Im Königlichen Kurtheater Wildbad glänzten die Schauspieler Dirk Deininger (von links), Dorothea Baltzer und Klaus Ellmer in der Komödie "Illusionen einer Ehe". Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Tournee Theater Stuttgart gastiert mit "Illusionen einer Ehe" im Königlichen Kurtheater

Bad Wildbad. Kampf mit Worten zerstört Illusionen – in einer Ehe noch viel stärker als unter Freunden. So könnte man das Boulevard-Theaterstück "Illusionen einer Ehe" charakterisieren, das sich auf der Bühne des Königlichen Kurtheaters Wildbad abspielte.

Das Tournee Theater Stuttgart gastierte mit der 2009 in Paris uraufgeführten Komödie vor einem gut besuchten und aufgeschlossenen Publikum, das, der niederen Temperatur wegen, warm angezogen kam. Zur Erklärung: Das Königliche Kurtheater war und ist ein (unbeheiztes) Sommertheater, und wenn es im Herbst zu kühl wird, werden zudem wärmende Decken ausgegeben.

Der französische Dramatiker, Regisseur und Drehbuchautor Eric Assous hat außer dem sehr erfolgreichen Boulevardstück "Illusionen einer Ehe" zahlreiche andere Theaterstücke und knapp 100 Hörspiele geschrieben, wobei die im Kurtheater gespielte Komödie einen durchaus ernsten Hintergrund hat.

"Fremdgehen" heißt das Problem, das für Ada (Dorothea Baltzer) und Felix (Klaus Ellmer) so ganz nebenbei beim Frühstück zur Rede kommt und entsprechende Folgen hat. Die Beiden sind lang und anscheinend glücklich verheiratet, doch da kommt die Neugierde auf bei einer durchaus heiklen Frage. Ada will wissen, ob ihr Mann ihr stets treu war. Dass "Mann" dabei in Verlegenheit kommt, ist durchaus verständlich, und nach intensiven Fragen gesteht er zwölf kurzlebige Beziehungen. Dass solch ein Geständnis nicht nur Adas Gefühle für Felix schädigt, ist klar, aber Felix stellt die Gegenfrage nach Adas Verfehlungen.

Indirekte Fragen und witzige Dialoge

Auch sie war ihrem Gatten nicht treu und gesteht "nur" eine Verfehlung, diese aber neun Monate lang. Das reizt natürlich Felix, der wissen will, wer der Liebhaber gewesen ist. Er vermutet, dass es sein bester Freund und Adas Tennispartner Erik ist und lädt diesen kurzerhand zum Mittagessen ein.

Erik kommt und ist sofort den indirekten Fragen von Felix ausgesetzt, obwohl er zuerst überhaupt nicht weiß, worum es geht. Auf die Fragen gibt er ausweichende Antworten, die mal beweisen, dass er der Liebhaber sein könnte, dann aber, auch durch Adas unterkühltes Verhalten wieder Zweifel aufkommen lassen. Erstaunen, Verwirrung, Behauptungen, Irrtümer, Bissigkeiten und Vermutungen liegen eng beieinander.

Es entwickeln sich herrliche Dialoge zwischen und mit den drei Protagonisten, die auch bei den Zuschauern Spannung erzeugen, witzig, spritzig. Sehr menschlich die Dialoge zwischen den beiden Männern, die auch durchaus deutlich werden. So meint Erik: "Es fragt sich, wie kann eine so tolle Frau so ein Arschloch wie dich heiraten?" was Felix keineswegs beleidigt, sondern ihn immer wieder aufstachelt, hinter seine Vermutung zu kommen: "Wir helfen dir, dich zu befreien, denn eine Beziehung findet nicht nur in der Hosentasche statt."

Jedoch eine Lösung gibt es nicht. Es bleibt offen, ob Erik der Beziehungstäter zu Ada war, und darin liegt auch der Reiz dieser Komödie.

Jana Kirsch, die bereits seit einigen Jahren am Tournee-Theater Stuttgart tätig ist, hat diese Komödie als Regisseurin erfolgreich in Szene gesetzt. Das Spiel der drei Mitwirkenden Dorothea Baltzer (Ada), Klaus Ellmer (Felix) und Dirk Deininger (Erik) war eine Augenweide und ein echtes Hörvergnügen, höchst unterhaltsam und absolut hervorragend präsentiert, wahrhaft echtes Theatervergnügen. Das Wildbader Publikum war ebenfalls dieser Ansicht und applaudierte begeistert und anhaltend. Endlich richtiges Theater im Königlichen Kurtheater.