Die 90-jährige Ursula Fischer versorgt Freunde, Nachbarn und Bekannte mit selbst genähten Schutzmasken. Foto: Bechtle

Ursula Fischer näht in König-Karl-Residenz für Mitbewohner, Freunde und Bekannte.

Bad Wildbad - Seit Montag gilt die Maskenpflicht in Baden-Württemberg, unter anderem beim Einkaufen oder beim Physiotherapeuten. Auch Ursula Fischer aus der König-Karl-Residenz stellt sich der Situation: Die fast 90-Jährige näht Schutzmasken.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Sie weiß viel zu erzählen und ist kaum zu bremsen, die fast 90-jährige Ursula Fischer aus der König-Karl-Residenz in Bad Wildbad. Ja, sie hat viel erlebt: Krieg, historische Ereignisse, eine rasante technische Entwicklung. Aber eine weltweite Virus-Pandemie, nein, das hat es in ihrem Leben noch nicht gegeben. Aber sie stellt sich der Situation, praktisch, hilfsbereit und engagiert, denn auch sie näht Schutzmasken, um dem Engpass zu trotzen.

Wie es dazu kam? Ihr Physiotherapeut, den sie regelmäßig aufsucht, erzählte ihr, dass viele seiner Patientinnen einen Mundschutz benötigen, dieser aber zurzeit nicht zu bekommen sei. Beherzt nahm die 90-Jährige die Sache in Angriff, ging heim, holte ihre Stoffreste aus dem Schrank und begann zu nähen. Dabei waren einige Hindernisse zu überwinden. Ihre Nähmaschine streikte und musste in Reparatur und Gummiband gab es nirgends in Bad Wildbad zu kaufen. Aber ihr konnte geholfen werden. Eine Mitbewohnerin in der König-Karl-Residenz stellte ihre Nähmaschine zur Verfügung, und Fischers Physiotherapeut bestellte das fehlende Gummiband im Internet. Seitdem ist sie am Nähen.

Früher hat sie ihre Garderobe selbst genäht

Alle Interessenten konnten mit ihren Masken versorgt werden, ebenso die Mitbewohner im Haus sowie Freunde und Bekannte. "Die Finger wollen nicht mehr so richtig, das Einfädeln ist nicht mehr so einfach", meint sie lächelnd. Aber dies sei kein Grund, aufzugeben. Nähen bedeute für sie nicht "Arbeit" im herkömmlichen Sinne, Nähen sei schon immer ihr Hobby gewesen, deshalb auch ihr Stoffbestand.

Früher habe sie ihre Garderobe genäht und mit ihren Schülern sogar einmal Bikinis. Fischer hat Sport studiert, war als Sport- und Skilehrerin in der Skischule Christel Kranz in Steibis tätig und setzte in den Jahren 1965 bis 1967 am Pädagogischen Institut noch ein Studium als Grund- und Hauptschullehrerin drauf. In den folgenden Jahren war sie bis 1987 an einer Grund- und Hauptschule in Wangen/Allgäu tätig. Der Tod der Mutter und die Versorgung ihres betagten Vaters zwangen sie, in ihre Heimatstadt Stuttgart zurückzukehren. Dort war sie weiterhin als Lehrerin bis zu ihrer Pensionierung tätig.

Wie kam sie nach Bad Wildbad? Sie kannte und liebte die Kurstadt, denn sie führte hier regelmäßig ambulante Badekuren durch und war zu einem längeren Rehaaufenthalt in der Kurklinik am Olgabad. Als sich die Gelegenheit bot, ihren Wohnsitz in die König-Karl-Residenz in Bad Wildbad zu verlegen, zögerte sie nicht und fühlt sich hier seit nunmehr neun Jahren zu Hause. Jetzt aber sieht sie es als ihre Aufgabe, mitzuhelfen, andere vor der Pandemie zu schützen. Sie näht Schutzmasken und freut sich, hier eine nützliche Aufgabe gefunden zu haben.