Scheckübergabe an Julian Christ und Kristina Schreier durch Reinhard Felber (von links). Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Infozentrum: Ausstellung eröffnet

"Hat der Wolf den Landkreis Calw erreicht?" Diese Frage wurde im Auerhahn-Pavillon des Infozentrums Kaltenbronn mit der Eröffnung der Sonderausstellung "…und wenn der Wolf kommt? Alte Mythen und neue Erfahrungen" relativiert.

Kaltenbronn. Gleich vorab: Es gab keine eindeutige Antwort auf die Frage. Aber es gab Informationen, die zum Verständnis des im 19. Jahrhundert ausgerotteten Raubtieres beitrugen.

Der letzte Wolf wurde 1847 im Stromberg getötet, ein 1969 aufgestellter Gedenkstein erinnert daran. Seit dem Jahr 2000 gibt es wieder Wölfe in Deutschland, die aus dem Osten und dem Süden kommen. Diese breiten sich nach und nach in westlicher und südlicher Richtung aus. Am 7. Oktober wurden bei Widdern (Landkreis Heilbronn) drei Schafe durch einen Wolf getötet, und wahrscheinlich – wie schon berichtet – vor wenigen Tagen auch in Meistern, einem Ortsteil von Bad Wildbad.

Die Ausstellung im Infozentrum wurde von der Stiftung WaldHaus Freiburg gemeinsam mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, dem Verein Wildwege und mit Unterstützung des Naturparks Südschwarzwald, dem WWF, Forst BW und der "Arbeitsgruppe Luchs und Wolf Baden-Württemberg" konzipiert und dort zwei Jahre lang bis 2016 gezeigt.

Kernphilosophie der WaldHaus-Stiftung ist "Vom Erleben zum Verstehen" – man will für das Ökosystem Wald sensibilisieren und für nachhaltige Forstwirtschaft werben. Umweltbildung zum Thema Nachhaltigkeit sowie die Angebote richten sich an die breite Öffentlichkeit und vor allem an Schulklassen. Deshalb ist diese Sonderausstellung im Infozentrum Kaltenbronn sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kinder geeignet.

Auf zahlreichen Schautafeln und Texten werden die unterschiedlichsten Themen zum Wolf angesprochen. Ob es sich um die sogenannte "typische menschliche Einstellungen zur Rückkehr der Wölfe", "Gefährdung des Menschen durch den Wolf", "Erforschung der Wölfe und seiner Beutetiere", "Unterscheidung von Wolf und Hund" oder um den "Speisezettel des Wolfs" sowie die "Wölfe als Jäger" handelt.

Realistische Darstellung

Kleine und große Besucher können die Welt aus der Perspektive des Wolfes wahrnehmen, zu Gast bei den Welpen in einer Wolfshöhle sein oder sich an eine gedeckte "Wolfstafel setzen". Ebenso sind Fotofallen, Halsbandsender und andere Hilfsmittel zur Wolfsforschung zu sehen.

Bei der Ausstellungseröffnung gab es eine kurze Begrüßung durch Infoleiterin Kristina Schreier. Danach hieß Bürgermeister Julian Christ aus Gernsbach, er ist Vorsitzender des Verbands, im 2013 eröffneten Auerhahn-Pavillon die Gäste willkommen. Er wies darauf hin, dass die naturpädagogische Arbeit des Infozentrums einen hohen Stellenwert habe. Dem WaldHaus Freiburg dankte er für die Überlassung der Ausstellung als Leihgabe, welche im "Wolferwartungsland" Baden-Württemberg Wert auf eine realistische und sachliche Darstellung der Situation lege. Von der Volksbank Baden-Baden und Rastatt war Direktor Reinhard Felber für den Filialbereich Murgtal gekommen, der betonte, dass man das Infozentrum Kaltenbronn nicht nur kenne und schätze, sondern auch unterstütze. Damit überreichte er Christ einen Scheck über 3000 Euro für die Arbeit des Infozentrums.

Gespannt warteten die Besucher auf den Impulsvortrag des in Bühl lebenden Wildbiologen und Wolfsexperten Peter Sürth, der bereits mehrmals mit seinen Vorträgen zu Wolf und Luchs im Infozentrum weilte. Seit mehr als zwei Jahrzehnten beschäftigt er sich beruflich mit Wolf, Luchs und Braunbär, deren Verhalten und deren Konflikten mit dem Menschen. Bei seiner klaren Aussage "Der Wolf wird kommen!" machte er bewusst, dass Wolf, Mensch und Weidetiere (Schafe, Ziegen, Kühe), aber auch Rot- und Schwarzwild einen gemeinsamen Lebensraum teilen. Dies sei nicht zu umgehen, womit sich sicherlich das Leben vor allem auf dem Land verändere. Sürth: "Es wird nicht ohne Konflikte gehen."

Zahlreiche Fragen der Besucher zeigten, dass das Thema "Wolf" viele beschäftigt, auch weil dadurch die Offenhaltung der Landschaft durch weidende und grasende Viehherden nicht mehr gewährleistet ist. In knapp zwei Jahrzehnten, so Sürth, sei die Zahl der Wölfe in Deutschland von Null auf rund 600 gestiegen, wobei 61 Rudel (durchschnittlich vier bis acht Wölfe) sowie zahlreiche Einzelwölfe gezählt wurden.

Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen im kommenden Jahr will man im Infozentrum das Thema "Wolf" in vielen Facetten darstellen. Die Ausstellung "…und wenn der Wolf kommt" ist während der Öffnungszeiten des Infozentrums zu sehen

Weitere Informationen: www.infozentrum-kaltenbronn oder telefonisch unter 07224/65 51 97