Die Schulsozialarbeit war Thema im Verwaltungs-, Sozial- und Tourismusausschuss des Bad Wildbader Gemeinderates. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Schulsozialarbeiter berichten über ihre Tätigkeit / Fallzahlen im vergangenen Jahr gestiegen

Die Fallzahlen bei der Schulsozialarbeit steigen weiter an. Das geht aus dem Bericht der Schulsozialarbeiter im Verwaltungs-, Sozial- und Tourismus hervor, die am Enztalgymnasium und der Fünf-Täler-Schule in Calmbach tätig sind.

Bad Wildbad. Einmal jährlich berichten Daniel Bauer und Lisa Vielmeier den Stadträten über ihre Arbeit. Beide sind zu jeweils 50 Prozent an der Fünf-Täler-Schule (FTS). Zudem ist Vielmeier mit 50 Prozent am Enztalgymnasium und Bauer mit 50 Prozent im Bereich der sozialen Gruppenarbeit tätig. An diesen Rahmenbedingungen habe sich nichts geändert, so Bauer.

Im Vergleich zum Vorjahr seien die Fallzahlen wieder angestiegen. Aus Sicht der Sozialarbeiter beruht dieser Anstieg auf einem stetig wachsenden Bedarf der Schüler. Über die vergangenen vier Schuljahre zeige sich, mit Ausnahme des Schuljahres 2016/2017 bedingt durch einen personellen Wechsel, ein konstantes Wachstum der Fallzahlen. So gab es im vergangenen Schuljahr insgesamt 188 Fälle (Vorjahr 165). Dabei seien laut Bauer beide Geschlechter gleich stark vertreten.

Auch am Enztalgymnasium seien die Fälle auf 91 angestiegen (Vorjahr 49), sagte Vielmeier. Wie an der FTS sei auch hier der höchste Bedarf in den fünften und sechsten Klassen. Dabei seien "viele Dinge, die sich in wenigen Gesprächen lösen lassen", so Vielmeier weiter. Nach wie vor sei es so, dass sich Schüler von sich aus direkt an die Schulsozialarbeit wenden würden. Beim Zugang durch Lehrkräfte sei ein Anstieg zu verzeichnen, die Eltern suchten im Vergleich in wenigen Fällen zuerst den Kontakt.

Das häufigste Thema bei Beratungen seien Konflikte mit Mitschülern. Danach folgen "herausforderndes Verhalten", familiäre Belastungen und Konflikte, Konflikte mit Lehrkräften, Schulangst, selbstverletzendes Verhalten, schulische Leistungen, Mobbing, Suizidgedanken sowie die Begleitung bei Trauerfällen.

Neben den Beratungen führen die Schulsozialarbeiter an beiden Schulen auch Projekte durch. An der FTS sind das der Klassenrat, soziales Kompetenz-Training, "Gemeinsam Klasse sein", "No Blame Approach" (Mobbingintervention) und "Ready Steady Go" (Bewerbungstraining). Am Enztalgymnasium gab es für die Achtklässler außerdem den "Mach’s mit"-Aids-Parcours zur HIV-Prävention. Hierbei durchlaufen die Schüler vier Stationen zu den Themen Liebe, Sexualität, HIV und Aids.

Rita Locher (FWV/FDP) regte an, im nächsten Bericht die Fallzahlen in Relation zur Gesamtschülerzahl zu setzen, um einen besseren Überblick über die Entwicklung zu bekommen.

Dieter Gischer (SPD) wollte wissen, was hinter dem Punkt "Konflikte mit Mitschülern" stecke. Dabei gehe es um Dinge wie Konflikte auf dem Pausenhof. Das beginne etwa mit einem Streit um den Ball oder anderen Kleinigkeiten und schaukle sich dann hoch.

Keine Fälle, sondern Dialogzahlen

Hans-Henning Saß (SPD) sagte, dass die gestiegenen Fallzahlen auch für eine "bessere Durchdringung" sprächen und die Schulsozialarbeit besser angenommen werde. Außerdem klinge der Begriff "Fallzahlen immer nach Kriminalstatistik oder Feuerwehr". Man solle nicht von Fällen sondern von Dialogzahlen sprechen, damit deutlich werde, dass es positiv sein könne, wenn die Zahlen steigen.

Auf die Nachfrage, warum die Eltern oft außen vor seien, antwortete Bauer, dass es allgemein sehr schwierig sei, die Eltern zu erreichen, "selbst bei Notfällen" in der Schule.

Bruno Knöller (SPD) sprach die steigenden Konflikte mit Lehrkräften an. Nicht selten käme es vor, dass Lehrer von Schülern beschimpft und "blöd angemacht" würden und kein Respekt mehr da sei. Bauer sprach hier die "stetige Verschiebung in der Gesellschaft" an. Den fehlenden Respekt gegenüber Lehrern gebe es nicht nur bei den Schülern. Er nannte das Beispiel Strafarbeit. Wenn der Lehrer eine solche verteile, werde die nicht gemacht. Und auch zum dadurch fälligen Nachsitzen erscheine der Schüler einfach nicht. Stattdessen beschwerten sich die Eltern, "was das soll". Er beklagte die fehlende Unterstützung durch Eltern: "Dadurch fehlt der Respekt."

Saß sprang hier noch den Schülern zur Seite. Man müsse dann aber auch darüber sprechen, in welchem Tonfall die Lehrer den Schülern begegnen würden.

"Wir können nicht alles auffangen, was die Gesellschaft leisten müsste", sagte Bürgermeister Klaus Mack. Wichtig sei es, die Betroffenen mit ins Boot zu bringen, aber auch die "Eltern nicht ganz aus der Verantwortung lassen".