Wer mit der Sommerbergbahn an der Talstation ankommt, sieht nur die "Wand". Auf die Fußgängerzone in der Wilhelmstraße deutet kaum etwas hin. Foto: Mutschler

Stadtmarketingbeauftragte Marina Lahmann sieht positive Entwicklungen in der Wilhelmstraße.

Bad Wildbad - Bad Wildbad boomt. Zumindest auf dem Sommerberg. Während die Entwicklung auf dem Wildbader Hausberg immer weiter geht und Touristen in Scharen anlockt, hinkt die Entwicklung der Innenstadt hinterher. Doch Marina Lahmann, bei der Stadtverwaltung zuständig für das Stadtmarketing, ist dennoch zuversichtlich. Und kann als ersten Erfolg den ersten Antrag auf kommunale Förderung neuer Betriebe vorweisen.

"Es tut sich gerade relativ viel", sagt die Stadtmarketingbeauftragte Marina Lahmann, angesprochen auf die Entwicklung der Bad Wildbader Innenstadt. Ein sichtbares Zeichen sind die bunten Lampions, die seit vergangener Woche Farbe in die Wilhelmstraße bringen.

Ein anderes, ebenfalls sichtbares Zeichen sind aber auch die vielen Leerstände, die nicht gerade zum Einkaufserlebnis in der Fußgängerzone einladen. Aber auch hier ist Lahmann zuversichtlich. "Es gibt Überlegungen und Gespräche, die großen Leerstände wiederzubeleben", erzählt sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Teil der Leerstände wird wiederbelebt

So sei mittlerweile auch der erste Antrag auf kommunale Förderung (Mietzuschuss) neuer Betriebe in der Bad Wildbader Fußgängerzone bei der Stadtverwaltung eingegangen – und genehmigt worden.

Um zumindest einen Teil der Leerstände wiederzubeleben, hat der Gemeinderat – initiiert durch das Gutachten der imakomm Akademie zur "Zukunftsinitiative Innenstadt" vom Juli 2017 – am 9. April die kommunale Förderung von Start-up-Unternehmen beschlossen, erklärt Lahmann. Gefördert werden Neueröffnungen oder Neuansiedlungen von Einzelhandelsgeschäften, gastronomischen Betrieben und Dienstleistungsbetrieben mit Kundenverkehr in der Fußgängerzone Wilhelmstraße. Die kommunale Förderung in Bad Wildbad soll dabei als Zuschuss der Stadt zu den Mietkosten (pro Monat vier Euro pro Quadratmeter der Verkaufs- oder Geschäftsfläche) fließen. Der Zuschuss zur Miete wird für einen Zeitraum von einem Jahr gewährt. Diesen Zuschuss erhält nun als erste die neue Betreiberin des ehemaligen Restaurants Sonne. Während das Hotel bereits früher von neuen Betreibern übernommen wurde, soll nun auch das Restaurant mitten in der Fußgängerzone wiederbelebt werden. Im Juli soll hier ein "Café-Wirtshaus" mit Außengastronomie seine Pforten öffnen. Auch der Biergartenplatz soll genutzt werden. Die Hotelgäste sollen hier dann zukünftig auch ihr Frühstück einnehmen können.

Auch sonst gebe es in der Wilhelmstraße "einige Dinge, die gerade laufen", auf die sie aber wegen noch nicht abgeschlossener Gespräche nicht näher eingehen möchte. Überhaupt kann sie als Mitarbeiterin der Stadtverwaltung lediglich als Mittler zwischen Vermietern/Eigentümern und neuen Interessenten auftreten.

Räume sind teilweise in schlechtem Zustand

Schwierig mache die Vermarktung, dass der Zustand von einigen der leer stehenden Räume nicht mehr zeitgemäß sei. Für Märkte (Drogerie- oder Lebensmittelmärkte) seien die Flächen zudem zu klein, für andere Geschäftsideen wiederum zu groß. Dazu komme, dass teilweise die geforderten Mieten auch sehr hoch seien. Dennoch sieht sie eine positive Entwicklung: "Es tut sich so viel wie in den vergangenen zehn Jahren nicht." Damit meint sie auch die Entwicklung in den bestehenden Läden. "Die Leute richten sich an den Touristen aus", sagt sie und stellt fest, dass die Geschäftsleute ihr Sortiment in Richtung der Besucher aufbauen.

Genauso wichtig wie ein interessantes Angebot in der Wilhelmstraße ist für Lahmann aber auch, dafür zu sorgen, dass die Touristen die kleine Fußgängerzone überhaupt finden. "Was sehen Touristen, wenn sie mit der Bahn vom Sommerberg kommen und am Uhlandplatz stehen?", fragt sie und antwortet gleich selbst. Rechts liege der Kurpark, den man nicht sehe, links Geschäfte in der König-Karl-Straße – "und geradeaus schaut man gegen eine Wand". Man sehe weder den Kurplatz noch die Kirche und schon gar nicht die Fußgängerzone, sondern nur die Rückseite der Gebäude in der Wilhelmstraße, die außerdem nicht sonderlich attraktiv sei.

Deshalb stelle sich die Frage, "wie kriegt man die Leute in die Wilhelmstraße?" Dabei gehe es aber nicht darum, noch mehr Schilder aufzustellen: "Wir haben viele Schilder. Es muss was Anziehendes sein, sodass die Leute gar nicht überlegen müssen, um dorthin zu gehen", so Lahmann weiter, die auf der Suche nach einem "Eyecatcher" ist, als etwas, das den Blick einfängt und in die richtige Richtung lockt. Zum einen müssten die Häuser der "Wand", wie Lahmann es nennt, mit Werbung und Ähnlichem auf die König-Karl-Straße "strahlen" und so auf ihr eigentliches Angebot hinweisen. Hier gebe es auch Stadtsanierungsmittel vom Land, von denen noch mehr abgerufen werden könnten. Zum anderen stellt sie Überlegungen an, etwa beim Hofmansteg ("da schaut man in ein dunkles Loch") etwas mit Licht zu machen. Bei der Wilde-Mann-Brücke setzt sie "etwas auf das Haus Kübler" und hofft, dass mit dem dortigen Café mehr Leben in diesen Bereich einzieht.

Lahmann hofft dabei vor allem auf Eigeninitiative. Denn das Stadtmarketing selbst könne "keine großen Sprünge machen". Das sei beschränkt auf kosmetische Dinge wie Pflanzen oder aber die bunten Lampions, die bereits hängen.

Sie widerspricht auch der Vermutung, dass bei aller Entwicklung auf dem Sommerberg die Innenstadt vergessen werde. "Das ist auch wichtig und das sehen alle so, vom Bauamt über den Bürgermeister bis zu mir." Wichtig sei: "Die Innenstadt muss leben und es muss ein Ziel geben, um in die Innenstadt zu gehen." Das könne vieles sein, neben Essen und Trinken sowie Einkaufen auch kulturelle Veranstaltungen.

Auch den Fluss möchte sie viel mehr ins Bewusstsein bringen. So, dass man die Enz mehr wahrnimmt, etwas damit machen kann. Denn bislang merke man den Fluss eigentlich gar nicht. Das zu ändern sei aber nicht so einfach, vor allem wegen Strömung und Hochwasserschutz. Außerdem "kostet eben alles Geld", Beleuchtung an den Ufern etwa. Einen Wunsch aber hat sie: "Ich hätte gern eine Wasserfontäne beim Enzblick". Mal sehen, ob sich das angesichts des schmalen Budgets in absehbarer Zeit umsetzen lässt.