Die Rocknummern der Special Guests "Hookers&Covers" kamen gut an. Foto: Ferenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Fest: Session mit Clubatmosphäre und rockige Klänge zum 20-jährigen Bestehen des Jugendhauses

Zwei musikalische Veranstaltungen begleiteten das Jugend- und Kulturhaus Bad Wildbad durch das Wochenende. Erst stand die traditionelle Folk-Blues-Rock-Session auf dem Programm, tags darauf folgte ein Konzertabend mit drei Livebands.

Bad Wildbad. "Die April-Session ist unsere Jubiläums-Session", begrüßte Hans-Henning Saß die Musiker und Gäste der Auftaktveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Jugendhauses. "Wir werden von heute an vier Tage feiern bis zum abschließenden Brunch am Sonntag", meinte der angesichts des erfreulichen Ereignisses gut gelaunte langjährige Vorsitzende des veranstaltenden Förderkreises Jugendhaus Wildbad.

Begeisterung über das Angebot

Zum musikalischen kam an diesem Abend dank vieler Spenden auch ein kulinarischer Genuss dazu, was laut Saß die Clubatmosphäre im "Freiraum" unterstützt. Das Buffet bereicherten insbesondere Ernstgeorg Kieburg mit einem zur Zahl 20 geschlungenen Nusszopf und Pat Roller mit einer Wurstplatte. Obwohl erst zum dritten Mal bei der Jam-Session als Zuhörer dabei, äußerte sich Kieburg, Pensionär aus Bad Wildbad, begeistert über dieses Angebot, bei dem so viele aktiv sind. "Ich wollte den Haupt- und Ehrenamtlichen eine kleine Freude bereiten und freue mich, dass diese gut ankommt", meinte er, der "leider selbst kein Instrument spielt, aber gerne Musik hört".

Pat Roller aus Enzklösterle gehört seit Jahren zu den Stammgästen von Session und Brunch und hat auch schon mal auf der Bühne mitgesungen. Sie schätzt die ungezwungene Atmosphäre. "Die Musiker müssen sich immer wieder auf ein neues Lied verständigen, und es kann sich jeder mit seinen Fähigkeiten einbringen. Das ist spannend mitzuerleben", meint Roller.

Zu den treuen Gästen und Mitarbeitern gehört auch die 80-jährige Friedericke Quandt, welche die Äktschen-Gruppe ehrenamtlich als Betreuerin unterstützt und auch bei Kinderveranstaltungen und in der Reparaturwerkstatt aushilft. "Ich komme hierher, damit ich nicht nur daheim herumsitze. Man kennt sich und fühlt sich wie zuhause", beschreibt sie ihre Motivation.

Auch die Bewohner des nahegelegenen Berufsförderungswerks (BFW) finden immer öfter den Weg zu den Veranstaltungen im "Freiraum". Dessen Qualitätsmanager Joachim Erk greift bei den Sessions auch regelmäßig zur Gitarre und gibt, unterstützt von seiner ausdrucksstarken Stimme und natürlich weiteren anwesenden Musikerkollegen an Schlagzeug, Bass und E-Piano, Kostproben aus seinem Repertoire.

"Er hat uns darauf hingewiesen, dass er heute Abend hier spielt und deswegen sind wir hier", so Judith Sommer und Tamara Steuben, die beide gerade eine Umschulung am BFW machen und Erk auch dort schon mal live spielen hörten. Ihre Mitschülerin Elena Schebler ist zum wiederholten Mal bei einer Session dabei. "Alle sind offen und freundlich hier, und man erlebt gute Musik bei freiem Eintritt. Meist tun sich mehrere Gleichgesinnte vom BFW zusammen und gehen dann donnerstags her", meinte sie.

Eher selten zu hören: die Bluesharp

Seit der Förderkreis zum Jubiläum das neue Schlagzeug angeschafft hat, betritt auch "Eugen vom Olgabad", wie der Hausmeister und Hobbymusiker liebevoll genannt wird, wieder die Bühne und schwingt die Sticks oder greift in die Tasten des E-Pianos, das der Förderkreis in gebrauchtem Zustand erwerben konnte und das nun für die Session aufgestellt wird. Auch die Bluesharp, wie sie Ger Walz perfekt beherrscht, dürfte in den Clubs der Region eher selten zu hören sein. "Das macht die Musik natürlich gleich noch vielfältiger", meint Henning Saß zu dieser Bereicherung.

Und wenn dann noch die Zuhörer zu den auf den Tischen ausliegenden Percussioninstrumenten greifen, darunter mit Kaffeebohnen gefüllte Dosen der ehemaligen Pächterin vom Café am Bad, dann ergibt sich schnell eine zusätzliche Rhythmusgruppe und der ganze Saal groovt. Fast schon symbolisch für die beachtenswerte Eigendynamik und Vernetzung, die das Jugendhaus in den beiden Jahrzehnten seiner Existenz entwickelt hat.

Nicht ganz so gut besucht wie die Jam-Session war der Konzertabend tags darauf, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Die Gäste fühlten sich in der Wohnzimmeratmosphäre sichtlich wohl und Freunde der etwas lauteren Rockmusik dürften an diesem Abend voll auf ihre Kosten gekommen sein.

Den Anfang machte die vierköpfige Band "Gracefire", darunter drei energiegeladene Frauen an Schlagzeug (Annika), Gitarre (Diana) und Gesang (Nicole), deren männlicher Kollege am Bass (Simon) fast schon als ruhender Pol in einer von harten Beats, Gitarrensoli und kräftiger Stimme getriebenen Performance fungierte. Ihre selbst geschriebenen Songs, die sie am liebsten live auf der Bühne zelebrieren, demnächst aber auch in ein erstes Album packen wollen, handeln von Erfahrungen, die mal erfreulicher, mal schmerzhafter Natur sind.

Ein Heimspiel hatten anschließend "Shellproof", die zum Bandhaus gehören und mit der stimmlich und emotional starken Sängerin Birgit Kraft die Stimmung weiter anheizten.

Keine Ermüdungserscheinungen zeigte das Publikum zu fortgeschrittener Stunde angesichts der harten grenzüberschreitenden Rocknummern der Special Guests "Hookers&Covers". Insbesondere der charismatische Sänger Tomas Mourenec suchte immer wieder auch den körperlichen Kontakt zum Publikum in Bad Wildbad, einem von ihm und seinen vier Bandkollegen sehr geschätzten Auftrittsort. Bei Titeln wie "Wonderwall" von Oasis stimmte dieses auch mit ein.