Einige der Betreuerinnen des Hospizdienstes Oberes Enztal (von links): Ursula Kirn, Sylvia Haag, Regina Pross, Irmlinde Schaudi, Sibylle Schwämmle und Käte Keppler.Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Vor dem "Welt-Hospiz- und Palliativ-Care-Day" berichten ehrenamtliche Hospizhelferinnen von ihrer Arbeit

Alljährlich am zweiten Samstag im Oktober, in diesem Jahr am 10. Oktober, findet der "Welt-Hospiz- und Palliativ-Care-Tag" statt, der von der Weltgesundheitsorganisation international unterstützt wird, um an die Hospizarbeit zu erinnern. Seit 15 Jahren gibt es auch im Oberen Enztal einen Hospizdienst.

Bad Wildbad. Der "Welt-Hospiz- und Palliativ-Care-Tag" (WHPCA) soll dazu dienen, auf oft tabuisierte Themen, wie Tod, Sterben und Trauer aufmerksam zu machen und diese gesellschaftlich zu verankern. Außerdem soll an die professionelle und ehrenamtliche Hospizarbeit erinnert werden, um die Unterstützung für diese Arbeit in der Gesellschaft zu erhöhen.

Seit knapp drei Jahren leitet und koordiniert Irmlinde Schaudi aus Enzklösterle den vor 15 Jahren von Kristina Bürk aus Calmbach gegründeten Hospizdienst Oberes Enztal. Dieser Hospizdienst ist einer von sieben weiteren Hospizdiensten im Kreis Calw, deren Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind. In ganz Deutschland sind es insgesamt 120 000 Ehrenamtliche.

Schaudi sowie einige Ehrenamtliche des Hospizdienstes Oberes Enztal erzählen von dieser schwierigen Aufgabe, sterbende Menschen zu begleiten, entsprechend der Maxime der Gründerin des Hospizdienstes, der Engländerin Cicely Saunders (1918-2005), welche diese Bewegung wieder ins Leben rief: "Sie sind wichtig, weil sie eben sie sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig und wir werden alles tun, damit sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können."

Beim Hospizdienst Oberes Enztal wirken 13 ehrenamtliche Damen mit, die zwischen 55 und 75 Jahre alt sind. Einen Mann, so Schaudi, gebe es derzeit leider keinen, wobei in vielen anderen Hospizdiensten mehr Männer aktiv seien. Schaudi bedauert dies sehr, da es immer wieder besondere Situationen gäbe, in denen ein männlicher Hospizhelfer die richtige Begleitung wäre. Die meisten Hospizhelferinnen kommen aus persönlicher Betroffenheit dazu. Durch die Begleitung und Pflege eines nahen Angehörigen und die damit verbundene große Belastung und Herausforderung, die sie selbst erlebt hatten, wolle man dies künftig besser machen können, der Situation professioneller begegnen und persönlich mehr Stärke gewinnen, war auch von den anwesenden Hospizhelferinnen zu hören. Natürlich bemühe man sich auch um "Nachwuchs" durch Pressemitteilungen und einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit. Mit Flyern in Arztpraxen, bei Hausärzten, in den Krankenhäusern und Heimen mache der Hospizdienst ebenfalls auf sich aufmerksam, denn viele Menschen wüssten gar nicht, dass es ihn gibt. In persönlichen Gesprächen werben die Helferinnen ebenfalls für das Mitmachen in den Hospizgruppen.

Rüstzeug für schwierige Aufgabe

Wie bekommt man das Rüstzeug für diese schwierige Aufgabe? Natürlich werden die "Neulinge" für ihre Arbeit gut vorbereitet. Sie besuchen einen Grundkurs (zwei Wochenenden und zwei Samstage) sowie einen Aufbaukurs (zwei Wochenenden und ein Samstag), außerdem absolvieren sie ein zweiwöchiges ehrenamtliches Praktikum in einem Pflegeheim, einer Sozialstation oder einem Hospiz. Die Aus- und Fortbildung findet in der Regel gemeinsam mit den Hospizdiensten Altensteig und Wildberg statt. Und auch nach dieser "Ausbildung" trifft man sich regelmäßig einmal im Monat. Diese Begegnungen sind für die Helferinnen sehr wichtig. Hier können sie sich austauschen, nach Problemlösungen suchen, durch Supervision mit einer ausgebildeten Fachkraft das Erlebte verarbeiten und die Gemeinschaft stärken. Hier könne man wieder Kraft schöpfen, war zu hören. Eine Sterbebegleitung fordert die Hospizhelferinnen emotional sehr. Diese kann einige Tage oder auch über eine längere Zeit gehen. Hier die richtige Distanz zum Erlebten zu finden, sei unbedingt nötig.

