Über den Öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum und über das neue Centro-Rufbussystem in Bad Wildbad referierten Matthias Lieb (links) und Uli Keller. Foto: Ziegelbauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Mehr als 100 Haltepunkte für gesamtes Stadtgebiet / Vortrag zu nachhaltiger Mobilität im ländlichen Raum

Von Heinz Ziegelbauer

Bad Wildbad. "So weit die Schiene reicht – zur Situation und den Möglichkeiten des ÖPNV im Kreis Calw" hat die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen als Thema für einen Informationsabend gewählt.

Wobei Jürgen Schrumpf (Bad Wildbad) unter dem Begriff Schiene den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verstanden wissen wollte, für den mit dem Start des Centro-Busses im Raum Bad Wildbad am heutigen Montag ein ganz besonderer Tag ist. Deshalb hatte Schrumpf neben Matthias Lieb, Vorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD)- Landesverbandes, auch Uli Keller als Projektbegleiter des Centro-Busses im Bereich der Stadt eingeladen.

Lieb stellte den Verkehrsclub Deutschland als einen Verband für umweltfreundliche Mobilität vor und bezeichnete diesen aufgrund seiner speziellen Arbeit unter dem Aspekt von mehr Klima- sowie Umweltschutz als den einzigen mit Klimaschutzfaktor. Als VCD-Aktivitäten kam er unter anderem auf das Engagement des Verbandes für die Stadtbahn nach Bad Wildbad und für den Sonntags-Ausflugszug "Enztäler Radexpress" zu sprechen.

Dann wandte er sich der nachhaltigen Mobilität im ländlichen Raum und dem volkswirtschaftlichen Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs zu. Dabei beleuchtete er das bisherige Elektro-Bürgerauto Oberreichenbach, das Elektro-CarSharing in Sulzfeld und die Modernisierung der Nagoldtal-/Enzbahn, auf der die Fahrgastzahlen durch mehr Fahrten, durch günstige Tarife und mit mehr Haltepunkten deutlich verbessert werden konnten. Auch für eine eventuell zu reaktivierende Bahnstrecke Calw-Weil der Stadt wären seines Erachtens höhere Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr zu erwarten.

Auch wenn der Landkreis Calw nicht am Nationalpark beteiligt sei, hielt Matthias Lieb für dessen Besucher ein verbessertes ÖPNV-Angebot wie etwa mit Wanderbussen zu ausgesuchten Haltestellen für notwendig. Er machte deutlich, dass es keine klassische Lösung für eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum gebe. Vielmehr komme es auf einen auf die Raumstruktur zugeschnittenen Maßnahmen- beziehungsweise Angebots-Mix an, wozu auch bürgerschaftliches Engagement notwendig sei.

"Der Centro kommt, wir freuen uns auf ihn", begeisterte sich Keller für das heute in Bad Wildbad in Betrieb gehende Rufbussystem, für das in der Gesamtstadt weit mehr als 100 Haltepunkte eingerichtet worden seien. Wie seinen Ausführungen zu entnehmen war, löst der Centro-Bus den bisherigen nach einem festen Plan gefahrenen Citybus ab. "Der Kunde bestimmt, wann der Bus fährt", betonte Keller, und zwar montags bis freitags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr sowie samstags von 8 bis 18 Uhr.

Schon jetzt überlege man, das neue Angebot vielleicht noch räumlich und zeitlich zu erweitern. Das Erfreuliche sei, dass mit dem Rufbus ein Projekt realisiert werde, das die Stadt nichts koste und mit dem ein Standortnachteil im ländlichen Raum ausgeglichen werde, sagte Keller abschließend.