Mit Infotafeln sollen die Besucher über die Preise der verschiedenen Attraktionen informiert werden. Foto: Mutschler

Tourismusbüro zieht Notbremse: Aufwand für Personal zu hoch. Beschwerden von Touristen. Mit Kommentar

Bad Wildbad - Ein gemeinsames Kombiticket für alle Attraktionen auf dem Bad Wildbader Sommerberg? Nur einmal anstehen und dabei auch noch Geld sparen? Klingt einfach? Ist es aber nicht. Ein gemeinsames Kombiticket ist – vorerst – vom Tisch, auch die bislang bestehenden Kombinationen wurden erst mal abgeschafft.

Die Einführung eines gemeinsamen Kombitickets, mit dem neben der Sommerbergbahn auch Baumwipfelpfad, Abenteuerspielplatz und die Wild Line genutzt werden können, kann doch nicht so schwer sein? Das habe sich auch Stefanie Dickgiesser gedacht, als sie ihre Stelle als Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH angetreten habe, erzählt sie. Gut ein Jahr später stellt sich heraus: Es ist sogar noch komplizierter.

Erhöhter Beratungsaufwand

Zwar haben alle Betreiber das gleiche Kassensystem. Das ist dann aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. "Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten", sagt Dickgiesser. Das beginne schon bei den Öffnungszeiten, die überall anders sind. Außerdem dürfe man beispielsweise auf die Hängebrücke den Hund mitnehmen, auf den Baumwipfelpfad nicht. Und so geht es weiter. Gruppen- oder Familienkaren, Fahrradmitnahme in der Bergbahn, Jahreskarten, Gästekarten – mehr als 60 verschiedene Kombinationen seien laut Dickgiesser möglich. Dies führte zu einem erhöhten Beratungsaufwand für die Mitarbeiter an der Bergbahn-Talstation – und somit zu noch längeren Schlangen an der Bergbahn.

Dazu kommt laut Dickgiesser noch, dass das Wetter oben anders sei als in der Stadt, sich im Laufe des Tages ändern könne oder die Touristen an der Hängebrücke feststellen, dass sie sich doch nicht darüber trauen. Also gingen sie zurück zur Bergbahn und verlangten ihr Geld für die nicht genutzten Attraktionen zurück, was noch mal zu einem erhöhten Aufwand geführt habe.

Die Folge? "Personal überlastet, Gast sauer, Personal sauer!" Deshalb habe man "die Reißleine ziehen" müssen und in gemeinsamen Gesprächen mit allen Betreibern die Abschaffung aller Kombinationstickets – ein Kombiticket mit allen Attraktionen gab es bislang sowieso noch nicht – beschlossen.

Nun sei es das Ziel, die Gäste "schnellstmöglich auf den Berg" zu bringen. Dann könnten sie sich oben in Ruhe entscheiden, was sie machen wollen. Dabei soll auch der geplante Informationsraum mit Flyern und digitalem Infoportal helfen, der, gefördert vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, in der Bergstation eingerichtet werden soll. Und das funktioniere durchaus: "Die Gäste sind unten schneller weg", stellt Dickgiesser fest.

Karten in der Tourist-Information erhältlich

Dass das aus Sicht des Gastes dennoch nicht die optimale Lösung sei, kann Dickgiesser nachvollziehen. Es habe auch schon "die ein oder andere Beschwerde gegeben", weil die Gäste jetzt vielleicht mehrmals anstehen müssten. Aber Dickgiesser verdeutlicht noch einmal: "Wir mussten die Notbremse ziehen und sehen, wie wir eine kurzfristige Lösung finden." Nun wolle man die Sache ein halbes Jahr lang testen und "schauen, wie es läuft". In den regelmäßigen Treffen aller Beteiligen soll auch das Thema Kombiticket weiter im Blick behalten werden. Der Baumwipfelpfad beispielsweise löse das Problem so, dass seit der Abschaffung der Kombitickets durchgängig auch die zweite Kasse besetzt sei, was ganz gut funktioniere, sagt Dickgiesser.

Um die Gäste bereits an der Talstation besser zu informieren, habe man nun mit allen Partnern Infotafeln aufgestellt, die über die Preise informieren. Zudem soll über dem Eingang zur Bergbahn ein Banner aufgehängt werden, das alle Attraktionen darstelle. So könne man für ein schöneres Erscheinungsbild des Uhlandplatzes sorgen und "so vielleicht den einen oder anderen besänftigen", hofft Dickgiesser.

 Übrigens: In der Touristik Bad Wildbad können die Besucher Karten für alle Attraktionen kaufen – ab Sommer 2020 dann auch zu verlängerten Öffnungszeiten. Das spart zwar kein Geld, aber immerhin können sich die Touristen so das mehrfach Schlange stehen sparen.

Kommentar: Wirklich nötig?

Von Bernd Mutschler

Keine Frage: Ein gemeinsames Ticket für alle Attraktionen des Sommerbergs wäre wünschenswert. Angesichts der vielen unterschiedlichen Betreiber, ihrer ureigener Interessen und unterschiedlicher Angebote ist eine Einigung aber schwierig. Und mal ehrlich: Wofür braucht man das Ticket unbedingt? Weil man mit dem Kombiticket einen Euro sparen kann? Das zieht im Schwäbischen natürlich immer. Eine Familie mit drei Kindern zahlt für alle Attraktionen plus Bahnfahrt 97 Euro. Mit Kombiticket wären es dann vielleicht 90 oder 95. Natürlich hat man dann gespart, aber macht das so viel aus? Und ist es nicht egal, ob die Touristen eine Stunde an der Talstation der Bergbahn in der Schlange stehen oder – weil die Gäste ohne aufwendige Beratung deutlich schneller auf den Berg kommen – dreimal 20 Minuten an Bahn, Hängebrücke und Baumwipfelpfad?