Dirk Lundberg mit einem "Stolperstein". Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Holocaust: Bei Fortbildung in Lehrerakademie werden drei Gedenkprojekte gezeigt

Bad Wildbad. 80 Jahre Reichspogromnacht war in vielen Schulen Thema im Geschichtsunterricht. Bei einem Lehrgang zum Thema wurden im Vorfeld die Lehrer an der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Bad Wildbad vorbereitet. Über diese theoretische Schulung hinaus wurden drei Projekte vorgestellt, die zum Teil schon länger laufen.

Akademiedirektor und Vorstand Bernd Schinko stellte gemeinsam mit Eva Obbarius und Daniel Felder Material für den Unterricht vor, das über Yad Vashem in Jerusalem informiert, die bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert. Yad Vashem wurde am 19. August 1953 durch einen Beschluss der Knesset (Parlament von Israel) als eine staatliche Behörde gegründet und wird jährlich von mehr als zwei Millionen Menschen aus aller Welt besucht. Die von den drei Lehrkräften selbst besuchte Gedenkstätte hat eigenes Unterrichtsmaterial herausgebracht, das an interessierte Lehrkräfte und vor allem an Kinder weitergegeben wird.

Digitale Lebensgeschichte

Das Projekt "Papierblatt" verbindet das Holocaust-Gedenken mit der Digitalisierung. Der Name des Projekts kommt von dem jüdischen Polen Mardechai Papirblat (Jahrgang 1923), dem die Flucht aus dem Todesmarsch von Auschwitz gelang und der 1945 in das damals britische Mandatsgebiet Palästina kam. Seine Vorfahren waren Schreiber, welche die Heiligen Schriften für zukünftige Generationen kopierten.

Ziel ist, die Lebensgeschichten von möglichst vielen der noch lebenden Zeitzeugen zum Holocaust zu erfahren und digital festzuhalten. Diese Zeugnisse des Überlebens als authentische Berichte in deutscher Sprache gewähren als Videodokumente den Schülern einen Zugang zum Holocaust. Die Lebensschicksale sind frei zugänglich in einem Online-Video-Archiv. Gegenüber Texten, so in einem Infoblatt, vermitteln die digitalen Videoberichte durch die erkennbare Gestik und Mimik sowie durch den Klang der Stimme einen ganzheitlichen Eindruck und eröffnen eine Beziehung von Mensch zu Mensch.

Auffällig sind auch die "Stolpersteine", die graviert in metallischem Glanz in manchen Städten, unter anderem in Pforzheim, in das Pflaster eingelassen sind. Sie erinnern daran, dass hier ein Mensch, der im Holocaust ermordet wurde, seinen letzten freien Wohnsitz hatte. Diese Menschen, so der Brettener Studiendirektor Dirk Lundberg, "sollen wieder einen Namen bekommen, in den KZs wurden sie zu Nummern degradiert". In Baden-Württemberg seien bisher etwa 2500 Stolpersteine in mehr als 130 Städten und Gemeinden, in ganz Deutschland 65 000 verlegt worden. Der Künstler Gunter Demnig fertigt seit 1992 die Stolpersteine an und verlegt sie. Lundberg berichtete den Teilnehmern der Fortbildungsveranstaltung über die Recherchen seiner Schüler, die bis nach Amerika reichen, aber auch über die politischen und menschlichen Bedingungen zur Verlegung dieser Steine. Auch der Arbeitskreis für "Juden in Wildbad" befasst sich derzeit mit diesem Thema.