Auch das Christkindle mit seinen Begleiterinnen ist am Heiligen Abend unterwegs. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Unverheiratete Leute ziehen von Haus zu Haus

Sie sind nur am Heiligen Abend unterwegs und gehen von Haus zu Haus. Der eine laut, das andere leise. Der Brauch vom Pelzmärtle und dem Christkindle hat in Sprollenhaus und Nonnenmiss eine lange Tradition.

Bad Wildbad-Sprollenhaus. Seit über einem Jahrhundert gibt es in Sprollenhaus und in Nonnenmiss Pelzmärtle und Christkindle. Zwei Gestalten, die am Heiligen Abend in den Bad Wildbader Stadtteilen im oberen Enztal Sprollenhaus umgehen und die Kinder zuhause besuchen. Während das Chriskindle leise, fast unerkannt, mit zwei Begleiterinnen in die Wohnungen kommt, wird der Pelzmärtle mit Peitschenknallen angekündigt und erschreckt im Strohgewand die Leute.

Der Pelzmärtle ist ein großer Kerl, der in Stroh eingenäht ist und fast nicht alleine gehen kann. Der Kopf ist durch eine schwarze "Kapp" verdeckt. Über den geflochtenen Strohketten trägt er Ledergeschirre mit Glocken und ist mit einer Kette um die Hüfte versehen. Er soll erschrecken, und das tut er auch. Begleitet wird er von jungen Leuten, die ihre Lederpeitschen knallen lassen und dabei Mordslärm verursachen.

Ganz leise dagegen das Christkindle, das wie der Pelzmärtle unerkannt bleiben will. Das Christkindle ist wie eine Braut gekleidet, ganz in Weiß und bringt die Geschenke für die Kinder. Zwei junge Damen begleiten es.

Beim "Wetthopfen" die Kräfte gemessen

Diese beiden Gestalten sind in Sprollenhaus nur an einem einzigen Abend unterwegs – am Heiligen Abend. Der Pelzmärtle geht gegen 18 Uhr mit seinen rauen Gesellen zuerst zur Sprollenmühle, wo das "Wetthopfen" abgehalten wird. Gegner ist der Pelzmärtle von Nonnenmiss, und es geht darum, wer höher "hopft". Nach diesem Auftakt ist der Pelzmärtle beim Christophshof zu finden, wo er zuerst an der Enztalstraße entlang geht und dann über den Ginsterweg wieder zurückkommt. Anschließend geht es ins Bais und nach Sprollenhaus.

Vom Peitschenknallen begleitet

Begleitet wird er von den Peitschern, sodass man ihn, folgt man dem Peitschenknallen, leicht finden kann. Beim Christkindle ist dies nicht so einfach, denn es wird nur von den beiden jungen Damen begleitet, und alle drei sind möglichst leise und huschen in die Wohnungen.

Beide Gruppen sind den ganzen Abend unterwegs, es sind ausschließlich junge unverheiratete Leute, die diesen Brauch pflegen, und sie sind nur am 24. Dezember zu sehen. Die jungen Leute nehmen gerne Spenden entgegen, die in diesem Jahr an die Bergwacht Schwarzwald übergeben werden.