Jochen Heuser, im Bild mit Touristik-Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser, leitet die Kurgärtnerei sei 2012. Fotos: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Die Pflege des Kurparks macht eine Menge Arbeit

Wenn der Frühling vor der Tür steht, beginnt auch die farbenfrohe Zeit im Kurpark. Seit 2012 betreut die Touristik Bad Wildbad GmbH mit ihrer Kurgärtnerei den 35 Hektar großen Kurpark mit seinen unterschiedlichen Gebieten.

Bad Wildbad. Der Bad Wildbader Kurpark hat eine lange Geschichte. 1699 durch Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg in Form einer ersten Hainbuchenallee ins Leben gerufen, entwickelten sich die Kurparkanlagen zu einem der größten und mit Sicherheit einem der schönsten naturbelassenen (Kur-)Parks in Deutschland, heißt es auf der Internetseite der Stadt, die seit 2012 über die Touristik Bad Wildbad GmbH für die Pflege zuständig ist.

Herr über die 35 Hektar große Fläche ist Jochen Heuser, seit 2012 Leiter der Kurgärtnerei. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Dorothee Rath, die sich seit 25 Jahren um den Kurpark kümmert, und insgesamt acht Gärtnern pflegt er den abwechslungsreichen Park.

"Ich bin sehr froh, dass er da ist", spart Touristik-Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser als Heusers direkte Vorgesetzte nicht mit Lob. Sie sei zwar sehr gerne in der Natur, aber natürlich nicht vom Fach. Aber es "läuft top, ich kann mich zu 100 Prozent darauf verlassen", sagt sie.

Wirkungsvolle Pflanzbeete

Beim Spaziergang durch den Kurpark erläutert Heuser die verschiedenen Gebiete. Am intensivsten gepflegt sei der Eingangsbereich sowie der Trinkhallenplatz bis zur Englischen Kirche mit den unterschiedlichen Blumenbeeten, erzählt er. Dabei seien die Pflanzbeete gar nicht so riesig, "aber sehr wirkungsvoll". Jedes Jahr plant er mit Rath die Beete neu und probiert auch gerne etwas Neues aus – wie zum Beispiel die "Kaiserkrone", die derzeit vor der Trinkhalle blüht. Zwei Mal im Jahr werden die Beete neu bepflanzt – nach der Frühjahrs- folgt die Sommerbepflanzung, die dann bis Oktober in den Beeten bleibt. Über den Winter werde normalerweise nichts eingepflanzt. Dennoch seien es übers Jahr "an die 4000 Pflanzen plus mehrere Tausend Blumenzwiebeln.

Weiter entlang der Enz ändert sich dann der Charakter des Parks im "wilden Bereich", wie ihn Dickgiesser nennt. Der kleinste Teil sei dabei eben, ein großer Teil sehr steiles Gelände. Und so mache das Gesamtensemble mit Wiesen, steilen Hängen sowie den Gebäuden den Park "zu etwas Einzigartigem". Heuser schätzt, dass es zwischen 80 und 90 Baumarten im Kurpark gibt. Genau soll das feststehen, wenn der Park vom Eigentümer, dem Land Baden-Württemberg, umfassend vermessen wird. Dann soll vom Amt für Vermögen und Bau in Pforzheim auch ein Parkpflegewerk erstellt und ein Parkpflegemanagement festgelegt werden. So soll auch ein Baumkataster angelegt werden, in dem alle 700 bis 1000 Bäume des denkmalgeschützten Parks vermerkt werden.

Genau wegen des Denkmalschutzes ist auch der Handlungsspielraum für die Gärtner sehr eng. Das gilt im Übrigen auch für die Gebäude, die im Kurpark stehen. Da ist zum einen der mehr als 100 Jahre alte Maurische Pavillon oder die Reiterbrücke, älteste Brücke im Kurpark und gleichzeitig erste Betonbrücke in Baden-Württemberg – und damit auch beliebtes Ausflugsziel für Architekturstudenten.

Während die markanten Gebäude wie das Kurhaus, der Rosengarten oder die Vogelhalle gut frequentiert sind, sind andere Dinge etwas in den Hintergrund geraten.

Sehenswerte Architektur

Da ist zum Beispiel das von der Architektur absolut sehenswerte alte Luft- und Sommerbad. Erbaut um 1910, wird es seit rund zwei Jahrzehnten nicht mehr genutzt. so befindet sich der "wunderschöne Platz", wie ihn Dickgiesser bezeichnet, mit Umkleide- und Schattenhalle in einem denkbar schlechten Zustand, außerdem gibt es Probleme mit Vandalismus. Zu dem – natürlich – ebenfalls denkmalgeschützten Ensemble gehört auch ein Wohnhaus. Derzeit sei man auf der Suche nach möglichen Nutzungen, dies sei aber schwierig, erklärt Dickgiesser.

Viele Sehenswürdigkeiten

Wer auf den Höhenwegen zurück in Richtung Stadt läuft, kommt an weiteren Kleinoden vorbei. Da gibt es zum Beispiel den ältesten Baum im Park, eine rund 250 Jahre alte Linde. Nicht weit davon entfernt steht ein Obelisk aus dem Jahr 1792, "das älteste erhaltene Kleindenkmal im Kurpark", erzählt Heuser. Nur einen Steinwurf entfernt steht das "Schweizerhäusle" – einst als Aussichtspunkt an der höchsten Stelle des Kurparks gebaut, steht es jetzt mitten im Wald. Daran sehe man, wie sich der Park und das Pflegekonzept verändert habe, so Heuser weiter. Besonders in den 1960er- bis 1980er-Jahren sei Wildbad – und damit auch der Kurpark – durch die vielen Kurgäste extrem bevölkert gewesen. Deshalb seien auch zusätzliche Wege angelegt worden. Diese werden heute nicht mehr benötigt und so kommt man an Stellen, an denen mittlerweile Betonplatten als Treppen mitten in der Wiese ins Nirgendwo führen.

Sehenswert ist dagegen der Rosengarten oberhalb des Kurhauses. Hier habe man in den vergangenen zwei Jahren viel gemacht, sagt Heuser. So sei die Pergola erneuert und viele große Sträucher zurückgeschnitten worden.

Bänke weiß gestrichen

Und hier leistet man sich auch noch einen besonderen Luxus: Passend zur Farbe der Pergola werden in dem Bereich jedes Jahr die Bänke weiß gestrichen und bilden so einen weiteren, besonderen Farbtupfer in Bad Wildbads einzigartigem Naturensemble.

Mit all seinen Sehenswürdigkeiten, zu denen auch der "Schwanensee" gehört, entwickle sich der Kurpark immer mehr zu einem Erlebnis und einem "schönen Ausflugsziel, in dem man einen wunderschönen Nachmittag verbringen kann", freut sich Dickgiesser.

Und da das so bleiben soll, können sich die Kurgärtner sicher sein, dass ihnen die Arbeit nicht so schnell ausgehen wird.