Seit vielen Jahren spielt das Marcel-Baluta-Ensemble – wie hier auf dem Archiv-Bild von 2011 – Kurkonzerte. Der Vertrag läuft Ende 2020 aus. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Seit 38 Jahren spielt der Musiker Kurkonzerte in Bad Wildbad / Vertrag läuft Ende 2020 aus / Neues Veranstaltungskonzept

Noch leistet sich Bad Wildbad ein eigenes Kur-Ensemble. Doch damit ist bald Schluss. Der Vertrag mit Marcel Baluta und seinen Musikerinnen läuft zum Ende des Jahres aus. Jetzt hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für eine Weiterbeschäftigung Balutas ausspricht.

Bad Wildbad. Keine Frage, Marcel Baluta ist eine Institution in Bad Wildbad. Seit rund 38 Jahren ist er in der Bäderstadt und spielt mehrmals wöchentlich – vor allem im Forum König-Karls-Bad – mit seinem Ensemble Kur- und Sonderkonzerte. Doch damit dürfte bald Schluss sein: Der Vertrag mit dem Musiker läuft Ende 2020 aus, Stadtverwaltung und Tourismus GmbH setzen auf ein anderes Musikkonzept.

Nun regt sich dagegen in Bad Wildbad Widerstand. Frank Seyfried, Kristin Sass, Martina Huber und Klaus Hoffmann haben eine Bürgerinitiative gegründet und sammeln Unterschriften. Ihre Forderung: "Marcel Baluta muss bleiben!"

In einem Flugblatt, das auch als Plakat bereit in vielen Geschäften und Restaurants aushängt, schreiben sie: "Dieses Ende ist das Ende einer musikgeprägten Kurort-Persönlichkeit. Aus der Seele von Bad Wildbad soll ein wertvoller Teil herausgetrennt werden. Für immer. Der gewinnorientierte Rechenstift will es so. Aber: Der Rechenstift darf nicht die 1. Geige spielen." Und sie bitten das "Stadt-Management: Lasst uns das Kurkonzert! Lasst uns das Marcel-Baluta-Ensemble!"

Seyfried sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es in den Berichten vonseiten der Stadtverwaltung bislang so dargestellt worden sei, als ob Baluta von sich auch in Rente gehen möchte. Dies sei aber nicht so. "Ich will gar nicht aufhören. Mein Vertrag wird nicht verlängert", habe Baluta zu ihm gesagt, erzählt Seyfried.

Nun setzen sich Seyfried und die weiteren Mitglieder der Bürgerinitiative also dafür ein, dass Baluta länger bleiben kann. "Das sind Spitzenmusiker, sehr variabel. Was die mit den vier Leuten machen, ist fantastisch", findet Seyfried. Nun wollen sie also Unterschriften sammeln und haben Plakate ausgehängt – an etwa 50 bis 60 Stellen in der Stadt, und es sollen sogar noch mehr werden. Seyfried ist bis jetzt total begeistert, wie die Aktion bei den Bad Wildbadern ankommt: "Die Listen liegen in Cafés und Restaurants aus, die Einzelhandels-Geschäfte sind fast alle dabei, sogar auch in Calmbach. Das wird so gut angenommen, das ist unglaublich." Teilweise seien die Unterschriftenlisten bereits nach einem Tag voll gewesen. "Die meisten sagen, das kann nicht sein, das ist eine Institution", so Seyfried weiter. Dies zeige die Bedeutung und Anerkennung für das, was das Ensemble geleistet habe und eigentlich 2022 sein 40-jähriges Bühnenjubiläum in Bad Wildbad feiern könnte. "Wir hätten es nicht gedacht, dass es so eine große Anteilnahme in der Bevölkerung gibt. Die Leute helfen mit und sprechen auch andere an", so Seyfried weiter.

Einen Monat lang will die Initiative Unterschriften sammeln und hofft, dass möglichst viele zusammen kommen. Denn die Listen sollen an Bürgermeister Klaus Mack übergeben werden und mit weniger als 500 Unterschriften brauche man erst gar nicht zu ihm gehen, so Seyfried.

Sie wollen dem Bürgermeister verdeutlichen, wie wichtig Balutas Angebot für die Stadt sei.

Musik ist ein Gesundheitsaspekt

Schließlich sei Bad Wildbad immer noch ein Kurbad und die Leute kämen hier her, weil es ihnen nicht gut gehe. "Musik ist Balsam für die Seele, Musik hilft", ist er überzeugt, dass die Musik ein weiterer Gesundheitsaspekt für die Kurgäste sei, schließlich wisse jeder, "dass Musik etwas bewirkt". Und es gebe, so ist Seyfried überzeugt, Gäste, die nur wegen Marcel Baluta kämen, "und die kaufen auch in der Stadt ein".

Seyfried weiß aber auch um das Manko, das das Baluta-Ensemble bei seinen Konzerten im Forum König-Karls-Bad hat: "Er spielt oft vor leerem Haus". Deshalb müsse man sich ein neues Konzept überlegen, mit dem man das vielleicht wieder ändern könnte, etwa durch verschiedene Spielorte wie die englische Kirche oder den Musikpavillon im Kurpark sowie die Zusammenarbeit mit Künstlern aus anderen Musikrichtungen. Seyfried gibt zu: "Wir wissen, dass es schwer wird." Und die Verwaltung könne und solle auch neue Wege beim Musik-Konzept gehen, aber dabei möglichst "alte Werte und Spitzen-Musiker erhalten".

Wichtig ist Seyfried zu betonen, dass die Initiative mit dieser Aktion niemand angreifen möchte. Dennoch hoffen sie, dass sie etwas zu einer Einigung zwischen der Stadt und dem Baluta-Ensemble beitragen können.

"Die Umfrage haben wir zur Kenntnis genommen. Herr Baluta hat große Verdienste. Es ist schön, dass es viele Unterstützer gibt", teilt Bürgermeister Mack auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Er erklärt auch noch einmal die historischen Zusammenhänge: "Bei der Teilkommunalisierung im Jahr 2012 ging das Baluta-Ensemble vom Land auf die städtische Touristik GmbH über. Da beim Land eine Auflösung des Ensembles bereits im Raum stand, haben wir stattdessen eine Effizienzrendite zugesagt und den Vertrag von Herrn Baluta bis zu seinem Ruhestand Ende 2020 verlängert. Das war meines Erachtens eine faire Lösung."

Stefanie Dickgiesser, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, würdigt die Leistung Balutas: "Uns ist bewusst, dass er ein Profi auf seinem Gebiet ist. Es steht außer Frage, dass seine Leistung sehr gut ist." Dennoch gibt sie zu, dass das "natürlich auch eine Kostenfrage" sei. Seit 2012 sei man bei der Stadtverwaltung eigentlich davon ausgegangen, dass das Ensemble mit dem Ende des Vertrags aufhören werde. "Wir planen bereits ein anderes Veranstaltungsprogramm und sind finanziell einfach nicht flexibel", sagt Dickgiesser. Man wolle die Zielgruppe des Ensembles nicht außer Acht lassen, aber Ziel des neuen Konzepts sei es, die Aufenthaltsdauer der Tagesgäste zu verlängern. Deshalb wolle man "mit neuen Veranstaltungen die Zielgruppen ansprechen, die es bis jetzt nicht trifft." Dickgiesser weiter: "Wir sind nicht mehr nur Kurort, wir sehen uns als Urlaubsort, als modernen Tourismusort und wollen Angebote schaffen, die dazu passen."