Das Marcel Baluta-Ensemble und Wolfgang Plappert (links) gestalteten eine "Musikalische Reise nach England". Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Marcel-Baluta-Ensemble gestaltet eine "Musikalische Reise nach England" / Teils eigens arrangierte Kompositionen

Während man vielerorts von den nicht enden wollenden Diskussionen um den Brexit genervt ist, werden in Bad Wildbad die Britischen Wochen zelebriert. Am Wochenende stand die englische Musik im Mittelpunkt.

Bad Wildbad. Nicht nur Kino und Restaurantangebote (nein, nicht nur Fish’n’Chips), sondern auch Musik und Historie gehören zu den Britischen Wochen. Deshalb gab es am Freitagabend auch eine "Musikalische Reise nach England" im Forum König-Karls-Bad.

Das Marcel-Baluta-Ensemble, das sonst regelmäßig musikalische Weltreisen unternimmt, führte diesmal mit sehr unterhaltsamen Klängen direkt auf die Insel, die nicht mehr zur Europäischen Union gehören will. In festlichem Schwarz waren die Mitwirkenden des Marcel-Baluta-Ensembles gekleidet, ob aus Trauer über den Ausstieg der Briten oder aus Achtung für die Komponisten der vorgestellten Musikstücke, ist allerdings nicht bekannt.

Für das gewaltige "Pomp and Circumstance" von Edward Elgar (1857 bis 1934), so die Deutsch und Englisch parlierende Moderatorin Ewa Baluta, sei das Ensemble zu klein. Dafür war vom gleichen Komponisten "Salut d’Amour" zu hören, nachdem das bekannte "Alla Hornpipe" aus der "Wassermusik" von Georg Friedrich Händel (Gastbrite) den musikalischen Reigen eröffnet hatte.

Britische Komponisten sind in Deutschland wenig bekannt, und die "Klassiker" Britten, Purcell, Boyce, Field, Moore oder Delius hatten keine Kompositionen, die sich für ein Salonorchester und dessen Publikum eigneten. Dafür waren bekannte und speziell für den britischen Musikabend arrangierte Kompositionen moderner Komponisten wie Paul Mc Cartney (Yesterday), Monty Norman (James Bond), Nigel Hess (Ladies in Lavender) und natürlich wieder Händel (Largo aus der Oper Xerxes) zu hören, gekonnt interpretiert von den vier Künstlern Marcel Baluta (Leitung und Solovioline), Ewa Baluta (Cello), Mihaela Stojan (Violine) und Natalie Dovbych (Klavier). Das relativ kleine Publikum – darunter sogar zwei englische Gäste – hörten gerne, was die Künstler da auf die Bühne brachten.

Englisch ging’s nicht nur in der Musik zu, sondern auch in der Wildbader Geschichte. Denn bereits im 19. Jahrhundert kamen zahlreiche wohlhabende englische Gäste in das romantische Schwarzwaldstädtchen, wie Wolfgang Plappert aus Bad Wildbad höchst unterhaltsam zwischen den musikalischen Darbietungen erzählte. In den 1940er-Jahren räumte der englische Arzt Augustus Bozzi Granville in seinen Reisebeschreibungen den Thermen Wildbads im deutschsprachigen Raum den ersten Platz ein und begeisterte das englische Bürgertum, das gerne die zwei Wochen währende Anreise nach Wildbad auf sich nahm, um hier viele Wochen lang das "exotische Flair" der Thermen und des Schwarzwaldes zu genießen. Auch die reiselustige Lady Anna Vavasour widmete in ihrem Buch "The Spas of Wildbad and Rippoldsau" (1842) einen großen Teil dem Kurort.

Titel aus Musical

Kein Wunder, so Plappert, dass um 1865 die heute noch vorhandene Englische Kirche in den damaligen Kuranlagen erbaut wurde. Sogar die Namen der englischen Geistlichen und der Sponsoren sind heute noch auf den in der Kirche angebrachten Tafeln zu finden.

Der Musicalkomponist Andrew Lloyd Webber (geboren 1948) war bisher noch nicht in Bad Wildbad, dafür spielte das Marcel-Baluta-Ensemble zwei Titel aus seinem Musical "Phantom der Oper" und rundete so das musikalische und historische Angebot unter viel Applaus ab.