Der Hospizdienst Oberes Enztal ist zwar aus rechtlichen Gründen der Diakoniestation Bad Wildbad angeschlossen, jedoch in seiner Tätigkeit überkonfessionell sowohl für die Helferinnen als auch für die zu betreuenden Personen. Bisher, so Schaudi, sei es stets gelungen, für eine Begleitung die dafür geeignete "Helferin" zu finden. "Man profitiert auch für das eigene Leben," meint eine der Teilnehmerinnen im Gespräch, "denn man lernt dabei mit schweren Konflikten umzugehen." Grundsätzlich gilt, dass der Schwerstkranke oder Sterbende mit der Unterstützung durch den Hospizhelfer oder die Hospizhelferin einverstanden sein muss. Aus diesem Grund macht Schaudi, sie war selbst beruflich in der Palliativ- und Intensivpflege tätig, einen Erstbesuch in der betroffenen Familie oder Einrichtung.

Unterstützung auch für Angehörige

Nicht nur der Schwerstkranke oder Sterbende bedarf der Begleitung, auch die Angehörigen sind für die Unterstützung und ein Gespräch dankbar. Viele Menschen wünschen sich, ihre letzte Lebenszeit zu Hause im Zusammensein mit vertrauten Menschen zu verbringen. Deshalb ist es das Anliegen des Hospizdienstes, dies zu unterstützen und Menschen auf dem Weg des Sterbens ebenso zu begleiten wie deren Angehörige. Selbstverständlich erfolgt diese Begleitung auch in Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus.

Diese kostenlose Hilfe und Begleitung erfolgt durch Gespräche und Stille, durch einfaches "da sein" oder durch Sitzwache, was in Achtung und Wahrung der Weltanschauung und der Religion aller Beteiligten geschehe. Die Helferinnen sind zur Verschwiegenheit und zur aufmerksamen Wahrnehmung der Wünsche und Bedürfnisse des Patienten verpflichtet, außerdem ist die Individualität und die Selbstbestimmung des Betroffenen zu achten. Oft werden dadurch auch für die pflegenden Angehörigen Freiräume und Entlastung geschaffen. Besonders schlimm sei es, so die Teilnehmer des Gesprächs, wenn Alleinstehende ohne Familien-Angehörige, sterbenskrank sind und niemanden haben, mit dem sie einen letzten Austausch im Gespräch oder nur mit Augenkontakten haben können.

Im vergangenen Jahr erfolgten 14 Sterbebegleitungen. Bis zum Beginn der gesetzlichen Corona-Auflagen waren es vier Begleitungen. Seit Ende Juni kann der Hospizdienst unter den üblichen Auflagen wieder aktiv sein.

Zum Motto des diesjährigen Hospiztages "Solidarität bis zuletzt" schreibt der Deutsche Hospiz- und Palliativverband: "Grundsätzlich wollen wir mit diesem Motto herausstellen, wofür wir stehen – da sein, aushalten, dabeibleiben, unterstützen, Krankheit, Sterben, Tod und Trauer in die Mitte der Gesellschaft holen!"

Auch im kommenden Jahr finden wieder Grund- und Aufbaukurse statt, und als Werbung für die Unterstützung des Hospizdienstes wird zu einem Informationsabend für Interessierte am Mittwoch, 11. November, eingeladen. Der Ort wird noch bekanntgegeben. Interessierte finden Informationen auf der Homepage des Hospizdienstes Oberes Enztal, www.wildbad-evangelisch.de/diakonie/hospizdienst-oberes-enztal, bei der Einsatzleiterin Irmlinde Schaudi, Telefon 07081/95 56 99, oder per E-Mail unter hospizdienst.oberes-enztal@t-online.de.