Der Förderkreis des Männervespers im Oberen Enztal mit Arved Günther (von links), Manfred Bertsch, Gerhard Barth, Thomas Neuweiler, Gerhard Schiele, Jens Mohr, Maximilian Naujoks und Manfred Wägerle befasste sich mit der Digitalisierung. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Männervesper diskutiert über Digitalisierung

Bad Wildbad. Seit inzwischen 15 Jahren gibt es das "Männervesper im Oberen Enztal", das der Förderkreis der evangelischen Kirche ins Leben rief. Angesprochen sind Männer aus den verschiedenen christlichen Kirchengemeinden des Oberen Enztals von Höfen bis Enzklösterle. Dem Förderkreis gehören heute elf Mitglieder an. Sprecher ist Manfred Bertsch aus Calmbach.

Eröffnet wird das Männervesper mit einem "Vesper", also einer Mahlzeit, bei der man sich am Tisch kennenlernt und unterhält.

Jüngst war das Männervesper im Gasthof Alte Linde, an dem rund 30 Männer teilnahmen. Es ging um das Thema "Leben im Netz – wie das Internet unsere Gesellschaft verändert". Referent war Maximilian Naujoks (29) aus Renningen, der Jugendreferent der evangelischen Kirchengemeinde Renningen ist, außerdem Live-Berichterstatter und Filmemacher.

Neue soziale Verbindungen

Das Internet, so Naujoks einleitend, sei wie eine S-Bahn, Zeit und Raum würden kompakter. In seinem Referat berührte er drei Bereiche: Familie, Wirtschaft und Glaube.

Für seine fast erblindete Oma sei das Smartphone für die Kommunikation sehr wichtig. Es verbinde sie mit allen Familienmitgliedern, unabhängig davon, wo sie leben, im In- und im Ausland. So erfährt sie laufend, wo ihre Angehörigen sind, wie sie leben, wie sie aussehen. Sie hat rege Kontakte mit allen und fühlt sich nicht abgeschoben oder gar vergessen, also ein Vorteil der Digitalisierung.

Natürlich dürfen die Nachteile nicht vergessen werden: Vor allem bei jüngeren Menschen erfolgt ein Drittel der Kommunikation oder Unterhaltung per Smartphone. Die soziale Komponente scheint verloren zu gehen. Naujoks empfiehlt allen Erwachsenen, einmal ernsthaft ein Online-Spiel mit Jüngeren zu machen und festzustellen, wie hier durchaus neue soziale Verbindungen entstehen können.

Die Wirtschaft sei in den vergangenen drei Jahrzehnten durch die Digitalisierung beflügelt worden. Es habe sich ein Wandel im Unternehmensbereich vollzogen. Die Schnelligkeit und die Komplexität habe das bisherige soziale Leben beeinflusst und teilweise zurückgedrängt, sodass die Frage auftauche: "Wie wollen wir zusammen leben? Was tut uns gut?" Dadurch würden Beziehungen gestärkt und neue Unternehmensstrukturen geschaffen.

Die Digitalisierung, so Naujoks verändere das Berufsleben. Die Privatsphäre werde ebenfalls neu definiert. Wichtig bleibe die Kommunikation, die anders verlaufe als früher.

Risiken und Chancen erörtert

Und wie ist das mit dem Glauben? Die knappste Ressource in den nächsten Jahrzehnten werde die Gesundheit sein, vor allem im psycho-sozialen Sinn. Technisch sei fast alles möglich, Probleme könnten dagegen nicht digital gelöst werden. Da gebe der Glaube Hilfe! Spiritualität und Glaube seien ein Riesenthema. Die Christen hätten durch ihren Glauben große spirituelle Grundlagen. So habe es in früheren Zeiten Motivationszyklen in den Klöstern gegeben. Verinnerlichen heiße das Stichwort. Es gebe inzwischen immer mehr Angebote für stille Tage, um aus der Hektik des Alltags auszusteigen. Dabei habe die Kirche gute Angebote für neue Themen und mache sich inzwischen auf den Weg in die digitale Welt. Als Beispiel nannte Naujoks die Anfang Oktober erschienene "KonApp", eine neue App für Konfirmanden, die Jugendliche durch die Konfi-Zeit begleiten solle. Dazu dienten unter anderem der Zugang zu unterschiedlichen Bibelausgaben, eine Tagebuchfunktion und die Möglichkeit zur Kommunikation in der eigenen Konfi-Gruppe. Naujoks meinte dazu schmunzelnd: "Wenn ich im Konfirmandenunterricht empfehle, die Bibel mitzubringen, so haben sie die meisten vergessen. Aber ihr Smartphone haben sie immer dabei."

Gerade für jüngere und jung gebliebene Menschen, aber eigentlich für alle, wurde vom Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Baden "Bibel.Lifestream" ins Netz gestellt, um gemeinsam den christlichen Glauben zu entdecken, für Menschen, die neugierig sind, was die Bibel dem heutigen Menschen sagen wolle (www.bibel.lifestream.de). Hier könnten die Fragen gestellt werden, die jeder Mensch irgendwann einmal oder öfter im Leben habe. Vor allem: Woher wisse man, was stimme?

Im gegenseitigen Gespräch der Teilnehmer am Männervesper wurden die Risiken und Chancen thematisiert, die durch die Digitalisierung entstehen. Auch Begriffe wie Fakten-Check, Influencer, Wahlomat tragen zu demokratischen Prozessen bei, denn "der mündige Bürger informiert sich zuerst, bevor er sich entscheidet."

Mit einem Dankgebet wurde der gemeinsame Teil beschlossen.