Verschwunden sind die Gastronomiebereiche in Bad Wildbad, die früher im oberen Bereich an die König-Karl-Straße über die Große Enz reichten, wie die alte Postkarte zeigt. Fotos: Digitalarchiv Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Heinz Schafranek erläutert bei der Brückenführung in Bad Wildbad historische Zusammenhänge

Startet man die Zählung im Norden an der Langwiesenbrücke und endet im Süden mit der Lautenhof- und der Guldenbrücke, so kommt man in Bad Wildbad auf 29 Enzüberquerungen. In innerer Kernstadt und Kurpark liegen 27 davon. Dies berichtete Heinz Schafranek bei der Brückenführung des Kreisgeschichtsvereins Calw (KGV) in der Bäderstadt.

Bad Wildbad. Mehr als 30 Teilnehmer durfte KGV-Vereinschef Tobias Roller vor dem Bad Wildbader Bahnhof zu dem Rundgang willkommen heißen, unter ihnen Karl und Liesel Bechtle mit mehr als 90 Jahren. Im 18. Jahrhundert gab es zunächst nur die obere, mittlere und untere Brücke in der Stadt, die heute reich an solchen Bauwerken ist, führte Schafranek aus. Mit der Geschichte zu jeder Brücke zeigte er viele historische Zusammenhänge auf. So streifte er das Jahr 1824, als ein Hochwasser elf Brücken, drei Stege und zwei Häuser weggerissen habe.

Die nördlichen Brücken wurden in großformatigen Fotos "besichtigt". Nach dem Hinweis, dass die viel befahrene Brücke zum Nordportal des Meisterntunnels 1994 in nur zehn Monaten erbaut wurde, ging es zur ursprünglich als Eisenbrücke errichteten Postbrücke. Der benachbarte Steg zum ehemaligen "Hotel am Bahnhof" – zeitweise auch Hotel "Vier Jahreszeiten" und "Frey" benannt – wurde mit diesem im Jahr 2016 abgebrochen.

Nach Gasthaus benannt

Nur 21 Jahre alt wurde das erste Lindenbrückle, das 1896 ein Hochwasser wegriss. 1915 in seiner heutigen Form erbaut, wurde es Hindenburgbrücke getauft, aber im Volksmund hält sich bis heute die alte Benennung. Weiter ging es zur Wilde-Mann-Brücke, um die sich zwar Sagen ranken, die aber ihren Namen von dem ehemals an dieser Brücke stehenden Gasthaus erhielt. Die heutige Konstruktion löste 1962 einen 1878 aus Holz und Eisen gebauten Übergang ab. Enzaufwärts war nächster Haltepunkt der höhenverschiebbare Hofmannsteg, dem eine ehemalige Druckerei an dieser Stelle den Namen gab.

Vorbei an der Uhlandbrücke, dem Zugang zum Hotel Rossini, und den Plätzen früherer Überbauungen mit gastronomisch genutzten Flächen über dem Fluss wurde der 2000 entstandene metallene Cogolin-Steg erreicht. Dieser hat einen von Schlossermeister Hofsäß gefertigten Zwilling in Bad Wildbads französischer Partnerstadt, deren Namen er trägt.

Die obere Brücke, die König-Wilhelm-Brücke, wurde 1862 neu erbaut und 1903/04 ersetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde der "Wildbader Urquell" entdeckt. Diese, wohl bei einem Hochwasser verschüttete, uralte Bademöglichkeit, die laut Schafranek zwölf Meter über Leitern in die Tiefe führte, wurde vermutlich von Hirsauer Mönchen aus dem Fels gehauen. Moderne Untersuchungsmethoden von gefundenen Holzfragmenten belegten 1995, dass die 34,5 Grad warme Thermalquelle schon vor dem Jahr 1300 genutzt wurde.

Noch mancherlei war im Kurpark zur Geschichte des Bades zu hören. Verschwunden ist die Froschbrücke, die einst die gusseiserne Trinkhalle mit der rechten Enzseite verband. Nach einem treuen Badegast benannt ist der Hardtsteg aufgrund einer großzügigen Guldenspende. Verschwunden ist die nach einer Herzogstochter benannte Marienbrücke, die früher noch vor der Theaterbrücke enzaufwärts stand.

Der Spaziergang endete bei der seit 1885 in heutiger Konstruktion die Enz überspannende Reiterbrücke. Als Herzog Friedrich in den Kurpark ausreiten wollte, entstand diese 1798 zunächst ganz rasch aus Holz.