Fahrräder, Kleider und andere Sachspenden stapelten sich bei der Sammelaktion des Vereins Pusteblume.Fotos: Jänsch Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Kleidersammelaktion des Fördervereins Pusteblume mit Rekordbeteiligung / Hilfsgüter gehen nach Osteuropa

Seit mehr als zwei Jahrzehnten sammelt der Calmbacher Kinder- und Jugendförderverein Pusteblume Kleider, Spielsachen und mehr für die Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold. In diesem Jahr vermeldet der Verein dabei eine Rekordbeteiligung.

Bad Wildbad. Trotz der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schwierigkeiten und Einschränkungen gab es beim Calmbacher Kinder- und Jugendförderverein Pusteblume nur kurz Überlegungen, die alljährliche Kleidersammlung zugunsten der Deutschen Humanitären Hilfe Nagold (DHHN) ausfallen zu lassen. "Wir haben schnell gesagt, dass wir das auch coronakonform hinbekommen", erzählt der Organisator und Vereinsvorsitzende, Wilko Rochow-Borg, im Gespräch mit unserer Zeitung. Und das war wohl auch eine gute Entscheidung, denn die gesammelte Menge war rekordverdächtig. "Es war deutlich mehr als in den letzten Jahren", erzählt Rochow-Borg. Normalerweise sei bei dem 40-Tonner-Gespann der Lastwagen voll. Dieses Mal habe man auch noch den Anhänger zu dreiviertel gefüllt. "In einen 40-Tonner passt einiges rein. Wenn der fast voll ist, ist das schon enorm", freut er sich.

In den vergangenen Jahren habe man immer an zwei Tagen die Gegenstände angenommen. Dieses Mal habe man sich – bereits vor der Corona-Pandemie – auf einen einzigen Sammeltag festgelegt. Das habe jetzt auch enorm geholfen. Denn auf dem Hof der Firma Umzüge Borg musste eine Verkehrsführung eingezeichnet und Sammelpunkte markiert werden, um die Aktion coronakonform ablaufen zu lassen. "Das wäre an zwei Tagen logistisch nicht gegangen", sagt Rochow-Borg.

Auf 120 bis 130 schätzt er die Zahl der Anlieferer, "aber vielleicht waren es sogar noch mehr". Das erste Auto stand dann am Dienstag bereits um 7.15 Uhr auf dem Hof, obwohl die Sammelaktion eigentlich erst um 8 Uhr hätte starten sollen. "Von da an ging es Schlag auf Schlag", erzählt er.

"Small Talk" fällt in diesem Jahr aus

Normalerweise gehöre auch "Small Talk" mit den Spendern dazu. "Man trifft sich, tauscht sich aus", so Rochow-Borg. Dieses Jahr habe man darauf aber verzichtet, zumal die Leute sowieso Schlange gestanden hätten, um ihre Sachen abgeben zu können. Und so war Rochow-Borg mit seinen Töchtern Linnea und Madita sowie den weiteren Helfern Stephi Köhl, Benjamin Köhl und Joachim Burghardt in zwei Schichten vollauf beschäftigt, die vielen Kartons anzunehmen und im Lager zu verstauen – und am späten Nachmittag dann auch gleich auf den Lastwagen zu verladen. Das geht seit etwa vier Jahren deutlich einfacher als in den Jahren zuvor.

Wurde früher die Enztalhalle in Calmbach zur Anlieferung genutzt, ist man für die Sammelaktion vor eben vier Jahren in die Firma Umzüge Borg in der Schleifmühle umgezogen. Hier könne man nun die Laderampen nutzen und so den Lastwagen viel einfacher und schneller beladen, erläutert der Vereinsvorsitzende. Gegen 17.30 Uhr war dann der Lastwagen beladen. Zumindest fast. Denn die Klappen waren schon zu als noch die letzte Spendenlieferung ankam. Und auch diese drei Kartons landeten natürlich noch im Lastwagen, der sich daraufhin auf den Rückweg nach Altensteig machte. Dort wurde er im Lager der DHHN noch komplett gefüllt, damit er sich am Donnerstag dann auf den Weg nach Osteuropa machen konnte. Dieser Transport geht laut Rochow-Borg nach Albanien, andere gleicher Art wurden in weitere osteuropäische Länder wie etwa Rumänien geliefert.

Hauptsächlich wurden Kleidung und Schuhe gesammelt, angenommen wurden aber auch Kinderspielzeug, Plüschtiere, Taschen, Koffer, Krücken, Spazierstöcke, Bettwäsche oder Handtücher. Die weiteste Lieferung kam dabei aus Stuttgart. Bereits zum zweiten Mal wurde von dort durch eine Spedition eine ganze Palette mit Hilfsgütern angeliefert.

Darüber hinaus kann sich Rochow-Borg mit seinem Team mittlerweile auf viele treue "Stammkunden" verlassen, die das ganze Jahr über sammeln und dann bei der Aktion anliefern. Die hätten wegen der Corona-Beschränkungen immer wieder angerufen, ob denn die Sammlung in diesem Jahr überhaupt stattfinde. Rochow-Borg konnte sie beruhigen und so am Ende des Tages einen neuen Sammelrekord verbuchen. Das liege neben den vielen "Stammkunden" auch daran, dass die Hilfsbereitschaft durch Corona noch einmal gestiegen sei, vermutet er. Und dies sei auch nötig, denn durch die Pandemie sei die Situation in den ärmeren osteuropäischen Ländern noch viel schlimmer als hierzulande und viele Menschen rutschten in die Arbeitslosigkeit ab, ohne Aussicht auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld.

Neben den Sachspenden freute er sich auch über viele Geldspenden. Beim Aufruf wurde gebeten, pro Sachspende fünf Euro dazu zu geben, um die nötigen Kosten für den Transport decken zu können. Viele hätten aber sogar deutlich mehr, zumeist zwischen zehn und 30 Euro, gegeben. Sogar eine noch größere Geldspende kam völlig unerwartet und zur großen Freude der Organisatoren an.

Seit Beginn der Sammlung arbeite man mit der DHHN zusammen, "weil die da helfen, wo Hilfe benötigt wird und auch ankommt", sagt er. Man höre immer wieder Schlechtes über Organisationen, die sich bereichern. Das sei bei der DHHN nicht so, versichert er. Die Organisation leiste großteils ehrenamtliche Arbeit und "ich habe ein sehr gutes Gefühl", sagt Rochow-Borg. Über einen Live-Blog, E-Mail-Verteiler und Reisetagebücher könne man zudem den Verlauf der Transporte transparent nachvollziehen und so ist er sicher, dass die Güter auch da ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden.