Das Marcel-Baluta-Ensemble entführte musikalisch in die Zeit der Romantik.Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Bad Wildbad erinnert mit dem 12. Clara-Schumann-Wochenende an einen seiner prominentesten Kurgäste

Zum zwölften Mal fand in Bad Wildbad das Clara-Schumann-Wochenende statt – coronabedingt vor kleinerem Publikum. Das war am Ende dennoch begeistert.

Bad Wildbad. Zu den prominentesten Gästen Wildbads gehörte die weltbekannte Pianistin Clara Schumann (1819–1896). Hier erholte sie sich über mehrere Wochen von ihren anstrengenden Konzertreisen, von ihrem anstrengenden Leben als achtfache Mutter und als alleinverdienende und -erziehende Witwe. Über ihren Aufenthalt im Kurort Wildbad existiert ein großer Fundus an Briefen. Als Hommage an die gebürtige Leipzigerin feiert die Stadt alljährlich ein Clara-Schumann-Wochenende – und das bereits seit elf Jahren. Dieses kleine Festival gehört zweifellos zu den Glanzpunkten im Veranstaltungsprogramm und erfreut sich einer großen Fangemeinde.

Das diesjährige 12. Clara-Schumann-Wochenende gestaltete sich jedoch anders als bisher, denn zahlreiche interessierte Schumann-Fans mussten wegen der Corona-Verordnungen abgewiesen werden. Statt 120 Plätzen standen nur knapp 50 zur Verfügung.

Parallelen zu früher

Für diesen Umstand bat Winfried Hahner, Veranstaltungsleiter der Touristik, um Verständnis – und verglich: Auch zu Clara Schumanns Zeiten mussten die Musizierenden ebenso wie die Zuhörer mit vielen Einschränkungen zurechtkommen. Die damaligen Auftritte der Künstler gestalteten sich keineswegs so komfortabel wie heute, denn die Konzerte waren gesellige Veranstaltungen, und oft war Musik zweitrangig. Zudem war das Reisen alles andere als bequem: Wildbad erreichte sie erst nach mehrstündiger Kutschfahrt auf schlechten Wegen von der nächstgelegenen Bahnstation Mühlacker.

Musikdirektor Marcel Baluta eröffnete mit seinem Ensemble die "Musik der Romantik" mit einer Fantasie aus Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie der Träumerei Op. 15 von Robert Schumann. Cellistin Ewa Baluta, die mit ihrem großen musikhistorischen Wissen durch das umfangreiche Programm führte, erfreute die Besucher außerdem mit ihrem wohlklingenden Sopran. Mit zwei Liedern (Mädchenwunsch, Schöner Junge) für Sopran und Klavier von Frederic Chopin, ihrem polnischen Landsmann, begeisterte sie das Publikum mit einer emotionalen Darbietung in polnischer Sprache.

Zu den romantischen Komponisten gehören natürlich auch Antonin Dvorak mit seinem Slawischen Tanz Nr. 2 und Solvejgs Lied des Norwegers Edvard Grieg, die anschließend erklangen. Von Franz Schubert, dem Begründer der Romantik, spielte das Marcel-Baluta-Ensemble das Impromptu As-Dur und am Klavier begeisterte Natalie Dovbysch mit dem ersten Satz der bekannten Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven.

Beim romantischen Walzer A-Dur für Violine und Klavier von Johannes Brahms brillierte Marcel Baluta auf der Violine, begleitet von Natalie Dovbysch am Klavier. Mit der bekannten Moldau-Melodie von Bedrich Smetana aus der Tondichtung "Mein Vaterland" schlug das Marcel-Baluta-Ensemble gekonnt den Bogen über die Vielzahl der romantischen Komponisten des 19. Jahrhunderts.

Autorin liest aus Buch vor

Aber nicht nur musikalisch wurde der Musik der Romantik und der Pianistin Clara Schumann gedacht. Berührend mit Worten schuf die Autorin Lea Ammertal eine besondere Verbindung zur Musik und zum Leben von Clara Schumann. In drei Abschnitten las sie aus ihrem im Vorjahr herausgekommenen Buch "Eine andere Musik – Clara Schumanns Schattenwürfe".

Im Rahmen des Konzerts beleuchtete Ammertal in drei Geschichten das Leben Clara Schumanns auf ihre ganz spezielle Art. In "Weiße Maschen" erzählte die Autorin über die Freude der Pianistin am Handarbeiten. In "Blumen, Breslau und Beata" kommt die resolute Fremdenführerin Beta zu Wort und präsentiert stolz die kulturellen Wirkungsstätten der Künstler Johannes Brahms und Clara Schumanns in Breslau, während in der Geschichte "Ludwig III" das familiäre Leid mit Sohn Ludwig spürbar wird, der mit 22 Jahren in einer Irrenanstalt verstarb.

Sichtlich beeindruckt zeigte sich das Publikum über die innig und ausdrucksvoll gelesenen Texte, die ganz andere Einblicke in das Leben Clara Schumanns gewährten. Schade nur, dass die leisen Töne in den hinteren Reihen des Saales kaum zu verstehen waren. Dennoch gab es viel Beifall für alle Mitwirkenden und das abwechslungsreiche Programm.