sehr beliebten Cannstatter Volksfest.

Ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder und ein Institut für Töchter höherer Stände entstanden, wobei Katharina nach einem Besuch bei Pestalozzi in der Schweiz versuchte, dessen Anregungen umzusetzen. Neu war die Gründung einer Sparkasse, die nach vier Monaten bereits 470 Sparer, und was noch wichtiger war, 16 Kreditnehmer verzeichnete. Auch ihre Idee für eine gemeinnützige Krankenanstalt wurde mit dem Bau des Stuttgarter Katharinenhospitals (nach ihrem Tod) 1820/21 umgesetzt.

In den sogenannten "Hofdiarien" wurden alle Ereignisse am Hof festgehalten. Darin wird beschrieben, wie im Juli 1818 Königin Katharina die Bäder Wildbad, Teinach und Baden (heute Baden-Baden) besuchte.

Am 9. Januar 1819 verstarb im blühenden Alter von gerade mal 30 Jahren plötzlich und unerwartet Württembergs geliebte Königin. Ihr überraschender Tod löste im ganzen Land eine Welle von Bestürzung und Trauer aus und gab zu Spekulationen Anlass. Wobei sich die Mär von einer winterlichen Fahrt in offener Kutsche und mit wenig schützendem Gewand nach Scharnhausen lange hielt, wo sie ihren Gatten bei einem Liebesabenteuer ertappen wollte.

Belegt ist dagegen der Bericht der Hofärzte Hardegg, Jäger und Ludwig über eine wenige Tage zuvor auftretende Geschwulst im Gesicht, die sich über das ganze Gesicht rasch ausbreitete. Am Todestag stellten die Ärzte bei "fortdauerndem Schweiße ein plötzliches Irrewerden und Bewusstlosigkeit" fest, bis die Königin eine Stunde später verstarb.

Die Trauer im Land war ungemein. Man bedauerte den Verlust "einer Mutter des Volkes", "einen vom Himmel gesandten Engel".

Auch König Wilhelms Trauer war unermesslich. Er ließ zu ihrem Gedenken auf dem Roten Berg, auf dem sich zuvor die Stammburg der württembergischen Regierenden befand, 1820 eine Grabkapelle bauen, in die 1824 der Leichnam Katharinas in einem Marmorsarkophag aus Stuttgarts Stiftskirche überführt wurde.

Russisch-orthodoxes Gotteshaus

Im Juni 1864 verstarb König Wilhelm nach seiner dritten Ehe mit Pauline von Württemberg, mit der er drei weitere Kinder hatte. Er hatte die Anweisung getroffen, dass sein Leichnam in der von ihm gebauten Kapelle "neben meiner verewigten Gemahlin Katharina, wie ich es ihr versprochen hatte" beigesetzt wird.

Heute ist das Grabmal auf dem Rotenberg als russisch-orthodoxes Gotteshaus eine von Stuttgarts besonderen Attraktionen, die 2018 von rund 40 000 Besuchern aufgesucht wurde.

In Wildbad erinnert ein steinerner Fensterbogen sowie eine Inschrift am Neuen Eberhardsbad an Württembergs geliebte Königin, und in den neuen Sana Kliniken ist im Eingangsbereich der Schlussstein des Portals des früheren Katharinenstifts mit erläuterndem Text zu finden.

Die Zuhörer des Vortrags, unter ihnen auch Gäste aus Ludwigsburg und Stuttgart, waren von der interessanten mit einigen Bildern erweiterten Darstellung des Lebens der württembergischen Königin begeistert und spendeten den beiden Vortragenden Barbara Hammann-Reister und Wolfgang Plappert anhaltenden Beifall.

Dass außerdem abschließend ein Gläschen Trollinger vom "Rotenberger Schlossberg" angeboten wurde, verführte zu angenehmen Gesprächen und zum wiederholten Lob für die Referenten, die das Leben und Wirken von Katharina mit allen Licht- und Schattenseiten ausgezeichnet dargeboten hatten.