In der Wilhelmstraße, auf dem Bild eine Aufnahme um das Jahr 1925, betrieben die vier Schwestern Rosa, Ida, Babette und Johanna Freund über 25 Jahre ein Woll- und Kurzwarengeschäft sowie eine Pension. Foto: Stadtarchiv Bad Wildbad Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Zehn Stationen werden besucht

Bad Wildbad. Am Sonntag, 30. Juni, bietet die Projektgruppe "Spuren jüdischen Lebens in Bad Wildbad" mit Marina Lahmann von der Stadtverwaltung Bad Wildbad ab 15 Uhr einen Spaziergang durch die Wildbader Innenstadt an, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Der etwa 90-minütige Spaziergang führt vom Kurplatz bis zur Wilhelmstraße 94 und über die König-Karl-Straße wieder zurück zum Kurplatz.

Wildbad hatte keine jüdische Gemeinde, aber in den zahlreichen Wildbader Hotels stiegen jüdische Kurgäste ab. Jüdische Ärzte begleiteten Kurende und Kranke, einzelne Geschäfte hatten jüdische Inhaber, Hotels und Restaurants wurden von Juden geführt.

Auf dem Stadtspaziergang werden etwa zehn Stationen besucht, an denen sich jüdische Gäste und Bürger erholten, lebten und arbeiteten. Vorgestellt werden unter anderem die Ärzte Max Ascher und Max Günzburger, die Gasthofbetreiber Jakob Dessauer und Max Weil, die Hoteliers Elias Weil und Aurel Radowitz sowie die vier Schwestern Rosa, Ida, Babette und Johanna Freund, die zusammen in der Wilhelmstraße ein Geschäft und eine Zimmervermietung führten.

Auch die Verhandlung zur Befreiung aus dem KZ wird thematisiert

Auch die Verhandlung zur Befreiung von Juden aus dem Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt in die Schweiz, die im Januar 1945 im Hotel Post am Kurplatz stattfand, wird thematisiert. Und es wird die Geschichte eines städtischen Beamten erzählt, der mit 48 Jahren in den Ruhestand gezwungen wurde, weil er mit einer Halbjüdin verheiratet war.

Der Stadtspaziergang ist eine von mehreren Veranstaltungen in den Jahren 2019/2020 der Projektgruppe "Spuren jüdischen Lebens in Bad Wildbad", der die evangelische Kirchengemeinde Bad Wildbad, das Stadtarchiv der Stadt Bad Wildbad, die Volkshochschule Calw, der Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal und das Enztal-Gymnasium Bad Wildbad angehören.

Treffpunkt für den Spaziergang am 30. Juni ist um 15 Uhr der alte Brunnen am Kurplatz in Wildbad. Der Spaziergang ist kostenfrei.